OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

Hermann Haiböck Die oberösterreichische Heimatpflege und Volkskunst hat einen vielseitigen Mitarbeiter verloren: Hermann Haiböck ist am 13. August 1969 in Oberneukirchen nach langem und schwerem, durch zwei im Krieg erlittene Kopfverwundungen verursachten Leiden kurz vor der Vollendung seines 47. Lebensjahres verstorben. Hermann Haiböck wurde am 30. August 1922 als fünftes und letztes Kind des Bäcker meisters Johann Haiböck in Oberneukirchen geboren. Die finanzielle Lage seiner Eltern gestattete dem begabten Knaben nicht den Besuch einer höheren Schule, sein unerfüllbarer Traum war der Lehrberuf. Nach Besuch der Volksschule erarbeitete er sich im Selbststudium den Hauptschullehrstoff und legte an Linzer Hauptschulen die Prüfungen ab, schließlich erlernte er das Bäckerhandwerk in der Bäckerei seines Vaters. In diesen Jahren erwarb sich der junge Haiböck eine fundierte Kenntnis der Natur, er entwickelte sieh zu einem erfolg reichen Wurzel-, Kräuter- und Püzsammler; die daraus gewonnenen finanziellen Mittel gaben ihm durch den Ankaufvon Büchern und Zeichenmaterial Grundlage für seine wissen schaftliche und künstlerische Schulung. Seit seinem 10. Lebensjahre hatte sich Hermann Haiböck der Heimatforschung und Heimatpflege gewidmet und führte bereits in seinen Jugendjahren einen erbittertenKampf gegen das Entfernen der alten Marterl und Bildstöcke. 1933 gründete er mit einigen gleichgesinnten Buben unter der Leitung des damaligen Gemeindearztes Dr. Wöß und des gleichfalls 1969 verstorbenen Pfarrers P. Malachias Birklbauer den „Forschungsverein Oberneukirchen", zu dessen Obmann der 11jährige Hermann gewählt wurde. Fanatischer Rettungseifer erfüllte den Buben,ihm verdanken viele historische und volkskundliche Gegen stände - heute wohlverwahrt in Heimathäusern und Museen -ihr Bestehen. Das Hauptziel des Vereines war neben der Bildstock- und Kapellenpflege auch die Burgenforschung. Eine reiche internationale Korrespondenz wurde geführt, Mitarbeiter und Forscher konnten in Budweis, Hohenfurt, Baden-Baden, Köln, Leipzig und Hamburg gewonnen werden. Der Krieg brachte einejähe Unterbrechung,aber auch Haiböcks Tätigkeit als Komman dant von verschiedenen Minensuchbooten hielt ihn nicht von seiner Malerei - „der malende Steuermann" — und handwerklichen Basteleien ab. Nach dem Krieg wurden die Folgeerscheinungen von zwei schweren Kopfverletzungen so unerträglich, daß nach 4jähriger Tätigkeit beim Magistrat Linz eine weitere geregelte Berufstätigkeit unmöglieh zu werden begann. Seit dem Jahre 1951 stellte er nun, soweit es ihm sein Gesundheitszustand erlaubte, seine ganze Kraft in den Dienst der Heimatpflege. Er verfaßte lokalhistorische, auch zahlreiche volkskundliche Aufsätze in den oberösterreichi schen Tages- und Wochenzeitungen. Auch das Institut für Landeskunde besaß in Hermann Haiböck einen eifrigen Mitarbeiter der OÖ. Heimatblätter. So stammen die Aufsätze „Kerbhölzer und Zehentstecken, Hauptrequisiten der ,Buchhaltung' früherer Jahrhunderte" [Hhl. 18 (1964) H. 3/4] und „Der Bergführer AntonEngel aus Ebensee" [Hbl. 20 (1966) H. 3/4] von seiner Feder. Es war ihm nicht vergönnt, die Publizierung seines letzten Bei trages über „Spreißelkreuze" im vorigen Heft der Heimatblätter zu erleben. Viele kleinere, meist heimatkundliche oder volkskundliche Aufsätze schrieb er für die Mühlviertler Heimat blätter, für die Schriften der Ost- und Südostkunde. Sein Hauptwerk sind jedoch die rund 350 Bildstöcke, Marterl imd Kapellen, die er durch seine kunstvolle Restaurierung vor der Vernichtung gerettet hat. Diese, wie er sie nannte,„steingewordenen Geschichtsbücher des Volkes" weisen meist ein bis vier Bilder auf, 48

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