OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

guter Prediger sein will, muß vorerst ein guter Mensch sein". Er gibt dabei den Studenten praktische Winke und scheut auch vor Derbheiten nicht zurück. Vor allem weist er die Studenten aufdie Bibel hin,ihre Kenntnis sei wichtiger als philosophisches Wissen. Weisheit ist ihm nur ein Mittel für ethische Werte. Diese Postille war sehr beliebt und wie kaum ein anderes Werk der Vorläufer von Jan Hus auch in vielen Bibliotheken der Nachbarländer bis in die Schweiz verbreitet. Daneben erschien sie in Kurzform als „Postilla aecurata" oder „Prothemata", die auch als eine Anleitung zur Benützung der ersten Postille gedacht war. Ihr Schluß enthält eine Auf forderung zum Gebet. Die kurzgefaßte Postille wurde auch ins Tschechische übersetzt. Diese noch aus dem 14.Jahrhundertstammende,sehr mangelhafte tschechische Übersetzung enthält nur 22 Predigten, das Original befindet sich in Olmütz^®. Leider sind jene Predigten, durch die Konrad von Waldhausen in so erschütternder Weise auf seine Zuhörer wirkte, nicht erhalten geblieben, weil sie wahrscheinlich gar nicht aufgezeichnet worden sind^°. In seiner Einleitung zur Postille der Prager Studenten gliedert er die Zeit von Adam bis zum Weltuntergang,ähnlich dem Sonnenjahr,in vier größere Zeiträume:Die Zeit von Adam bis Moses in die Zeit des Dunkels, die Dämmerung reicht bis Christus, die Zeit Christi ist die der Versöhnung, der endlieh die Zeit der Pilgrimschaft folgt,die bis zum Ausgang aller irdischen Dinge reicht. Nach diesem Muster wird auch das Kirchenjahr in vier Teile ge gliedert. Dies setzt nicht nur eine gute Kenntnis der Bibel, sondern auch der Liturgie voraus. In der Predigt am Beginn der Osterperiode findet man einen gelehrten Vortrag über die Bedeutung des jüdischen Paschafestes und die Osterberechnung''^. Immer geht Konrad von Waldhausen von dem Grundsatz aus, „dem bösen Menschen könne kein Buch dazu verhelfen, ein guter Prediger zu sein". Das Ansehen des geistlichen Standes sucht er in jeder Weise hochzuhalten mit den Worten: „Ein jeder Prediger beginne sein Wirken in seinem Kirchspiele, daß ein guter Ruf sich über die ganze Erde verbreite und sich in die Herzen aller Menschen einpräge". Durch die große Beliebtheit, deren sich diese Predigtsammlung in ihrer Zeit und in den folgenden Jahrzehnten erfreute, wurdesie nicht nur rasch verbreitet, sondern erfuhr auch manche Abänderung. Schon Konrad hatte den Mangel seiner Predigten darin erkannt, daß sie zu umfangreich waren. In einem eigenen Werk hatte er eine Theorie über die Kunst zu predigen aufgestellt mitfolgenden Grundsätzen:„Anders müsse man den Mönchen predigen, anders den Laien, anders den Bürgern und wieder anders den Bauern,je nach dem Bedürfnis der einzelnen Stände, nach deren Verstand und Fähigkeiten. Man schelte sie wegen ein zelner Sünden, der Prediger schmeichle dabei den Zuhörern nicht,sondern halte ihnen ihre Vergehen strenge vor. Beim Tadel aber müsse man trotzdem vorsichtig sein". So warnte er z. B. davor, den Laien die Laster des Klerus aufzudecken^^. Konrads Predigterfolge müssen gewaltig gewesen sein, zumal die Erinnerung an ihn noch über ein halbes Jahrhundert wach blieb. Von den späteren Geschichtsschreibern nennt ihn noch Andreas von Brod, der i. J. 1431 gestorben ist.®' Konrads „Apologia" wurde in zwei Fassungen ausgegeben: die erste erschien Anfang "Simek:S. V-VIII. "Loserth: S. 31. Loserth: S. 32-34. "Loserth: S.35 Loserth: S. 36. 35

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