OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 1/2

verstorbener Stiefbruder Michael gelernt hatte, stand er völlig fern. Das für den Wieder erwerb des Hauses Nr. 28 gesicherte Vorkaufsrecht ließ er ungenützt, so daß es der Familie verloren ging. Die Kramerei, die er auf sein eigenes Haus übertragen hatte lassen, kann angesichts der Tatsache, daß die bei seinem Ableben darin vorhandenen „Bandl und weniges Gewürtz" nur sechs Gulden wert waren, nicht als einträgliches Geschäft bezeichnet werden. Mit welchem Erfolg er die Landwirtschaft und das Brau- und Schankgewerbe betrieb, ist nicht feststellbar. Den Zwirnhandel hat er auf derselben Höhe gehalten, wie er ihn über nommen hatte. In seiner Verlassenschaftsabhandlung vom 11. September 1775^° ist als Erlös für den auf dem Linzer Bartholomäusmarkt verkauften Zwirn 3447 Gulden 26 Kreuzer an gegeben, und daheim lagerten noch rund 1500 Pfund größtenteils ungebleichter Zwirn im Wert von 1364 Gulden. Das Endergebnis der Hinterlassenschaft aber zeigt im Vergleich zu der nach dem Vater eine allgemeine Schrumpfung der Werte; beim Bruttovermögen, das sich auf rund 10.347 Gulden belief, auf etwas mehr als die Hälfte, beim Nettovermögen mit 6872 Gulden auf ein gutes Drittel dessen, was vor 20 Jahren der Vater hinterlassen hatte. Im Vergleich zu diesem war Leopold Mittermüller, selbst wenn man in Betracht zieht, daß ihm kaum die halbe Zeit der Wirksamkeit gegönnt war und kein Betrieb dauernd in gleicher Expansion entwickelt werden kann, eben doch ein Unternehmer von weitaus be scheidenerem Format. Bei seinem Tode fiel auf jedes der fünf Kinder ein Erbe von 1374 Gulden 14 Kreuzern. Da der jüngste Sohn erst acht Jahre zählte, wurde das Anwesen dem ältesten, dem 17jährigen Joseph Mittermüller übergeben, der vorzeitig großjährig erklärt und am 23. Februar 1778 zu Windhaag mit der 19jährigen Maria Anna Pfeffer, einer verwaisten Seifensieders tochter aus Schenkenfelden, getraut wurde. Nachdem die vom Vater hinterlassenen 590 Gulden Bargeld und die Aktivschulden seiner Hinterlassenschaft durch Begleichung der Herrschaftsgebühren und Passivschulden aufgezehrt worden waren, benötigte der junge Ehemann die 1200 Gulden, die ihm seine Gattin als Erbschaft nach ihren Eltern zugebracht hatte", um wenigstens einen Teil seiner Miterben auszubezahlen, nämlich die Schwester Anna Marie, die den Pregartner Bierbrauer Johann Georg Scherb heiratete, aber bald darauf kinderlos starb, und den Bruder Franz, welcher das Geld zum Erwerb eines Bäckerhauses in Groß-Siegharts brauchte. Die Forderungen der zwei jüngsten Brüder Johann und Leopold wurden nicht ausbezahlt, sondern auf dem Hause hypothekarisch sichergestellt. Der zweite Joseph Mittermüller überlebte seinen Vater nur um elf Jahre. Als er am 7. Jänner 1786 starb, waren ihm die Gattin und die drei Kinder, die sie ihm geschenkt hatte, schon vorausgegangen. Die kurze Zeit seiner Wirtschaftsführung läßt kein Urteil über seine Qualitäten zu. Manches, das seine Verlassenschaftsabhandlung vom 4. August 1787 aufzählt, deutet auf eine verfeinerte bürgerliche Kultur hin, so wenn etwa zwei Hausuhren und eine Sackuhr im Gesamtwert von 19 Gulden, 100 Pfund Zinngeschirr und 50 Servietten einer Hausuhr im Wert von sechs Schilling, 27 Pfund Zinn und fünf Servietten im Inventar naeh dem Großvater gegenüberstehen. Aber an Bargeld waren nur mehr 128 Gulden im Hause, und gegenüber einem Aktivvermögen von 4612 Gulden 40 Kreuzern beliefen sich die Pas siven auf 4597 Gulden 40 Kreuzer, wobei die Erbansprüche der Brüder Johann und Leopold die Hauptmasse ausmachten®®. OÖLA. LGA. R 188, 165 ff. Die Abhandlung wurde wohl deshalb erst sechs Wochen nach dem Tode Leopold Mittermüllers abgeschlossen, weil man das Ergebnis des Linzer Bartholomäusmarktes abwarten wollte. " OÖLA. HA. Freistadt, Bs. 193, 598. OÖLA. LGA. R 201, 76 ff.

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