Der Millionär von Windhaag Der Aufstieg Joseph Mittermüllers und der Niedergang seiner Familie Von Max Neweklowsky Windhaag bei Freistadt ist gleich dem gesamten Gebiet des alten Freiwaldes, an dessen westlichem Rand es liegt, kein Boden, auf dem man Millionär werden kann. Der Ertrag der Fluren ist karg. Sie bergen keine Bodenschätze, es sei denn der Granit, der aber, gleich dem Holz, erst spät durch die Initiative kapitalskräftiger Unternehmer von auswärts und unter Einsatz neuartiger Transportmittel in größerem Ausmaß verwertet werden konnte^. Der untere, westliche Teil der im späten 13. Jahrhundert in den Wald vorgetriebenen Hof ackersiedlung Windhaag genoß zwar seit 1641 die Rechte eines herrschaftlich starhembergischen Marktes und war seit 1704 Sitz einer Pfarre. Aber infolge der Kargheit des um gebenden Landes brachte die Lage am Fernweg von Freistadt nach Zettwing dem Ort nur geringen Gewinn, besonders da nach dem 30 jährigen Krieg der Durchzugsverkehr wieder stärker den Weg über Kerschbaum nahm. Auch waren den Marktbürgern in bezug auf Freigeld und Abgaben keine wesentlichen Sonderrechte gewährt worden^. Nur die Besitzer jener Markthäuser, die außer einem Gewerbebetrieb oder dem Brau- und Schankrecht noch über reichlichen Grundbesitz verfügten — es waren dies die wohl auf alte Bauernan wesen zurückgehenden heutigen Häuser Nr. 1, 6, 17, 33 und 36 - konnten es so zu einigem Vermögen bringen. In diesen kleinen, nicht gerade viel verheißenden Marktort kam etwa 1706 ein 24jähriger Maurerbursch namens Joseph Mittermüller. Am 6. Jänner 1682 als Sohn des Bürgers Daniel Mittermüller zu Reichenthal geboren, hatte er im Alter von 16 Jahren den Vater verloren. Da bald darauf auch seine einzige Schwester starb, hätte er als Alleinerbe auf den nut rund 650 Gulden bewerteten väterlichen Besitz rechnen können, der in einem zwar stark verschuldeten, aber wohleingerichteten Bürgerhaus in Reichenthal bestand, das mit der üblichen Menge Ackerland und dem Recht, Bier zu brauen und Salz zu handeln, aus gestattet war. Doch der Mann, den die Mutter nach einem Jahre Witwenstand heiratete, hatte sich als so untüchtig erwiesen, daß sich nach einem weiteren Jahr die alten Schulden auf 800 Gulden verdoppelt hatten. So hatte Frau Anna, welcher das Haus im Alleinbesitz geblieben war, dieses im März 1700 den Gläubigern überlassen müssen, welche es dem ehe maligen Torwart von Schloß Waldenfels verkauften®. Dem Sohne war nichts als die Aussicht auf rund 80 Gulden väterliches Erbe verblieben. Die erste Nachricht von Joseph Mittermüller aus Windhaag besagt, daß er dort am Die Häuser des Marktes Windhaag wurden der Klarheit halber stets mit ihren heutigen Nmnmern bezeichnet, gleichgültig, ob es sich um die Zeit vor oder nach 1770 handelt, in welchem Jahre die Häusernumerierung durch geführt wurde. Zu den alten Maßen, Gewichten imd Geldsorten sei hier bemerkt; Ein Metzen Körnerfrucht, geteilt in 16 Maßl war 611/2 1, ein Eimer Flüssigkeit 56 1, ein Joch rund 5755 m®. Ein Gulden = acht Schilling = 60 Kreuzer = 240 Pfenning. Ein klares Verhältnis des früheren Geldwertes zum heutigen ist schwierig herzustellen. Man kann annehmen, daß der Gulden von 1750 etwas mehr als 100 heutige Schillinge, der von 1835 rund 50 Schilling wert war. Die folgenden Anmerkungen verzichten darauf, bei Matrikendaten die Quelle im zuständigen Pfarrarchiv (PfA.) zu zitieren. Dagegen wurden die Belegstellen aus Beständen des Marktarchivs Windhaag (MA.W.), des ehernahgen Landesgerichtsarchivs Linz (LGA.), der Herrschaftsarchive (HA.), alle im Oberösterreichischen Landesarchiv (GOLA.), angegeben. ' Die Holztrift erwies sich auf der Maltsch als nicht auf die Dauer möglich. Gustav Brachmann, Die Holz schwemme auf der Maltsch, OöHbl. 11 (1957) 154 f. ® Uber die Rechte der Windhaager Bürger vgl. Max Neweklowsky, Vom alten Markt Windhaag, Mühlv. Hbl. 7 (1967), 158 ff. ® » OÖLA. LGA. W 43, 7 ff. und 128.
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