OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

ab Jäger kein Freund von Feuerwaffen war. Er lehnte - so berichtet Gilbert Trathniggi*-bei derJagd das neue Feuergewehr ab und zog die gefahrlichere Art,das Gamsoder Steinwild im Felsgelände zu stellen und mit dem Jagd- oder Gamsschaft auszuwerfen, vor. Nur die Armbrust ließ der begeisterte Jäger noch bei dieser Art derJagd gelten, als ihm bei zunehmendem Alter das Klettern schwer fiel. Ähnliche Maßnahmen gegen diese Waffe erließ im Jahre 1522 die Stadt Ferrara.^® Jedermann war es strengstens verboten, nachts oder bei Tag eine Schußwaffe innerhalb des Stadtbereichs mit sich zu führen. Ganz besonders streng galt dieses Verbot für Radschloß gewehre. Im Jahre 1523 wurde die diesbezügliche Verordnung noch strenger und genauer formuliert:„Und da eine besonders gefahrliche Art von Feuerwaffen in Gebrauch gekommen ist, die gewöhnlich Steingewehr^' genannt wird, mit welcher man leicht Selbstmord begehen kann,verbreitete Seine Hoheit,in Kenntnis dessen, daß es sich um teuflische Waren handelt, das Tragen derselben ohne ausdrückliche Erlaubnis unter Strafe, daß öffentlich eine Hand abgeschlagen wird"^'. Modena, Mailand, Florenz und andere italienische Städte folgten dem Beispiel Ferraras. In Wels läßt sich zur Zeit der zahlreichen Verbote in Italien,im 2. Viertel des 16.Jahr hunderts,ein besonders starkes Ansteigen des Vorhandenseins dieses Waffentyps nachweisen. Zweifelsohne ist darin eine Beeinflussung der Ausrüstung des Landsknechtes auf die des Bürgers zu sehen. Denn stets weist die bürgerliche Bewaffnung eine starke Neigung zum An gleich an die des Landsknechtes, bei reicheren Städten an die des Landsknechtoffiziers auf. Im Krieg begann man damals diese Waffe gerade ob jener Eigenschaften, welche in den Städten zu Verboten Anlaß gaben, besonders zu schätzen. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts lassen sich in Wels die ersten Pistolen nachweisen. Binnen kurzer Zeit waren sie dem Bürger eine beliebte Reise- und Hauswaffe geworden. Wenngleich auch die Pistole mit Radschloß das Radschloßkurzgewehr bald an Handlichkeit übertraf und an Zuverlässigkeit als ebenbürtig betrachtet werden konnte, so wollten sich die Welser Bürger von dieser Waffe dennoch nicht trennen. Das „handtbüxl" spielte zwar im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts als Reisebewaffnung kaum mehr eine wesentliche Rolle,findet sich aber im 17.Jahrhundert noch immer als Hauswaffe erwähnt. Zum letzten Male wird über die Handbüchse im Jahre 1632 berichtet.^® Quellen Archiv der Stadt Wels,Sammlung „Bürgerinventare und Verlassenschaften". "G.Trathnigg, Kaiser Maximilian als Jäger, Katalog der Jagdausstellung Wels 1967, 25. "Peterson, Alte Feuerwaffen,63. "Gemeint ist das Radschloßkurzgewehr. "Peterson, Alte Feuerwaffen,63 f. Inventar des Christoph HUEBMER,1632. 44

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