OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 1/2

infolgedessen im Hause an Bargeld zu mangeln begann, erweist sich, wenn, Mittermüller 1796 zwar das Nutzungsrecht der Stierwiese, das die Kommune durch Lizitation vergab, noch ersteigern konnte"^, ab 1804 aber schon hypothekarische Anleihen aufzunehmen begann und 1828 nach der Heidlwiese auch den Grund neben dem Pfarrhof verkaufte, auf dem einst der Großvater den Stadel errichtet hatte^®. Dieser war seither verfallen und abgerissen worden, da der Enkel nichts mehr darin aufzubewahren hatte. Unter solchen Umständen war es für ihn ein Glück, daß er ab 1801 von seinen Mit bürgern zum Marktrichter gewählt und durch die Herrschaft Reichenau immer wieder als solcher bestätigt wurde, denn dieses Amt, das er nun durch 33 Jahre, bis zu seinem Tod, bekleidete, bedeutete eine zwar bescheidene, aber immerhin konstante Einnahmsquelle. Da der Richter sowohl im Markt als auch im Amt Windhaag das Inkasso der regelmäßigen Abgaben durchzuführen hatte, wurden ihm diese für seine Person, zumindest teilweise, erlassen und außerdem standen ihm für alle Amtshandlungen bestimmte Gebühren zu. Qualifiziert hat sich Mittermüller für diese Stellung, vielleicht von einer gewissen Redner gabe abgesehen, durch größte Beflissenheit gegenüber jenen, die auf Grund ihrer Privilegien und ihres Reichtums den stärksten Einfluß im Markte besaßen. Schon 1790 hatte er, damals noch Gemeinredner, mit den Besitzern der Markthäuser Nr. 6, 8, 33 und 36 bei der Herr schaft jene begüterten Bürger vertreten, die zum Schaden ihrer ärmeren Mitbürger die alt hergebrachte Gemeinweide abschaffen wollten, um ihre Anteile einzuzäunen und nur für sich zu bewirtschaften®'. Später, als Marktrichter, fand er im Verein mit dem häufig wechselnden Gemeinredner weder Mut noch Mittel, die kärglichen Einnahmen der Kom mune wirksam zu erhöhen oder die trotz mehrfacher Mahnung durch die als Kontrolle wirkende Herrschaftskanzlei ständig wachsenden Ausgaben entscheidend zu drosseln. Die Marktkasse schloß daher, zumindest zwischen 1811 und 1826, fastjedes Jahr mit einem Defizit ab. 1811 betrug dieses infolge des Staatsbankrotts fast 1000 Gulden, denn man hatte vergessen, die Grund- und Pachtzinse, die Aufnahmsgebühren und die Standgelder der Marktfahrer, von denen übrigens die Hälfte dem Richter zufiel, in gleichem Maß zu erhöhen, wie die Arbeitslöhne und Materialkosten für die damals unbedingt nötig gewordene Erneuerung des Gemeindehauses (Windhaag Nr. 23) gestiegen waren. Wenn dann zur Deckung solcher Defizite eine Umlage ausgeschrieben wurde, wurde jeder Bürger, ob arm, ob reich, zu einem gleich hohen Beitrag herangezogen®®. Als gegen Ende seiner Amtszeit das Mühlkreisamt energisch die Errichtung eines neuen Schulgebäudes in Windhaag verlangte, verhielt sich in dem daraus entstehenden lebhaften Aktenwechsel der Marktrichter Mittermüller auffallend still. Nur ein einziges Schriftstück trägt - neben anderen - auch seine Unterschrift, nämlich ein Protokoll vom 12. März 1830, durch das der Neubau der Schule um mehr als zehn Jahre hinausgeschoben wurde, weil damals niemand im Markte gewillt war, ein dafür geeignetes Grundstück zu verkaufen®®. SowarendieeinzigenN euerungen, die der Markt d em durch ein Drittel] ahrhundert amtierenden Richter verdankte, 1803 die Errichtung einer Kegelbahn, von deren Betrieb man sich durch " OÖLA. MA.W. Sch. 4. *' Grundbucharchiv des OLG. Linz, BG. Freistadt, Satzbuch 1 der Herrseh. Reichenau 341, Gewährbuch derselben Herrsch. 6, 417 v. Der Verfasser dankt den zuständigen Herren für freundliche Erlaubnis zur Ein sichtnahme. " OÖLA. MA.W. Sch. 1. Das Ansinnen wurde von der Herrschaft abgewiesen. ®® Ebenda, Sch. 4. OÖLA. HA. Freistadt, Sch. 249. Am stärksten scheint sich damals der Wirt Johann Hackl zu Mairspindt Nr. 34, örtsrichter der K. G. Windhaag, um den Schulbau bemüht zu haben.

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