OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

Närodopisn^ aktualiti» herausgegeben vom Institut für Volkskunstforschung in Straznice CSSR. Jahrgang 1968, Heft 3/4; 1969, Heft 1/2' Wieder enthalten die handlichen Hefte einige auch für die oberösterreichische Volkskunde interes santen Beiträge. In Heft 3/4 des Jahrgangs 1968 ist vor allem die Beschreibung der Weihnachts bräuche in der mährischen Walachei von J. Tomas, die vom Umzug des heiligen „Mikulas" (Nikolaus) in Begleitung von Teufeln in Tiermaskierung, Türken, Zigeunern, Juden und der Maske des Todes (s. den Aufzug der„Midlao" im Sauwald), dem Auftreten einer weißen Lucienfrau (gleich den oberösterreichi schen Nikolausfrauen im südlichen Bezirk Kirchdorf und im östlichen Mühlviertel), der Herstellung und der Funktion der weihnachtlichen Kultbrote, den Wahrsagebräuchen, weihnachtlichen Hirtenspielen und Dreikönigsaufzügen früherer Zeit berichtet. Aus dem Heft 1/2 1969 sind vor allem die program matischen Aufsätze von O.Sirovatka über das Studium der Volksballaden und V.L.Svoboda zur Erforschung der Volkstrachten und ihrer Herstellung interessant. Ernst Burgstaller Gerhard WinMer, Die Reichsbeamten von Noricum und ihr Personal bis zum Ende der römischen Herrschaft.Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Wien 1969, Kommissionsverlag der Österreichischen Akademie der Wissen schaften. Österr. Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Sitzungsbe richte, 261. Band, 2. Abhandlung. 181 Seiten, 2 Tafeln. Es ist merkwürdig, daß oftmals gewisse Problem e von denen man meint,sie lägen gewissermaßen aufder Hand, von der Wissenschaft erstaunlich lange nicht aufgegriffen und behandelt werden, wie hier die Erforschung der während der Römerzeit in Noricum tätigen Beamten. Erst G. Winkler hat sich der mühe vollen imd zeitraubenden Aufgabe unterzogen, Namen, Daten und Lebensläufe der Procuratoren, Legaten und der verschiedenen Beamten ihrer Officien sowie der zahlreichen Beamten der Finanz-, Zoll-, Post- und Bergwerksverwaltungen zu erheben, mit dem gesamten umfangreichen Belegmaterial aus Inschriften und Nachweisen aus antiken Schrift stellern zusammenzustellen und das Ergebnis in vor bildlicher Weise mit exakter Sachlichkeit zu publi zieren. Man ist erstaimt, wie weltweit die leitenden Beamten eingesetzt wurden,die das eine Mal in Britan nien, das nächste Mal in Noricum und dann wieder in einer afrikanischen oder asiatischen Provinz Dienst machten. Für Oberösterreich ergeben sich naturge mäß zahlreiche wesentliche Erkenntnisse, die ins besondere mit den Orten Lauriacum und Ovilava verknüpft sind. Daß dabei auch die Persön lichkeit des heiligen Florian, die erst kürzlich von W.Neumüller^ ausführlich behandelt wurde, mit den bisher feststellbaren Lebensdaten aufscheint, ist wohl selbstverständlich. Ist auch im Hinblick darauf, daß das schöne Werk von G. Winkler aus einer Dissertation hervorge gangen ist, durchaus verständlich, daß die den Fach leuten geläufigen Agenden der einzelnen Kategorien der römischen Beamten nicht näher ausgeführt tvurden, so würde es den sachlich interessierten Laien das Studium des Buches doch wesentlich erleichtert haben, wenn darüber in einigen Zeilen berichtet worden wäre. Ebenso hätte die Beigabe einer ein fachen Karte mit der Eintragung der erwähnten ört lichkeiten sehr zur Veranschaulichung des Textes bei getragen. Schließlich würde man es sehr begrüßen, wenn bei einer zweiten Auflage jenen römischen örtlichkeiten, deren Lokalisierung feststeht, auch die gegenwärtige Ortsbezeichnung(eventuellin Klammer) beigesetzt würde, was der exakten Wissenschaftlich keit des schönen und wichtigen Buches sicher keinen Abbruch tun wird. E. B. ^ Wiüibrord Neumüller,Sie gaben Zeugnis. Lorch, Stätte des heiligen Florian und seiner Gefährten. Linz 1968, s. Besprechung in OÖ. Heimatblätter, Jahrgang 22, Heft 1/2, 114 f. Josef Amstler, Geschichte der Stadt Enns. Enns 1969. Hrsg. im Selbstverlag der Stadt gemeinde Enns. 148 Seiten, 44 Abb., 1 Stadt plan. Das eigenartige Schicksal der Ennser Stadtge schichtsschreibung hat sich nun zum vierten Mal er füllt. Drei namhafte Historiker bzw. historisch tätige Persönlichkeiten, wie Dr. Alexander Gaheis, Dr.Josef Schicker und Hofrat Dr.Eduard Straßmayr,arbeiteten an einer umfassenden Geschichte der Stadt Enns, aber bei allen griff der Tod noch vor Vollendung des Werkes zu. Der fundierteste Kenner der Ennser Stadtgeschichte und gebürtige Ennser, Hauptschul direktor i. R.Josef Amstler, langjähriges Mitglied des Musealvereins Enns, Kustos des Museums Enns, Konsulent der oö. Landesregierung und Ehrenbürger von Enns, wagte sich nach anfänglicher Sammlung des Materials an dieses wegen seiner Stoffülle und wegen der komplizierten Quellenlage schwierige Unter fangen. Aber auch ihm war es versagt, sein Lebens werk vollendet zu sehen. An seinem Krankenbett diktierte er noch die letzten Seiten, am 12. November 1968 verschied der treue Chronist seiner Heimatstadt, ohne sein fertiges Buch in Händen gehabt zu haben. Josef Amstler baute seine Stadtgeschichte nach den von der Österreichischen Akademie der Wissen schaften für das Österreichische Städtebuch aufge stellten Grundlagen auf. Das Schicksal gönnte es Amstler nicht, die Herausgabe des Städtebuches mit dem von ihm verfaßten Beitrag über Enns zu erleben. Diese Richtlinien forderten eine kurze, prägnante Darstellungsweise, die Amstler auch in seine Ge schichte der Stadt Enns übernahm. Sach- und Schlag wörter sind die Titel der einzelnen Kapitel, die jeweils den ganzen Geschichtsablaufdes betreffenden Themas wiedergeben und in historischerSchau bis zurjüngsten Vergangenheit und Gegenwart entwickeln. Unge heure Materialfülle zeichnet das Werk aus, eine Fülle, wie sie nur ein eifriger Heimatforscher im Laufe eines langen Lebens ansammeln konnte. Nicht ein hoch wissenschaftliches Werk war das Ziel, so daß natur gemäß ein wissenschaftlicher Apparat mit Anmerkun gen und Schlagwortverzeichnis fehlt. Die wichtigsten Quellen sind jedoch hervorgehoben, neben einer Zitierung bringt Amstler oft wörthche oder zu mindest inhalthche Wiedergabe. Er führt zum Beispiel wörtlich den Zunftbrief der Bäcker von 1678, die Fleischordnung von 1592-um nur einige zu nennenzur besseren Illustrierung vor Augen. Breiteren Raum nimmt die Behandlung der Wirt schaft ein, die von den ersten Anfängen im römischen Militärlager mit seiner Bronzegießerei und seinen Werkstätten, seiner Eisengießerei und Schildfabrik 51

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