OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 1/2

trägen wirken die übrigen Besitztümer des Verstorbenen eher bescheiden, doch sei einiges aufgezählt, denn daraus ergibt sich erst Klarheit über den damaligen Wert des Geldes. Trotz des Umbaus wurde das Brau- und Gasthaus samt Nebengebäuden und Hausgründen, der Holzhütte auf Gemeindegrund und einem Heidlgrundstück, dann einem Pferd, Wagen, Pflug und einer Egge sowie einem Hahn und einer Henne mit nur 780 Gulden bewertet, das Überländhäusel mit einem kleinen Anger, je einem Heid- und Kohlstattgrund und einem kleinen Garten mit 200 Gulden. Ein weiteres Pferd schätzte man auf zehn Gulden, vier Ochsen auf 70 Gulden, vier Kühe auf 30 Gulden, sieben Schweine auf 24 Gulden und acht Schafe auf sechs Gulden. Vom Wert der übrigen Fahrnisse mit rund 215 Gulden entfielen 44 Gulden, also der Wert von sechs Kühen, auf die „Leibsclaidter" des Verstorbenen, wohl hauptsächlich infolge der vielen silbernen Knöpfe, Schnallen und Borten, mit welchen er sein Gewand ausgestattet hatte. Gläubiger hatte der Millionär von Windhaag keine gehabt. Lediglich ein Ausstand von Taz, Braugeld und Aufschlag von 70 Gulden und der laufende Jahreslohn der Dienst boten, deren Zahl leider nicht angegeben ist, waren zu berichtigen. Weitaus schwerer wogen die Abgaben, die aus Anlaß des Todesfalles und der Erb teil vmg der Herrschaft Reichenau und ihren Beamten zustanden. 10 % „Fallfreigeld", also Erbschaftssteuer, 2 % Pflegergebühr, 1 % Teilgeld und je % % Kanzleitaxe und Richtergebühren machten mit einigen anderen Auslagen der Behörden rund 3670 Gulden aus. Dazu kamen die unumgänglichen Zehrungen; die beim Kondukt kostete nicht ganz 54 Gulden, die bei Anlegung der Sperre elf Gulden, die Teilzehrung aber, deren Kosten die Herrschaft nach der Größe der Verlassenschaft festsetzte, fast 259 Gulden. Der Kondukt, mit Rücksicht auf das Vermögen des Verstorbenen möglichst aufwendig gestaltet, kostete mehr als 300 Gulden. Der Pfarrer erhielt 50^2 Gulden, jeder der beiden assistierenden Kapläne einen Gulden, die Kirche Windhaag außer den ihr gebührenden 32 Gulden 100 Gulden für zwei Jahrmessen, 24 Gulden für Seelenmessen und rund fünf Gulden für „Creuz, Cronen Stäb" und fünf Pfund Wachs. An die beim Begräbnis teilnehmenden Armen wurden sechs Gulden verteilt. Dem Freistädter Tuchmacher Sallmann schuldete man 22 Gulden für Klagtuch, dem dortigen Kaufmann Sperl 55 Gulden für Trauerflore und dergleichen, dem Maurerhandwerk drei Schilling sechs Kreuzer für das Bahrtuch und die Windlichter. Auch für eine Grabtafel wurde gesorgt. Sie kostete 15 Gulden und ist heute noch im Inneren der Windhaager Kirche an der Evangelienseite zu sehen; eine ganz gute Arbeit aus Solnhofer Schiefer, die in einem reichen Barockrahmen auch eine Art Wappen mit den Maurerwerkzeugen Zirkel, Winkelmaß und Kelle zeigt^'. Eiserne Gesundheit hatte Joseph Mittermüller das für seine Zeit hohe Alter von 72 Jahren erreichen lassen. Woran er am 17. Jänner 1754 gestorben ist, sagt die Totenmatrik nicht, doch kann er nicht lange krank gewesen sein, denn die Unterschrift, mit der er 18 Tage vorher die Richtigkeit der Windhaager Marktrechnung bestätigte, verrät nichts von einem Nachlassen der Kräfte. In den nicht ganz 50 Jahren seines Wirkens hatte er trotz seiner recht schmalen finanziellen Ausgangsbasis in Windhaag zwei Häuser erworben, von welchen er das bedeutendere großzügig umbaute, die damit verbundenen Betriebe bis an die oberste Die Inschrift (auf der Abbildung nicht in allem lesbar) lautet: Leßer Stehe Still / Alhier legt begraben der Ehr/ßame Herr Joseph Mittermühlner / des Hochgräflichen Marckt Windt-/haag Rathsburger und Maurermai/ster so in Gott seelig verschiden den 17ten/Jenner 1754 seines Alters in den 76./Jahrs, hat mit seiner Ersteren Eheconsortin / Sußanna Pilßin 20 und mit der Lezteren Elisabe/tha, einer gebohrenen Scherbin 28 Jahr gehauset, deme Gott / und Unß allen eine glückseelige Auferstehung ertheillen wolle und gedenke; / Heint an Mir - Morgen an Dir.

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