Maibuschen, Maikrüge, Pyramiden und Kronen in Welser Kirchen Gilbert Trathnigg Maikrüge^ werden vielfach als Gefäße mit Blumensträußen, die im Frühling als Fest oder Minnegaben gegeben werden, aufgefaßt. Im kirchlichen Bereich wurden sie auch als Ausstattungsstücke für Marienaltäre betrachtet, die vorzüglich im Mai Verwendung fanden. Schirek^ beschreibt sie hingegen als Ziergefaße aus Metall, Ambra, Elfenbein, edlem Holz und aus Majolika. Vielfach gehörten nach ihm auch künstliche Blumensträuße zu diesen Krügen. Auch auf dem 1679 von Kaiser Leopold I. für die Mariazeller Gnadenkapelle gestifteten Schmiedegitter standen „Mayenkrüge" als Zier der Torsäulen®. Ähnliche Zier krüge mit oder ohne Deckel findet man auch als Zier auf Abschlußleisten der Retabel barocker Altäre und als Zierelement in barocken Stiegenhäusern. Eine ganz besondere Rolle spielen solche Zierkrüge aber bei gemalten Bauernmöbel, vor allem bei Truhen, aber auch bei Kästen. Aus diesen Gefäßen wachsen Blumensträuße oder Bäume hervor, die man als Lebens bäume ansieht. Bei der Deutung dieser Gefäße nach ihrem Symbolgehalt, denkt man meist an den Krug mit Lebenswasser. Wie weit der Sinnbildgehalt noch lebendig war, als der Möbelmaler diese Formen schuf, sei dahingestellt. Ohne Zweifel hat man aber hier eine Ver bindung von alten Formen mit solchen barocker Ausgestaltung^. Während Schirek die Maikrüge allgemein als Ziergefäße betrachtet, wird von A. Haber land die Verbindung zum Monat Mai oder doch zum Frühling immer wieder hergestellt. Diese Möglichkeit ist zwar nicht auszuschließen, doch ist dagegen anzuführen, daß Sehmelier® unter Maibusch ein Blumenbüschel, einen Strauß, besonders einen künstlichen, der von der sogenannten Kränzleinbinderin aus Papier® usw. verfertigt wurde, versteht. Solche künstliche Sträuße wurden, wie er vermerkt, als Altarornamente aufgestellt. Unter Maikrug führt er als Bedeutungen an: „Gefäß, Blumen darein zu stellen". Es ist auch auf den Maiensonntag', wie in Schlesien der Sonntag Lätare heißt, ebenso hinzuweisen, wie auf das Schlagen von „Maien" zur Weihnachtszeit®. Frühneuhochdeutsch heißt „meie" „Festbaum, Äste (davon) zum Schmuck, Strauß". Diese weitgestreuten Bedeutungen lassen es schwerfallen, alle vom ' A. Haberlandt, Taschenwörterbuch der Volkskunde Österreichs S. 101. ® C. Schirek, Die k. k. Majolika-Geschirrfabrik in Holitsch, Materialien zu ihrer Geschichte. Brünn 1905. ' A. Haberlandt in Österreich, sein Land und Volk und seine Kultur, herausgegeben von M. Haberlandt. 2. Aufl. Wien 1929 S. 253 f. ' F. Lipp, OÖ. Bauernmöbel. Ausstellung Schloßmuseum Linz 1964, S. 10 f. und Abb. 11-13, 15, 16, 18, 20, 22, 24—26, 28, 30. - H. Nemec, Alpenländische Bauernkunst o. J., S. 30 ff., 32 ff. - L. Schmidt, Volkskunst in Österreich. Wien o. J., S. 52. - Aug. Wünsche, Die Sage vom Lebensbaum und Lebenswasser. Berlin 1906. - U. Holmberg, Der Baum des Lebens. Helsinki 1922. — H. H. Dum, Sinnbilder im Waldviertel ( = Niederdonau, Bd. 95). St. Pölten 1943. — M. Kislinger, Alte Bauernherrlichkeit. Linz 1957, S. 4, 18, 23, 31, 34, 27, 33, 74, 84, 85, 96. - M. Kislinger, Alte bäuerliche Kunst. Linz o. J., Abb. 15, 21, 33, 43, 65, 69, 73, 77, 79, 81, 87, 121, 191, 201, 203, 223, 235, 237. - Lebensbatim und Maikrug bes. im Rokoko und weiterhin bis zum Ausklang des Biedermeier auf Bauernmöbel sehr häufig. Aber noch Vorkommen auf Scheunentoren, Stadelhütten, Staubläden, Pressen, Beschlägen usw. ® I. A. Schmeller, Bayerisches Wörterbuch. München 1872 Sp. 1551. ® Z. B. aus „Gold- und Silber-Dock". ' Schmeller, a. a. O. Sp. 1550. ® Ötto Huth, Der Licherbaum. Berlin 1938 S. 22. - Vgl. auch G. Trathnigg, Der Bachlboschen in der Salz burger Waldordnung. OÖ. Heimatblätter 7 (1953) S. 361-363. - K.Kollnig, Weihnachtsholz und Winter maien in elsäss. Weistümern. Obd. Zs. f. V. 14, 1937, S. 81 ff. ' A. Götze, Frühneuhochdeutsches Glossar, Berlin 1930, S. 157.
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