Die Begabungen des ersten Mittermüllers waren offenbar zu vielseitig und einzigartig, als daß sie sich in einem seiner Nachkommen in gleicher Stärke und Zusammensetzung wiederholen hätten können. Aufbau und Betrieb eines Großhandelsgeschäftes erfordern ein größeres Maß von Initiative, Umsicht und Mut zum Risiko, als Durchschnittsmenschen gegeben ist, welche außerdem zu jener Zeit auf dem Handwerkssektor durch Zünfte, auf dem der Landwirtschaft durch die Grundobrigkeiten weitgehend bevormundet, aber auch geschützt waren. Zudem pnegt gerade die kaufmännische Begabung sich oft schon nach wenigen Gene rationen zu erschöpfen, wie die Geschichte bedeutender Handelshäuser lehrt. So traf der Rückschlag im Zwirnhandel, auf dem der Reichtum der Familie vor allem begründet war, in den Enkeln des ersten Joseph Mittermüller auf unerfahrene, wenig begabte junge Männer, die zu sehr die äußeren Erfolge des Großvaters vor Augen, aber zu wenig von seiner Weit sicht und Entschlußkraft in sich hatten, um - was, von heutiger Sicht aus, wohl am klügsten gewesen wäre - das stockende Handelsgeschäft rasch zu liquidieren und durch Ankauf von möglichst viel Grundstücken oder Tausch mit einem reichlich mit Grundbesitz versehenen Anwesen die Existenz der Familie auf einen reinen Agrarbetrieb umzustellen®'. Sie glaubten ihre Lage durch die Heirat mit reichen Erbinnen retten zu können. Da diese sich vielfach weder als verständige Hausfrauen noch als gesunde Mütter erwiesen, vollzog sich der Nieder gang nur umso gründlicher. Schließlich wurde infolge der drei verhältnismäßig dicht aufeinanderfolgenden Todes falle von 1754, 1775 und 1786 der Wirtschaft auf dem Mittermüllerhause durch die außer ordentlich hohen Erbschaftssteuern, Amtstaxen und Begräbniskosten jener Zeit ein Gesamt betrag von rund 6000 Gulden entzogen, ein Aderlaß, der in Verbindung mit den Forderungen der Miterben zur finanziellen Katastrophe führen mußte. So hat sich die Wirkung zeitund umweltbedingter Widrigkeiten, die zum Teil durch unglückliche Zufalle ausgelöst waren, mit den unausweichlichen Folgen der geheimnisvollen Gesetze menschlicher De generation zu einem Schicksal vereinigt, dem auch andere Familien erlegen wären als die allzu rasch reichgewordenen Mittermüller von Windhaag. So 1788, als das Anwesen Windhaag Nr. 17 mit mehr als 14 Joch um 1447 Gulden oder 1806, als das Anwesen Nr. 6 mit rund 19 Joch um 1800 Gulden käuflich zu haben war.
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