OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 1/2

Zur Geschichte des Welser Theaters Gilbert Trathnigg Die Theatergeschichte Oberösterreichs haben vom 16. bis zum 18. Jahrhundert A. Sturm^ und F. Fuhrich^ in ausgezeichneten Überblicken behandelt, soweit sie auf Veröffent lichungen aufbauen konnten. Die Ergänzungen® aus dem bisher noch nicht veröffentlichten Material der verschiedenen Archive war dem Bearbeiter der Zusammenfassung nicht möglich, muß aber nachgeholt werden. Dabei ergibt sich jedoch die große Schwierigkeit, daß es kaum möglich ist, einen Archivbestand nur unter diesem Aspekt durchzuarbeiten. Die wenigen und verstreuten Nachrichten würden einen solchen Arbeitsaufwand niemals rechtfertigen. Im allgemeinen wird es nur möglich sein, als Nebenaufgabe bei anderen Arbeiten solche Nach richten mitzusammeln. Am Beispiel von Wels soll gezeigt werden, wie weit dies für diese Stadt möglich war, doch bin ich überzeugt, daß noch Ergänzungen möglich sein werden. Die Behandlung des Welser Passionsspieles erfolgte zuletzt durch L. Kaff und R. Zinnhobler^, von denen auch die Textfragmente veröffentlicht wurden. Zu diesen Fragmenten kommen noch Nachrichten aus der Lichtamtsrechnung® und aus dem Steuerregister 1545: 1525 LAR: Item den Schreibern und allen dy zum spill geholfen haben am Karfrey tag und dem Mesner für dy wachten ain Kolatzn® geben als gereit stat VII ß VIIII d. Item von laden zu furn geben, zum spill geben XII d, mer am Osterabent den Schreibern zum spil vnd supen vnd (daß) der Mesner gehuet hat geben VI Kandl Wein facit L XXX im d. 1534 LAR: Den Schreibern zum hl. Grab . . . 1552 LAR: Den Knaben für das Psalter Singen in den zwei Nächten 3 Suppen, Brot, Wein und Hering. „Mer von einem Kreuz ze machen geben in den Holzstock' den man henkht in der Khirchen wan man aus dem Grab nimbt XVI d". 1545 Steuerregister: Vermerckt die Ausgab auf die passionsspill so merrerstaills an der steur abzogen vnnd hieuer in Empfang gestellt, aber hierher widerumb für Ausgab be schrieben wiert: An Gall Kellner, Schneider 2 fl 3 ß 8 d Wolfgang Virchanger, Bäcker, f. Brot zum Spiel 1 fl 10 ß ' A. Sturm, Theatergeschichte Oberösterreichs im 16. und 17. Jahrhundert. Österr. Akademie der Wissen schaften, Kommission für Theatergeschichte Österreichs. Bd. I Oberösterreich, Heft 1. Wien 1964, insbes. S. 24-28, 72. ' F. Fuhrich, Theatergeschichte Oberösterreichs im 18. Jahrhundert. Osterreichische Akademie der Wissen schaften, Kommission für Theatergeschichte Österreichs, Bd. I Oberösterreich, Heft 2. Wien 1968, S. 69, 77 f., 156 f., 166, 336, 338. ® G. Trathnigg, Besprechung des Buches von F. Fuhrich im Jb. d. OO. Mus. Ver. 113 I (Linz) 1968, 303 f. ^ Das geistliche Schauspiel in Wels. 1. Die Welser Spielfragmente aus der Zeit um 1500 von Ludwig Kaff und Rudolf Zinnhobler. 2. Geschichte des geistlichen Schauspieles in Wels von Rudolf Zinnhobler. Jahresbericht des Kollegium Petrinum 1964/65. Von beiden Verfassern stammen außerdem: L. Kaff, Mittelalterliche Osterund Passionsspiele in Oberösterreich im Spiegel musikwissenschaftlicher Betrachtung (Schriftenreihe des Institutes für Landeskunde von Oberösterreich, Bd. 9). Linz 1956. L. Kaff, Das Welser Passionsspiel, Fest schrift des BRG Wels, Wels 1951, S. 29-50. R. Zinnhobler, Die Welser Spielfragmente aus der Zeit um 1500 in der Literatur. 11. Jb. d. Mus. Ver. Wels 1964/65, S. 45-50. R. Zinnhobler, Einiges über das Welser Passions spiel. Jb. d. BRG Wels 1960-62, S. 12—14. R. Zinnhobler, Aufriß einer Geschichte des geistlichen Schauspiels in Wels. OO. Heimatblätter, Jg. 17 (1963), 54-60. ® G. Trathnigg, Kirchen, S. 61. ' „Kolatzn" ist mhd. colläcie (aus lat. collatio) „Abendessen, Trunk danach. ' Holzstock: dieser Ausdruck wird von R. Zinnhobler mit Recht als Statue Christi gedeutet. Sonderdruck aus dem Jb. d. Kollegium Petrinum 1964/65, S. 20 f.

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