OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

Dominikaner, Augustiner-Eremiten und Minoriten gingen gemeinsam gegen Konrad vor. Der Generalabt der Dominikaner,Simon von Langres, überreichte dem Erzbischofin Gegen wart des päpstlichen Prälaten eine Anklageschrift, die 24 Punkte enthielt. Konrad von Wald hausen verfaßte daraufhin eine Apologie, in der er sein rechtmäßiges Verhalten aufzeigte und sich damit durchsetzte.- Als Herzog Rudolf IV., der Stifter, nach Prag kam, berichtete er Konrad, daß die Bettelmönche schlecht über ihn redeten. Konrad übergab ihm hierauf seine Apologie. In diesem „Libellus responsorius" berief er sich besonders auf die Hl. Schrift, wobei es vor allem um die Frage ging, ob Christus gebettelt habe. Seine Gegner sollten ihm im Evangelimn sein Unrecht beweisen, diesen Beweis aber blieben sie ihm schuldig. Besondere Zwischenfalle mit den Dominikanern ereigneten sich, als Konrad von Wald hausen als Wanderprediger in der Stadtkirche zu Saaz predigte.- Während seiner Predigten begannen die Mönche alle Glocken zu läuten, sodaß seine Worte im Klang der Glocken untergingen. Die nächste Predigt hielt er daraufhin am Ringplatz zu Saaz. Die Dominikaner versuchten jetzt, durch eine Prozession die Predigt zu stören. Am nächsten Tage drangen die Dominikaner während seiner Predigt in die Kirche ein und behaupteten, alles, was er predige, sei bis auf die Bibelstellen unrichtig. Am folgenden Tage wiederum wurde der Predigtstuhl von den Dominikanern auf die Gasse geworfen. Konrad scheute in seinem Kampfe gegen den Ordensklerus selbst davor nicht zurück, in seinen Predigten die Eltern zu warnen, ihre Kinder in die Klöster zu geben oder sie Mönche oder Nonnen werden zu lassen, weil ihnen dies später eher ein Hindernis als ein Mittel zur Seligkeit werden könnte, da die Klosterzucht und Frömmigkeit bei den Ordens mitgliedern sehr zu wünschen übrig ließe^®. Verschiedene Ansichten taten sich damals über die Frage der „Visio Dei" auf, ob man Gottes Angesicht gleich nach dem Tode oder erst beim Jüngsten Gericht schauen werde. Konrad von Waldhausen wurden dabei ketzerische Ansichten vorgehalten, die Karmehter von Maria Schnee waren seine heftigsten Gegner. Auch in die große Politik griff Konrad ein, als er im Geiste Cola di Rienzos Karl IV. aufforderte,in die wirren Verhältnisse Italiens einzugreifen. Der Kaiser gab ihm zur Antwort, er selbst wisse, was er zu tun habe. Trotzdem aber begleitete er als kaiserlicher Kaplan Karl IV. bei seiner großenRomfahrtim Jahre 1368. In Rom wurde ihm wegen seiner so genannten ketzerischen Ansichten der Prozeß gemacht. Er wartete aber das Ende des Pro zesses nicht ab, verließ gleichzeitig mit dem Kaiser Rom und kehrte zermürbt von den dauernden Angriffen nach Prag zurück. Sein Anwalt war Nikolaus von Jemnitz. Noch ehe der Prozeß entschieden war, starb Konrad am 8. Dezember 1369 in Prag. Am Friedhof der Teynkirche, in der er seit 1364 als Pfarrer gewirkt hatte, wurde er bestattet. Sein Tod wurde von den Deutschen wie von den Tschechen Prags und Böhmens tief betrauert. Die Schriften Konrads von Waldhausen Sein Hauptwerk „Postilla studentium universitatis Pragensis" verfaßte er aufWunsch der Prager Studenten, denen es auch gewidmet ist. Es stellt eine Sammlung von 72 Sonntagspredigten dar. Diese Predigten sind als Schulbeispiele gedacht, kunstvoll ge gliedert mit vielen Zitaten. Er gibt darin Ratschläge, wie die Studenten als spätere Lehrer und Erzieher unterrichten sollten. Dogmatische Auseinandersetzungen treten dabei zurück, das Hauptaugenmerk ist auf ethische Momente gerichtet nach dem Grundsatz „Wer ein "§imek:S. V-VIII. 34

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