OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 1/2

Die Pechölsteine im Gebiet von Unterweißenbach und Kaltenberg Von Josef Fürst und Franz Schaufler (Der Aufsatz „Die Pechölsteine im oberösterreichischen Mühlviertel" von E. Pietz, Oberösterreichische Heimatblätter, 22. Jahrgang (1968), Heft 3/4, hat sowohl in wissenschaftlichen Kreisen als auch bei den Behörden und bei der Bevölkerung lebhaften Widerhall gefunden. Mit besonderer Anerkennung muß hervorgehoben werden, daß der Bürgermeister von Unterweißenbach, Herr Josef Fürst, in seinem Wirkungsbereich den Auftrag erteilt hat, die dortigen Pechölsteine als ehrwürdige Denkmäler alten Hausgewerbes aufzunehmen, zu photographieren und zu beschreiben. Darüberhinaus hat Herr Bürgermeister Fürst die Absicht, die am besten erhal tenen Exemplare unter den Schutz der Gemeinde zu nehmen und sie durch Hinweistafeln auch dem Fremden verkehr zu erschließen. Die Redaktion.) Das Institut für Landeskunde von Oberösterreich und die Schriftleitung der „Oberösterreichischen Heimat blätter" danken dem Herrn Bürgermeister und dem Bearbeiter, Herrn Fachlehrer Franz Schaufler, für ihren vorbildlichen Einsatz und freuen sich, den Bericht der beiden Herren hiemit veröffentlichen zu dürfen und zu können. Ihr Dank gilt auch Herrn Ing. W. Obergottsberger, Landesbaudirektion Linz, der die beigegebene Verbreitungskarte für den Druck bearbeitet hat. Die Gemeinde Unterweißenbach konnte Herrn Fachlehrer Franz Schaufler von der hiesigen Hauptschule für die Erfassung der in den Gemeinden Unterweißenbach und Kal tenberg befindlichen Pechölsteine gewinnen. Herr Fachlehrer Schaufler hat sich dankens werterweise gleich an die Arbeit gemacht, so daß nunmehr folgende Beschreibung vorgelegt werden kann: Pechöl, bei uns „Pechü" genannt, wird von unseren Bauern noch hochgeschätzt. Es werden ihm wunderbare Heilkräfte zugeschrieben, eine Wertschätzung, die sich in der Volksmedizin wie im Aberglauben ununterbrochen bis in die Gegenwart erhalten hat. Es gibt es auch noch in einzelnen Geschäften zu kaufen, und zwar Liter zu 18 bis 20 Schil ling. Verwendet wird es bei uns noch in der Tier- und Humanmedizin, und zwar für: 1) Jungkälber, die an einer Nabelinfektion leiden, werden damit behandelt, die entzün dete Stelle wird damit bestrichen; 2) Rinder. Tieren, die sich auf der Weide „überfressen" haben und aufgebläht sind, wird Pechöl in das Maul gestrichen. Es hilft nach Aussage mehrerer Bauern nicht nur im akuten Fall, sondern auch vorbeugend für die ganze weitere Weidezeit in diesem Jahr; 3) wird es bei Mensch und Tier gegen eitrige Infektionen angewendet, so z. B. beim Men schen gegen den „Fingerwurm" (Nagelbettinfektion), gegen Furunkulose und phlegmoneartige Leiden. Auch als Gichtpflaster (ein Stofflappen wird mit Pechöl bestrichen) wird es geschätzt. Vermutet man bei einem Tier ein ähnliches Leiden, so wird das Pechöl ebenso angewendet. Es lokalisiert die Entzündung, reinigt offene Stellen, fördert die Durchblutung und beschleunigt so den Heilungsprozeß. Verstauchungen und die damit verbundenen Schwel lungen sollen früher abklingen, wenn man Pechöl darüberstreicht und verbindet. Vorbeu gend verwenden es die Bauern gegen den Schweinerotlauf („Saukrankheit"). Wenn er in der Nachbarschaft auftritt, werden die Planken der Schweinekoben mit Pechöl bestrichen. Einige Bauern brennen bei uns das Pechöl auch in alten Waschkesseln. An der tiefsten Stelle des Kessels wird ein Loch gemacht, durch das das Destillat abfließen kann. Stein Pechölstein beim Rauchschnabelanwesen, Aglasberg 8: Nr. 1 Besitzer: Landwirt Etzlstorfer Anton (Rauchschnabel) in Aglasberg 8, Gemeinde (Abb. 1) Unterweißenbach. Lage: Parzelle 2770/2, KG. Unterweißenbach, Neigung des Steines ungefähr 15"; Gravierung: Blattform.

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