OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

bis in die rasche industrielle Entwicklung des 20.Jahr hunderts sich erstreckt, die Enns die Entstehung von derzeit 13 Betrieben gebracht hat, von denen 4 über 100 Dienstnehmer beschäftigen. Die Verfassung und Verwaltung der Stadt findet eine gelungene Be leuchtung ihrer Probleme durch die Wiedergabe der wichtigsten Wahlordnungen sowie durch gut gewählte Auszüge aus den Ennser Ratssitzungen bzw. Rats und Gerichtsprotokollen des 17. Jahrhunderts. Eine Aufzählung der städtischen Organe,ja die namentliche Anführung der Stadtrichter und Bürgermeister, der Ehrenbürger der Stadt Enns - erster Ehrenbürger war der in Enns geborene Schriftsteller und ober österreichische Heimatdichter,Vizedirektor der Staats druckerei in Wien, Karl Adam Kaltenbrunner - geben ein fast lückenloses Bild der großen Vergangen heit der Stadt. Eine kurze Schilderung der kriegerischen Er eignisse in und um Lorch-Enns, beginnend mit den Markomannenkriegen bis zu den unseligen Kriegen unseres Jahrhunderts, untermalt das Kapitel über die Wehrverfassung, in dem Amstler Aufzeichnungen des früheren Stadthistorikers Primär Dr.JosefSchicker über ehemalige Regimenter in Enns aus der Zeit von 1600-1800 einbaute. Die Kapitel über die Entstehung des Siegels, Wappens und der Fahne der Stadtsowie die kurzeZu sammenfassung der Burgen und Schlösser in und um Enns bilden den Übergang zum kirchlichen Leben, das im besonderen die Kultkontinuität dieses Raumes durch die Lorcher Kirche vom gallo-römischen Tempelbau über die frühchristliche Kirche des 4.Jahr hunderts, das frühmittelalterliche Gotteshaus aus dem 9.Jahrhundert, den Kirchenumbau von 1323 bis zur Erhebung der renovierten Kirche zur Basilika im Jahre 1968 reicht. An die Aufzählung der in Enns bestandenen und noch bestehenden katholischen Kirchen und Kapellen schließt sich ein kurzes, aber übersichtliches und klar geschildertes Eingehen in die Zeit des Protestantismus, der auch in Enns mit der Ausweisung der protestantischen Schulmeister, Pre diger und Pastoren im Jahre 1627 seine Schlagkraft eingebüßt hatte. An die Besprechung des Wohlfahrtswesens schließt sich das Thema Bildungswesen. Amstler streift darin jene Gebiete der Kultur,in denen Enns Eigenständiges lieferte. In der Dichtung findet sich als würdigster Vertreter Karl A. Kaltenbrunner, auf dem Gebiete der Malerei das alte Künstlergeschlecht der Dallinger und in der heutigen Zeit die in Linz lebende, ge bürtige Ennserin, die Malerin Prof. Vilma Eckl. Eine Übersicht über die Quellen und Darstellungen der Stadtgeschichte, die Sammlung der stadtgeschicht lichen Quellen sowie ein kurzer Einblick in die Ge schichte des Museumsvereins Lauriacum und des Museums der Stadt beenden diese sich durch besondere Stoffkenntnis und Lokalwissen auszeichnende Stadt chronik, mit der sich Josef Amstler selbst das schönste Denkmal gesetzt hat. HeideUnde Klug Gerhoch von Reichersberg. Zu seinem 800. Todestag. Nihil ohstat. Odulf Danecker,Propst. Druck;Landesverlag Linz.Linz 1969.61 Seiten, Bildanhang. Drei Augustiner-Chorherren aus den Stiften St. Florian, Klosterneuburg und Reichersberg haben sich in diesem Bändchen das Ziel gesetzt, das Leben und segensreiche Wirken eines bedeutenden Ver treters ihres Ordens in gemessener Form zu würdigen. Gerhoch von Reichersberg, dessen Todestag sich am 27. Juni 1969 zum 800. Mal jährte, zählt zweifellos zu den führenden Persönlichkeiten der großen Reform bewegung des 12. Jahrhunderts. Der Theologieprofessor und Historiker DDr.Karl Rehberger (Stift St. Florian) unterstreicht in seiner Biographie des Propstes von Reichersberg dessen einzigartige Persönlichkeit. Gerhoch von Reichersberg stand mit seinem Wollen, seinen Ideen mitten in der an kräftigen Entwicklungen und heftigen Auseinander setzungen ringenden Kirche und Theologie des 12. Jahrhunderts. Rehberger schildert ihn als größte Persönlichkeit, die im Laufe der Jahrhunderts in Oberösterreich gewirkt und in der Geschichte der Kirche des deutschen Raumes eine führende Rolle gespielt hat. In kurzer und prägnanter Weise führt der Autor die Entwicklung Gerhochs vom noch nicht 25jährigen Domherrn von Augsburg, anfangs fremd jeder Reform gegenüberstehend,zum späteren Propst von Reichersberg, der erfüllt war von seinem Ziel eines gemeinsamen Lebens des Klerus. 37 Jahre, von 1132 bis zu seinem Tode 1169 leitete Gerhoch dasStift, das er von einer unsicheren Existenzzu einem allseitig gesicherten Dasein führte. Neben der oft zeitraubenden Leitung und Verwaltung des Stiftes bewältigte Gerhoch ein unvorstellbares Arbeits pensum - elfmal führte ihn sein Weg nach Rom, er nahm an päpstlichen Visitationen teil, reiste oftmals auf die zahlreichen Reichstage, um sich oder sein Stift gegen Angriffe zu verteidigen und erarbeitete schließlich zahlreiche wissenschaftliche Schriften, die neun dicke Codices füllen. All diese Schriften waren getragen von der Lieblingsidee Gerhochs,einer Reform der Kirche durch die Zusammenführung des Klerus zum gemeinsamen Leben, dem Ideal des Chorherren ordens überhaupt. Gerade diese Idee ist es, die bis heute ihre überzeitlichkeit und Aussagekraft bewahrt hat, ersichtlich in der Betonung des Gemeinschafts bezuges des Priestertums durch das 2. Vatikanische Konzil. Das Problem der „Vita communis clericorum" Gerhochs nahm sich der Stadtpfarrer von Kloster neuburg, Dr. Norbert Höslinger, zum Thema. In der Lebensweise der regulierten Kanoniker sah Gerhoch die einzig von Christus gewollte, die unverfälschte Augustinerregel,somit die einzige richtige Lebensform für den Seelsorgeklerus. Diese Ideen erweisen sich auch heute noch, nach Höslingers Ausführungen, als brauchbare Grundideen, beziehen sie sich doch auf die ordentliche Seelsorgetätigkeit in der Diözese und die Pflege des gemeinschaftlichen Lebens. Univ.-Assistent Dr. Wolfgang Jungschaffer ana lysiert im letzten Beitrag dieser höchst interessanten und bemerkenswerten Festschrift die „Arles liberales" und den Symbolismus in den Werken Gerhochs von Reichersberg. In Gerhochs Ideen, in seinen Werken, fand der deutsche Symbolismus jene Geisteshaltung, die die ganze Welt in bildhaftem Bezug zu Gott und der Heilsökonomie stehend sah, seinen letzten Höhe punkt. Gerhoch verband reiches theologisches Wissen und literarisches Werk in so leidenschaftlicher und umfassender Weise mit den Zeitereignissen in Kirche und Welt, daß er dadurch seinem Zeitgenossen Bernhard von Glairvaux ebenbürtig wurde. Der äußere Anlaß des 800. Todestages gab somit den Ausschlag,einen Mann in das Blickfeld der Kirche zu rücken, der unverdienterweise der Vergessenheit 52

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