OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

Die „Arl" im Sauwald Josef Grüblinger Als ich zu Beginn des Jahres 1966 im Gespräch mit Herrn Univ.-Dozent Dr. Ernst Burgstaller auf das Buch von Hanns Koren „Pflug und Arl", Salzburg 1950, zu sprechen kam,das die „Arl"im steierischen Ostalpengebiet beschreibt,erzählte ich, daß mir der Name „Arl" seit meiner Kindheit in den zwanziger Jahren auch aus meiner Heimat Kopfing gut bekannt sei. Da diese Bezeichnung für ein Pfluggerät in Oberösterreich bisher noch nirgends festgestellt wurde, lud mich Herr Dozent Dr. Burgstaller ein, in einem Artikel über Namen und Aussehen der betreffenden Pflugform für die „Oberösterreichischen Heimat blätter" zu berichten. Ich nahm den Auftrag freudig entgegen, kam aber erst,im Sommer 1968 dazu, den Verhältnissen in meiner Heimatgemeinde nachzugehen. Da ich inzwischen auch Erhebungen in den Nachbargemeinden im Bezirk Schärding und in einigen unmittelbar jenseits der Donau gelegenen Landschaften durchgeführt habe die Ergebnisse aber infolge Zeitmangels bisher nicht auswerten konnte, gebe ich vorderhand nur einen Vorbericht über die Pflugformen in und um Kopfing. Ich konnte feststellen, daß es hier drei Arten von „Arl" genannten Pfluggeräten gibt, und zwar: 1. Die „Dri-Arl" mit drei, „Arier" genannten,„Arleisen" (s. Abb. 1-3), 2. die „Zwie-Arl" oder „Doppelte Arl" mit zwei „Ariern" (s. Abb. 4,5), 3. die „Oanlege-Arl" oder „Erdäpfel-Arl" mit nur einem, allerdings sehr großen Arleisen, wie sie in ähnlicher Form Dozent Dr. Burgstaller schon vor 1938 im Mühlviertel, dort jedoch als Ganzholzgerät,angetroffen hat (s. Abb. 6)., Jede dieser Typen wird durch ein Radvorgestell (Zugvorrichtung), genannt „Gredrert", ergänzt. Keine dieser Pflugarten ist mit einem Sech ausgestattet. Die Rister (Handhaben) sind im Gegensatz zu der steierischen Arl, die nach aufwärts gerichtet sind, waagrecht an geordnet (s. Abb. 2, 4, 5, 6). Die Typen 1 und 2 besaß früher jeder Bauer. Die Zwie-Arl war etwas seltener, sie ist auch heute kaum mehr anzutreffen. Dri- und Zwie-Arl wurden zur Unkrautbekämpfung und als „Bau-Arl" (Anbaugerät), die „Oanlege-Arl" nur für die Kartoffelernte verwendet. Mit der Dri- oder Zwie-Arl wurden die Felder der Länge nach gearlt. Waren die Äcker stark verunkrautet,geschah dies auch der Quere nach („überwärts") oder diagonal(„übers Eck").Je nach Härte des Bodens und nach dem Grad der Verunkrautung wurde die Arl ent weder von einem oder von zwei Zugtieren (Pferden oder Ochsen) gezogen. Wurde nach der Kartoffelernte „Korn" (Roggen) gebaut, so wurde inzwischen Ende August der Acker gearlt. Der Haupteinsatz der Arl erfolgte aber im Frühjahr (im „Auswärts").Zweck des Gerätes waren die Bodenlockerung und Unkrautbekämpfung, also jene Arbeiten, für die heutzutage der Kultivator verwendet wird. Dem Stoppelsturz und dem Tiefackern der Roggenfelder im Herbst folgte die Winterruhe. Dann wurde der Ackerzunächstgeeggt,ehe die Arl eingesetzt wurde.Je nach dem Ausmaß der Verunkrautung wurde ein- oder zweimal gearlt. Wo sich die „Weißwurzen", ein besonders lästiges Unkraut, stark entwickelt hatten, konnte die Arl manchmal von den Zugtieren nur schwer durch die Erde gezogen werden. Das Räderwerk war verstellbar,je nachdem, wie tief man arln wollte. Nach dem Arln wurde das Feld nochmals geeggt und hierauf der Hafer ausgesät. Meist folgte nach diesem 40

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