OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

Harold L. Peterson bringt in seinem ausführlichen Werk „Alte Feuerwaffen"® die Ab bildung einer Handbüchse. Deutlich läßt dieses Bild erkennen, daß weder am Laufnoch am Schaft Haken oder Ringe zur Befestigung eines Tragriemens angebracht waren. Eine überaus interessante Beschreibung der kurzen Feuerwaffe finden wir ebenfalls bei Peterson. Als im Jahre 1542 portugiesische Matrosen auf einer japanischen Insel landeten,nahmen sie auch ihre Gewehre - eben solche Handbüchsen - mit, dieja - wie eingangs schon erwähnt- bei den Seeleuten sehr verbreitet waren. Die Waffe erregte einiges Aufsehen, wie ein Bericht eines Japaners erkennen läßt.„...sie führten ein Ding mitsich ..., das ungefähr einen halben Arm oder mehr lang war (etwa 50-70 cm), gerade, schwer und hohl. Ein Ende war jedoch ge schlossen und nicht weit davon lag ein kleines Loch,durch das man Feuer anzündete.Der Gegenstand wurde wie folgt gebraucht; Eine geheimnisvolle Medizin wurde eingefüllt, dazu ein kleines Bleistück, und wenn man die Medizin durch das Loch anzündete, flog das Bleistück heraus und trafalles. Beim Abfeuern sah man Feuer und Blitz und hörte ein Geräusch wie Donner, und die Umstehenden hielten sich die Ohren zu"'. Auch die Erfindung des Radschlosses tat diesem kurzen und handlichen Gewehr in seiner Verbreitung wenig Abbruch. Einer der frühesten Hinweise aufdas Radschloßgewehr stammt aus dem Jahr 1515i". Demnach soll ein gewisser Laux Pfister in Konstanz durch unvor sichtiges Hantieren mit einer solchen Waffe eine Frau verletzt haben. Es ist anzunehmen, daß zugleich mit dem Aufkommen des Radschlosses^^Handbüchsen solchen Systems gebaut wurden. Wenn auch das Radschloß eine brauchbare Konstruktion einer Pistole erbrachte, so läßt sich trotzdem in Wels bis ins tiefe 17.Jahrhundert durch die Inventare das Fortbestehen der mit Radschloß versehenen Kurzgewehre nachweisen^'. Als Grund dafür mag gelten, daß man einerseits schon sehr an dieses Gewehr gewohnt war und es sich überdies, gegenüber der zwar leichteren und handlicheren Pistole, als treffsicherer und weitreichender erwies. Das Radschloßkurzgewehr - die Bauart blieb bis auf das neue Schloßsystem gleich — fand rasche Verbreitung. Es konnte allzeit als feuerbereite Waffe getragen werden, ließ sich leicht unter der Kleidung verbergen, und keine glimmende Lunte verriet im Dunkeln den Schützen. Durch das Radschloßgewehr stiegen jedoch Unfälle, Selbstmorde und Gewalt taten an, und zweifellos kam der Handbüchse dabei eine entscheidende Rolle zu. Selbst die Bürger, die diese Waffe, meist als Kaufleute und Reisende, stets mit sich geführt hatten, brachten der neuen Entwicklung Mißtrauen entgegen. Im Krieg ersetzte das Radschloß gewehr das Schwert und bei Auseinandersetzungen ziviler Art — dies gilt besonders für Italien, wie später noch ausgeführt wird - in Kurzausführungen den Dolch. So erließ denn auch Kaiser Maximilian 1. Verbote gegen die Herstellung von Radschloß gewehren, Im Jahre 1517 wurde die Herstellung für die Erblande, später dann für das ganze Heilige Römische Reich deutscher Nation verboten. Das Verbot scheint sich aber nie recht durchgesetzt zu haben. Auch die Welser Inventare weisen Radschloßkurzgewehre auf, deren Herstellung noch in die Regierungszeit Maximilians datiert werden kann. Für das Verbot durch Maximilian mögen zwei Motive sprechen: das Ansteigen von Gewalttaten mag der eine Grund gewesen sein, doch ist auch zu bedenken, daß Maximilian 'H. L. Peterson, Alte Feuerwaffen, Wels 1966,43. » a. a O., 45 f. 1» a. a O.,63. Etwa ins erste Jahrzehnt des 16.Jahrhunderts. "I. Fasthuber, Welser Bürgerinventare aus dem 16.Jahrhundert. 1® Peterson, Alte Feuerwaffen,62. 43

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