OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 1/2

Der jüngere von ihnen, der 20jährige Leopold Mittermüller, der nun das Haus mit allem Zugehörigem übernahm, konnte durch Eintreibung der Aktivschulden alle offenen Forderungen befriedigen, darunter den rückständigen Jahreslohn für je einen Knecht, eine Stuben-, eine Haus- und eine Viehmagd sowie die durch die Reformen Kaiser Josefs II. stark verringerten Erbschaftssteuern und Begräbniskosten. Auch seine zwei Miterben konnte er ohne weiteres ausbezahlen, denn das zu verteilende Nettovermögen belief sich nur mehr auf 15 Gulden, und der Bruder Johann, dem das Erbe nach dem Vater bisher noch nicht ausbezahlt worden war, verblieb auch weiterhin als bescheidener kränklicher Junggeselle im Elternhaus, bis er 1798 im Alter von 37 Jahren seinem Lungenleiden erlag. Der neue Besitzer des Hauses ließ sich gründlich Zeit, eine passende Frau zu finden. Sicher sollte sie jung und vermögend sein, doch kamen die meisten begüterten Windhaager Bürgerstöchter schon deshalb nicht in Betracht, weil sie mit dem jungen Mittermüller blutsverwandt waren, und außerdem mag man sich im Markte schon zugeraunt haben, daß er eigentlich keine gute Partie mehr sei. Da er selbst anscheinend nicht genug Unternehmungs geist entwickelte, anderswohin auf Brautschau zu gehen, so wartete er, bis die älteste Tochter des Fleischhauermeisters Matthias Schmoll, der 1774 von Zettwing nach Windhaag gekommen war und das Haus Nr. 34 gekauft hatte, 20 Jahre alt geworden war. Wieviel Heiratsgut Justina Schmoll bei ihrer Hochzeit am 23. November 1795 in die Ehe mitgebracht hat, war nicht festzustellen. Dem zweiten Leopold Mittermüller waren genau so wie seinem Großvater 47 Jahre Zeit zu wirken und zu schaffen vergönnt. Wie hat er sie genützt? Der zum Hause gehörige Grund besitz umfaßte, da er nicht vergrößert worden war, sowohl nach den Angaben des Josephinischen Lagebuchs (1787)3» als auch nach dem Franziszeischen Kataster (1828)^» etwa 51/4 Joch Äcker, U/s Joch Wiesen, alles zweitklassige Gründe auf dem Schwabenberg und in der nördlich daran anschließenden Au, und etwa eineinhalb Joch Wald im Kohlstattholz. Sie brachten um 1787 einen jährlichen Ertrag von nicht ganz 15 Metzen Korn und 17 Metzen Hafer sowie etwa zwei Klafter Holz. Von den 14 Zenten Heu und Grummet im Jahr konnten ein Pferd und zwei bis vier Stück Rindvieh nur ernährt werden, wenn, wie schon 1750, Futter dazugekauft wurde. Daß von einer solchen Landwirtschaft eine Familie mit Dienstleuten nicht leben konnte, war auch der Behörde klar, denn sonst hätte man im Franziszeum den Besitzer nicht als Pointler statt als Bauer bezeichnet. Dem seit langem un veränderten Umfang des Grundbesitzes entsprach ja auf dem Gebiete der Landarbeit we nigstens in der Gegend von Windhaag ein starres Festhalten an der alten Dreifelderwirtschaft, während man in manchen Gegenden südlich der Donau schon ab 1760 den Ertrag der Felder durch Kleebau auf dem Brachfeld zu steigern wußte^"^. Trat auf solche Weise der Landwirtschaftsbetrieb sozusagen auf der Stelle, so waren die übrigen mit dem Hause verbundenen Gewerbe in vollem Rückgang begriffen. Der Garnund Zwirnhandel ging, bedingt durch die Franzosenkriege, damals im ganzen Land ent scheidend zurück^». Die kleine Krämerei stellte ihren Betrieb ein, und die Brauerei war 1795 mit 138 Eimern Jahresausstoß an die letzte Stelle der vier damals noch in Windhaag tätigen Braubetriebe geraten^», und 1827 scheint sie überhaupt nicht mehr auU^. Wie sehr es 3® OÖLA. Josephinisches Lagebuch Mühlkreis 490/491. OÖLA. Franciszeischer Kataster, KG. Windhaag b. Fr., 1170 und 1177. Alfred Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich, 272. *3 Ebenda, 447 und 465. ^3 Heinrich Ludwig Werneck, Jb. d. Ges. f. d. Geschichte und Bibliographie des Brauwesens 1937, 76. " Benedikt Pillwein, Geschichte usw. d. Erzherzogtums Österreich ob der Enns, Mühlkreis, 2. Abt., 221.

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