zwischen den Flüssen Erlauf im Westen, der Donau im Norden und der Enns im Westen. In ständigem Zusammenspiel der Eisenproduktion und -Ver arbeitung mit der aus dem Vorland kommenden Ver sorgung durch die dortige Landwirtschaft erweist sich die „Eisenwurzen" als ein seit Jahrhunderten wohl ausgewogenes Wirtschaftsgebiet. Wieder spiegelt eine, wie es vorerst den Anschein hat, völlig willkürlich zusammengestellte annalenartige „Chronik" die Ge schichte des Landes, aus der jedoeh bald ersichtlich wird, wie sehr die ausgewählten Einzelereignisse die jeweilige historische Gesamtsituation schlaglichtartig erhellen.(Man bedauert nur, daß nicht auch der Ver such gemacht wurde, für die kulturwissenschaftlich tätigen Leser durch einfache Hinweise auch die Quellen für die jeweiligen Mitteilungen anzugeben.) Wie diese von der frühen menschlichen Besiedlung bis in unsere Tage geführte Datensammlung läßt auch die folgende, z. T. scharf pointierte „Kleine Kunstund Kulturgeschichte" die kulturelle Entwicklung des Landes in all ihrer Vielfalt erkennen,schildert das Bauernland mit den Vierkant- bzw. den „T-Höfen", (wobei auch des aus dem oö. Grenzgebiet vertrauten Schichtwechsels in der Wandgestaltung: Bruchstein abwechselnd mit Ziegelmauerung, gedacht wird) und Getreidekasten (für die bei den Höfen um Göstling vom Verfasser merkwürdigerweise die Bezeichnung „Kitting" gleich dem Namen der doch ganz anders gearteteren Speicher im Burgenland verwendet wird), dann den Gebäuden der Eisenverarbeitung von den Hämmern und Herrenhäusern bis zu den Arbeiter siedlungen,und schließlichden Schlössern,Klösternund Kirchen im Wechsel der Stile. Diesem Abschnitt folgt schließlich die Masse der alphabetisch gereihten Artikel über die einzelnen Orte mit Behandlung der Ortsgeschichte (z. T. unter Anführung von Lokal sagen) und der Baulichkeiten vom sakralen Denkmal bis zur Profanarchitektur. Daß in einem dem öster reichischen Eisenzentrum gewidmeten Spezialwerk der wichtigsten österreichischen Eisenstadt, Steyr, be sonders gedacht ist - sie wurde auf 14 Textseiten gewürdigt -, versteht sich in einem so gründlichen Werk von selbst. Wird man den „Eppel" auch vielfach mit dem „Dehio" in Vergleich ziehen, so besteht zu diesem bewährten Kunsthandbuch dochzumindestder Unter schied, daß man die Bände Eppels nicht einfach in das Auto mitpacken und dann zur gelegentlichen Be nützung fallweise hervorholen wird,sondern, daß man durch Stil und Anlage veranlaßt ist, das Werk zur Gänze zu lesen und gewinnbringend zu studieren, wobei, was wir als Wunsch bei einer Neuauflage aus sprechen, die Benützung des Werkes sicherlich noch erleichtert würde, wenn statt des gar zu einfachen topographischen Kärtchens auch eine die verkehrs geographischen Verhältnisse berücksichtigende Karte beigegeben wird,die in ihrerAusstattung dem Rang des sonst so schönen Buches entspricht. E. B. Michael Dengg, Lungauer Volkssagen, 3. Auflage. Im Selbstverlag des Verfassers. Mautemdorf, Ledermoos 119. 296 Seiten. Illustra tionen von R.Boika. Es gehört wohl zu den erfreulichsten Aufgaben eines Rezensenten,einen Autor zum Erscheinen seines Buches in seinem 90. Lebensjahr beglückwünschen zu können. Michael Dengg, dem wir schon so viele Mitteilungen über das Volksleben seiner Lungauer Heimat verdanken, ist es gegönnt, nunmehr bereits die dritte Auflage seiner Sagensammlung, jetzt viel fach erweitert, zu erleben. Der Inhalt seines Buches führt freilich z. T. über den Titel weit hinaus, da der Autor durch zahlreiche geographische und historische Mitteilungen (und hier vor allem über die Römerzeit) und über das Lungauer Brauchtum weit über den Rahmen eines Sagenbuches hinausgreift. Aber die engen Verflechtungen zwischen diesem und dem Sagengut der Landschaft rechtfertigen solche Aus griffe, wie man dies z. B. bei der Beschreibung der Lungauer Riesenflguren (etwa dem Samson von Tamsweg), beim „Kasmandlfahren" (mit dem man das Mühlviertler „Wolfablassen" vergleiche) oder der Zederhauser „Prangstangen" ersehen kann. Besonders dankbar aber wird die Volksforschung Michael Dengg sein für die Mitteilungen über höchst be merkenswerte burschenschaftliche Bräuche, deren Übung ihren Nachhall in den entsprechenden Sagen gefunden hat, wie z. B. in der Geschichte von den vier Burschen, die sich beliebig in Wölfe verwandeln konnten (S. 217 f.) oder von den strohgeflochtenen Pferden, auf denen die männliche Jugend in den Mittwinternächten durch den Ort galoppierte, bis sich in unheimlicher Dämonie die Reittiere plötzlich in wirkliche Pferde verwandelten und mit den Burschen davonjagten (S. 60 f.). Damit aber stehen wir schon mitten in den Sagenaufzeichnungen selbst, die meist in knappen (jedoch in der Schriftsprache) wieder gegebenen Aussagen des Volkes und manchmal (leider) auch in novellistischer Ausschmückung wieder gegeben werden. Für den oberösterreichischen Sagen forscher recht aufschlußreich ist das Vorkommen gleichartiger Motive aus dem Weihnachtsfestkreis, wie das Reden der Tiere in der Heiligen Nacht, die Geschichten von der Wilden Jagd und vom frev lerischen Jagen, Kartenspielen und Eisstockschießen während der Heiligen Stunde oder die zahlreichen Schloßsagen mit den Motiven von unterirdischen Gängen, verborgenen Schätzen, dem Auftreten von Gespenstern, dem Kampf der feindlichen Brüder und tyrannischen Ritter usw. Manchmal wird dabei auch aufhistorische Persönlichkeiten Bezuggenommen, wie etwa auf die Fürstin Margaretha Maultasch und den Ritter Thannhauser. Ein großer Raum ist den Überlieferungen über Hexen und Zauberer gewidmet, wobei einzelne sogar namentlich angeführt werden, wie die „Staudinger Hexe" oder der „Zauberer Jackl" auf Moosham (zu dem man die Geschichten vom Zauberer Jagl auf Schloß Bernstein in Oberösterreich vergleiche). Einen kurzen Abschnitt widmet der Ver fasser auch der Wiedergabe von Schwänken in Form von Schildbürgerstreichen, die die Bevölkerung des Lungaus vor allem den Zederhausern andichtet. Interessant sind auch die Berichte über die „Sau schneider", deren ambulantes Gewerbe im Lungau beheimatet ist, von wo aus sie bereits im 18. Jahr hundert über ganz Österreich ausgeschwärmt sind. Bei dieser Reichhaltigkeit des Inhalts und bei diesem Gewicht mancher Motive wird niemand, der sich ernsthaft mit Sagenforschung beschäftigt, an dem Buch des greisen Autors vorübergehen können, dem sich die österreichische Volkskunde stets dankbar verbunden fühlt. Ernst BurgstaUer 58
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