OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

Friedrich Morton Am 10. Juli 1969 ist Regierungsrat Prof. Dr. Friedrich Morton nach schwerem Leiden in Hallstatt gestorben. Am 1. November hätte er seinen 80. Geburtstag begehen können. In seinem knappen Bericht über sein Leben und Werk vom 14. Februar steht: „Ich habe vielleicht gegen 430 Artikel allein über Hallstatt und das Salzkammergut geschrieben. Verhältnismäßig spät begann ich Bücher zu schreiben, so ,Urwald',,Xelahuh. Abenteuer im Urwald von Guatemala' (in vier Sprachen übersetzt), ,Der Robinson aus Österreich', ,Tierra! Tierra!' (Columbus-Roman). Ich habe wohl wie jeder Mensch viel geirrt und würde heute manchmal anders handeln. Eines darfichjedoch mit gutem Gewissen behaupten: ich habe nur der Arbeit gelebt,und auch jetzt noch, nach drei schweren An fallen Meniöre'scher Krankheit (Störung im Gleichgewichtsorgan) mit monatelangem Bett lager, trachte ich, jede Minute der Arbeit zu widmen. Ich betreibe höchste Zeitökonomie, kein Radio, kein Kino, nichts Überflüssiges, nur Arbeit, die für mich ein Lebenselixier ist." Zu Beginn des Monats Juni erreichte mich ein Brief, datiert mit 3., in zittriger Hand schrift, weil es ihm nicht mehr möglich war, auf der Maschine zu schreiben.Es heißt darin: „... Ich komme soeben aus dem Spital, wo ich zwei Monate verbrachte. Ich kann nun, gestützt von meiner Frau und auf einen Stock, mühsam im Zimmer ein paar Schritte gehen und dann geht es wieder ins Bett. Die Arthritis wird nie mehr gut,jede Feldarbeit ist zu Ende. Mein ganzer wissenschaftlicher Betrieb steht still." Damit meinte er seine botanische Station in Hallstatt. Er befaßte sich ja auch mit der Hydrobiologie des Hallstätter Sees und hatte zu diesem Zweck ein entsprechendes Labo ratorium mit Schiffshütte, Boot und Instrumenten für die Seeforschung eingerichtet. Im Grunde war Friedrich Mortons Werk ein Leben für Hallstatt, das auch zu beson derer Erfüllung kam. Nur Friedrich Simony,der Erschließer des Dachsteinmassives, Gründer des Hallstätter Museums und Freund Adalbert Stifters, und Johann Georg Ramsauer, Berg meister, damals der leitende Beamte der Saline Hallstatt, aber auch Anreger und Leiter der ersten großen Ausgrabungen am Salzberg, haben vor ihm Ähnliches für den idyllisch am See gelegenen Markt geleistet. Seit Friedrich Morton gibt es eine annähernd lückenlose Geschichte Hallstatts vom Neolithikum bis in unsere Tage,und zwar in ethnografischer,volkskundlicher und sozialer Schau - ein ungeheures Pensum für einen einzigen Menschen, wenn man noch bedenkt, daß Morton auch als Mittelschulprofessor tätig war und zu jenen Forschern alter Schule gehört, die jeden noch so geringen Fortschritt in der Entwicklung hinlänglich belegt wissen wollen, bevor sie zur Feder greifen und die Ergebnisse ihres Bemühens endgültig fixieren. Friedrich Morton wurde am I.November 1890 als Sohn eines Offiziers der k. u. k. Armee in Görz geboren. In Klagenfurt besuchte er das Gymnasium,inskribierte dann an der Universität Wien für die naturwissenschaftlichen Fächer und promovierte 1914 auch an der Alma mater Rudolfina zum Doktor der Philosophie. Molisch und Wettstein in Botanik, Grobben in Zoologie und Skraup in Chemie waren seine bedeutendsten Lehrer. Nach Ab legung der Prüfung für das Lehramt der Naturwissenschaften und Mathematik an Mittel schulen praktizierte er an der Botanischen Station in Lunz am See und an derZoologischen Station in Triest und erlernte die Steinschleiferei. Er wollte auch im Handwerklichen perfekt sein.In autodidaktischem Studium bildete er sich zum Prähistoriker aus und machte sich, wiederim Praktikum,mit dem Handwerk des Farbfotografen vertraut.In diesem Zusammen hang veiwollkommneteersich in mehreren Lehrgängen in der wissenschafüichen Fotografie. 45

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