Rüstgeld betrug weniger als die Hälfte dessen, was die Besitzer der Häuser Nr. 6, 8, 33 und 36 zu leisten hatten. Aber er hatte im ersten Stock seines neuerbauten Hauses, wie noch die Legende auf dem Plan von 1838 besagt, zwei geräumige Schüttkästen geschaffen, die zusammen mit dem riesigen Dachboden einen Lagerraum von rund 300 Quadratmeter Bodenfläche bildeten. Und dort waren, wie das Inventar von Mittermüllers Hinterlassenschaft vom 4. Februar 1754 verzeichneb'^, nicht weniger als 223 Metzen Hafer, 168 Metzen Korn, 227 Metzen Gerste und 230 Metzen Malz sowie 2860 Pfund Garn und 2254 Pfund Zwirn, also doppelt gedrehtes Garn, verschiedener Sorten aufgestapelt, wozu 231 Klafter Holz, 400 Pfund Pech und 10 Metzen Asche in und bei der Holzhütte kamen. Diese riesigen Vorräte, zusammen auf rund 4200 Gulden geschätzt, die den Bedarf jedes bürgerlichen Haushalts weit über stiegen, warteten offenbar nur auf das winterliche Ansteigen der Preise, um dann verhandelt zu werden. Geliefert hatten sie mit anderen die mehr als 90 Bauern und Häusler aus Elmberg, Piberschlag, Mairspindt, Zettwing, Hundsberg, Oberwindhaag, Predetschlag, Hacklbrunn, Sandl und von der Schanz, welche mit Beträgen von 50 bis 150 Gulden in der erwähnten Hinterlassenschaftsabhandlung als Schuldner Mittermüllers aufscheinen. Im Ausmaß von insgesamt über 7000 Gulden hatten sie bei dem Maurermeister, Krämer, Brauer und Wirt Schulden gemacht oder Darlehen aufgenommen. Diese waren gewährt worden, allerdings mit einer gewissen Vorsicht, denn die Verlassenschaft weiß nichts von zweifelhaften oder un einbringlichen Schulden, und gegen eine Verzinsung von jährlich 10 Pfennig für den Gulden, was einem durchaus erträglichen Zinsfuß von 4 i/e % entspricht. Beim chronischen Bargeld mangel auf dem Lande lag es nahe, die Rückzahlung in Form von Naturalerzeugnissen auszubedingen. Welche Bewertungen dabei ausgehandelt worden waren, ist nicht überliefert. Sicher ist allerdings, daß das Garn, wenn es in solchen Mengen zur Abdeckung von Schulden dem Gläubiger als Handelsware geliefert wurde, den armen Leinwebern in unheilvoller Weise verknappt und verteuert werden mußte^®. Mittermüllers Abnehmer aber waren wohl zum guten Teil jene Kaufleute in Freistadt, Steyr, Waidhofen, Kirchdorf, Salzburg und Schwaz, deren Namen die Liste der Schuldner in der Verlassenschaft ebenfalls aufzählt. Sie hatten offenkundig auf Ziel gekauft, brauchten also ihre Verbindlichkeiten, zusammen 3730 Gulden, nicht zu verzinsen. Schließlich konnte es Mittermüller nur mit Hilfe solcher ausgedehnter Handels- und Kreditgeschäfte zu einem so riesenhaften Vermögen bringen, wie es die Verlassenschafts abhandlung als Endsumme ausweist: Mit einem Bruttovermögen von 25.875 Gulden drei Schilling 23 Pfennig war er nicht nur der reichste Mann von Windhaag und Umgebung geworden, sondern sein Nettovermögen von 19.963 Gulden übertraf das seiner meisten nicht adeligen Zeitgenossen im Lande ob der Enns, einige schwerreiche Stadtbürger von Linz und Steyr ausgenommen^'. Nach dem Verhältnis der Getreidepreise entspräche dieser Summe heute ein Vermögen von mehr als zwei Millionen Schilling. Trotz der schon angeführten bedeutenden Guthaben, zu welchen noch weitere Schulden, darunter die eines Sohns und eines Schwiegersohns mit rund 3740 Gulden, kamen, fand sich in Mittermüllers Nachlaß Bargeld im Wert von mehr als 6600 Gulden. Neben solchen Be- " OÖLA. LGA. R 166, 19 flf. und HA. Freistadt, Hs. 169, 140 f. Was durch mehrfache Beschwerden der Leinweber bei der Landeshauptmannschaft bewiesen ist. (Alfred Marks, Das Leinengewerbe imd der Leinenhandel im Lande ob der Enns. Jb. d. Oö. Musealvereins 95 (1950), S. 220 f. und 251. " So etwa die Linzer Schiffmeister Johann Michael Scheibenpogen (LR. B II B 1, 110) und Franz Winkler (ebenda, B II B 2, 520).
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