Einhebung eines Spielgeldes naiverweise eine Stärkung der Marktkasse versprach, und 1813 die Aufstellung eines steinernen Wasserkars, das 120 Gulden kostete und heute noch besteht". Im Laufe der Zeit trat neben Mittermüllers Passivität immer mehr sein Unvermögen zutage, die Amtsgeschäfte wirklich ordnungsgemäß zu führen. Zuweilen kamen seine Rech nungsabschlüsse von der Herrschaftskanzlei, die sie überprüfen mußte, als fehlerhaft oder vorschriftswidrig zurück. Daß der Marktrichter sich aber einmal zu seinen Gunsten geirrt hätte, kann nicht festgestellt werden. Ob er sich seiner Unzulänglichkeit jemals bewußt wurde, ist kaum anzunehmen. Dazu spricht aus seiner Unterschrift, die er meist mit dem langatmigen Doppeltitel „Markt- und Amtsrichter" versah, zu viel Selbstbewußtsein. Bei seinem Ableben am 21. Jänner 1834 ließ Mittermüller, wohl in jeder Hinsicht das Gegenteil seines Großvaters, sowohl die Marktfinanzen als auch die eigenen in arger Un ordnung zurück. Jene brachte sein Nachfolger, der Kaufmann Sicher auf dem Hause Nr. 35, bald wieder in Ordnung, diese zeigten ihren völligen Niedergang beim Abschluß der Ver lassenschaftsabhandlung am 12. April 1834^1. Unter den mit 1414 Gulden 21 Kreuzern bewerteten Aktiven finden sich an Vieh ledig lich eine Kuh und ein Kalb im Gesamtwert von 20 Gulden verzeichnet, dazu allerhand vielfach als abgenutzt und alt bezeichnetes Haus- und Landwirtschaftsgerät, dagegen keiner lei Bargeld, keine Aktivschulden, weder Braugerät noch Malz oder Hopfen und kaum nen nenswerte Vorräte an Getreide, Kartoffeln und Garn. Von einer Krämerei ist nicht mehr die Rede. Da sich die Passiven auf 2233 Gulden 29 Kreuzer beliefen, ergab sich ein ungedeckter Abgang von 819 Gulden 8 Kreuzern. Die Gläubiger, größtenteils Windhaager Bürger, erklärten sich zur Vermeidung eines Konkurses bereit, von ihren Forderungen 667 Gulden acht Kreuzer nachzulassen, falls eines der erbberechtigten fünf Kinder binnen eines Jahres „mit einer Heurathspartie aufkomme". Das Haus mit Zubehör wurde daher am 8. JuH 1834 dem einzigen Sohn des verstorbenen Marktrichters, dem ledigen Karl Mittermüller, eingeantwortet, allerdings erst nachdem er im Fleischhauer Franz Schmoll vom Hause Nr. 34, einem Bruder der Mutter, einen „Gutsteher", also einen Zahlungsbürgen, gefunden hatte. Dieser beglich die Begräbniskosten und befriedigte die dringlichsten Gläubiger, ließ sich aber von dem Neffen über diese Auslagen einen Schuldbrief ausstellen, der am 23. No vember 1834 auch im Grundbuch eingetragen wurde®^. Um die Wende von 1837 auf 1838 schlug der damalige Pfarrer von Windhaag der Be hörde vor, das mit den Gründen auf 1200 Gulden gesehätzte Mittermüllerhaus, dessen Wirt schaftsgebäude schon schadhaft wurden, für die Unterbringung der Schule aufzukaufen, denn das Haus Nr. 7 war für sie längst zu klein geworden. Der Freistädter Maurermeister Gerl erhielt daraufhin den Auftrag, das Haus Nr. 20 zu vermessen und zu beschreiben, doch kam es zu keinem Verkauf, weil den maßgebenden Stellen das weitläufige Anwesen wohl zu teuer war^'. Karl Mittermüller, der bei Übernahme des Hauses schon 37 Jahre alt war, brachte es weder zu einer Frau noch gelang es ihm, obwohl er gelernter Brauknecht war, die Wirtschaft auf dem Hause irgendwie zu aktivieren. Im Gegenteil mußte er, wie es sein Onkel Schmoll später ausdrückte, bei diesem immer wieder „für sehr viele kostspielige Bedürfnisse" Anleihen aufnehmen. So tat nun Schmoll den letzten Schritt. Er brachte alle auf dem Hause grund5» OÖLA. MA.W. Sch. 4. " OÖLA. LGA. R 243, 531 ff. Grundbucharchiv des OLG. Linz, BG. Freistadt, Satzbuch 4 d. Herrsch. Reichenau, 51 f. OÖLA. HA. Freistadt, Sch. 249. Vgl. Abbildung.
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