OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

Rede aus, mit einem Wunsch also, dem man sich angesichts der jüngsten Entwicklung auf dem Uni versitätssektor rückhaltlos anschließen möchte. Günter Kieslich, Kommunikationskrisen in der Wissenschaft.Salzburger Universitätsreden, Heft 38. Verlag Anton Pustet, Salzburg-Mün chen. Salzburg 1969. 28 Seiten. Der langjährige Leiter des Presse- und Informations referats der ständigen Konferenz der Kultusminister in Bonn erhielt im März 1968 die Ernennung zum ordentlichen Universitätsprofessor für Publizistik und Kommunikationstheorie an der Universität Salzburg. Mit dieser Berufung wurde einer der bedeutendsten Publizistikwissenschafter des deutschen Sprach raumes gewonnen, der sich im besonderen Maße der Erforschung der Frühgeschichte der Presse widmet. In seiner Antrittsvorlesung hat Kieslich durch den Bericht über zwei Kommunikationskrisen der Wissen schaft sein Fachgebiet vor Augen geführt und gleich zeitig die Aufgabe des Publizistikwissenschafters vorskizziert - das Zurück- und Vorfragen nach den von der Gesellschaft oder bestimmten Gruppen in der Gesellschaft unter den jeweiligen politischen,sozio logischen, kulturellen und technischen Gegeben heiten geschaffenen Kommunikationssystemen und -formen. In kurzer, prägnanter Form entwirft Kieslich die Kommunikationskrisen der Gelehrten vom Aus gang des 17.Jahrhunderts an, als sich die alten Kom munikationsformen des zeit- und ortsbegrenzten wissenschaftlichen Gruppengesprächs der Gelehrten einer Universität, der private Informationsaustausch der Wissenschafter untereinander, durch die ständig anwachsende Zahl der Druckwerke unzureichend gestalteten. Als technologisch-organisatorische Lösung erwiesen sich die journalistischen Grundmodelle des Journalsund der Zeitschrift, wodurch der aktu elle, regelmäßige und öffentliche Austausch wissen schaftlicher Erkenntnisse und Information gesichert schien. Die heutige, zweite Kommunikationskrise in der Wissenschaft erweist sich vielmehr als Informations krise, die kommunikativen Schwierigkeiten der Ge lehrten liegen nicht in der Kategorie „Raum"des 17. Jahrhunderts, sondern in Zeit und Masse. Die Erfassung, Verarbeitung und schnelle Weitergabe der gigantischen Informationsmassen an die richtigen Adressaten stellt sich als entscheidendes Problem dar. Eine wahrhaft imgeheure Informationsexplosion hat sich entwickelt, deren Bewältigung nur mehr mit Hilfe von Computern und Automaten, mit auto matischer Informationskompression, -Selektion, -klassifikation, -speicherung und besonderen Abruf systemen möglich ist und sein wird. Die Wachstums rate der Aufsätze beträgt jährlich 150.000, die Zahl der aktiven Wissenschafter verdoppelt sich in der Welt alle 35 Jahre, neben den Fachsprachen und eigenen Zeichensystemen vollzieht sich ständig ein stärkeres Eindringen unverständlicher Nationalsprachen. Die Naturwissenschaften haben sich die elektro nische Erfassung, Verarbeitung und Speicherung be reits zunutze gemacht, und auch für die Geistes wissenschaften wird sich die Informationsauswertung in kürzester Zeit und Informationsspeicherung nach elektronischem System als unumgängliche Notwendig keit erweisen. Walter Dei-Negro, Das Bildimgsgesetz der Alpen und Apenninen. Salzburger Universitäts reden, Heft 40. Verlag Anton Pustet, SalzburgMünchen. Salzburg 1969. 24 Seiten, 1 Abb. Walter Del-Negro hat sich als Verfasser zahl reicher philosophischer Schriften bereits einen Namen gemacht. Seit den fünfziger Jahren schenkte er jedoch auch seinem zweiten Fach, der Geographie, und hier in besonderem Maße der Geologie, seine Aufmerk samkeit. Als man 1964 an die Errichtung der Philo sophischen Fakultät Salzburg schritt, zog man Walter Del-Negro als Lehrbeauftragtenfür Geologie am Geo graphischen Institut der Universität heran. Bereits 67jährig unterzog er sich nochmals der Habilitierung an der gleichen Fakultät. 1968 wurde ihm schließlich der Titel eines ao. Universitätsprofessors verliehen. Am 19. November 1968 hielt Professor Del-Negro seine Abschiedsvorlesung im Rahmen des Geographi schen Instituts mit der überaus interessanten Themen stellung: „Das Bildungsgesetz der Alpen und Apenninen". Es ist dem Pustet-Verlag zu danken, daß diese wertvolle Untersuchung Veröffentlichung fand. Nach einem kurzen allgemeinen Überblick über den orogenen Zyklus der Gebirge behandelt er in An lehnung an die Theorien H. G. Wunderlichs die Ent stehung der Apenninen, derfranzösisch-italienischen Westalpen, der Schweizer Alpen, wobei er im letzteren Fall den Theorien Trümpys folgt. Die Behandlung dieser Gebiete war mit keinerlei Anlaß zu tiefgreifenden Kontroversen verbunden, wohl aber das abschließende Kapitel über die Ost alpen. Hier schloß sich Del-Negro ganz den Meinungen der in Österreich vorherrschenden Deckentheoretiker an,um in dieser Richtung die Argumente Wunderlichs gegen diese Theorien zu entkräften. Tabellarische Übersichten führen die chronologische Entstehung der Gebirgszüge anschaulich vor Augen. Zum Abschluß dieser Besprechungen bedarf es einer besonderen Hervorhebung des Universitäts verlages Anton Pustet, der durch seine Reihe der Salzburger Universitätsreden manche hochinteressante Studien bedeutender Gelehrter der Salzburger Uni versität zur Veröffentlichung bringt. Heidelinde Klug FranzEppel,DieEisenwurzen.Land zwischen Enns, Erlauf und Eisenerz. Bd. IV der „Oster reichischen Kunstmonographie". Verlag St. Peter,Salzburg 1968.246Seiten,72 Abbildungen. Bereits in Oberösterreichische Heimatblätter Jg. 21 (1967) haben wir anläßlich der Besprechung der voran gegangenen Werke von Fr. Eppe! und A. Schmeller („Das Waldviertel", „Die Wachau", „Das Burgen land") daraufhingewiesen, daß mit der Anlage dieser Werke ein eigener Typus von Kunstführern geschaffen wurde, da hier die Kunstwerke einer organisch ab gegrenzten Landschaft nicht als Phänomene für sich, sondern als Elemente der gesamten Kultur- und Sozial geschichte des betreffenden Gebietes betrachtet und erläutert werden. Mit dem Band über die Eisenwurzen greift das Arbeitsgebiet F. Eppels auch auf einen der schönsten und interessantesten Teile Oberösterreichs,das Ennstal, herein, wodurch das Buch auch für unser Bundesland besonders wertvoll wird. Das vom Verfasser als un gefähr dreieckiges Areal beschriebene Gebiet des „Innerberger" Raumes oder der „Eisenwurzen" liegt, mit seiner südlichen Spitze den Erzberg bildend, 57

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2