OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

auch von vielen Tschechen besucht, die der deutschen oder lateinischen Sprache mächtig waren. Dies geht z. B. aus seiner Osterpredigt hervor, in der er die Zuhörer aufforderte, nicht nur deutsch,sondern auch tschechisch zu singen. Gerade aus den Reihen der tschechi schen Zuhörer gingen später auch seine Nachfolger hervor, die das Andenken an seine segensbringende Tätigkeit viel länger bewahrten als die Deutschen des Landes, Seine Predigten zeichneten sich aus durch hohen sittlichen Ernst, Anwendbarkeit auf das Leben, Liebe zur Wahrheit und großen Mut. Weil seine Predigten besonders das üppige Leben der vornehmen und begüterten Stände verurteilten,gefielen sie auch dem niederen Volk.Konrad war überzeugt von dem,was er sagte und wirkte durch sein Wort wie durch sein persönliches Vorbild, weniger durch seine Gelehrsamkeit. Daß er aber auch hochgebildet war, geht aus seinen zahlreichen Zitaten während seiner Predigten hervor. So kannte er die Kirchenväter der Kirchengeschichte ebenso genau wie die weltliche Geschichte. Er wandte sich in seinen Predigten vor allem gegen den Verfall der Sitten, gegen Luxus und Prunk, gegen die Aus wüchse der Frauenmode und gegen die Geckenhaftigkeit der Männer, ebenso gegen die Ausgelassenheit während des Gottesdienstes in der Kirche, gegen das Karten- und Würfel spiel wie gegen Trunksucht und Unzucht. Anfangs kamen viele aus Neugierde, Kurzweil und Sensationslust zu seinen Predigten, aber Konrad von Waldhausen packte sie gleich in ihrem noch gesunden Kern und machte ihr Gewissen mobil. Er schreckte in seinem Mut selbst vor der Kaiserin nicht zurück und rügte sie öffentlich, als sie einmalwährend seiner Predigt in die Kirche eintrat und die Aufmerksamkeit aufsich lenkte.- Heftigen Widerstand erregte Konrad von Waldhausen besonders in den Kreisen des Ordensklerus. Als er noch in Österreich predigte, sagten neidische Bettelmönche, daß er das Volk in Aufregung versetze.F. M.Bartosführtein Zitat von ThomasStitny an:„ nach meiner Erinnerung wurde dem ritterlichen Prediger der Wahrheit Gottes sogar nachgesagt, daß er ein Abtrünniger sei und falschen Geist lehre statt der Wahrheit". Bald schon ver bündeten sich die Bettelmönche gegen den kühnen Fremdling, der gegen ihre unersättliche Habgier, gegen ihre übertriebene Reliquienverehrung und gegen den Reliquienhandel, sowie gegen ihren „dummen Stolz" zu Felde zog, mit dem sie sich auf die Heiligkeit ihres Stifters beriefen. Sie nannten Konrad einen Friedensstörer und Abtrünnigen seines Ordens, weil er eine weltliche Pfarre innehatte^®, ferner warfen sie ihm gewinnsüchtige Motive vor und schalten ihn Antichrist. Sie verbreiteten ihre Verleumdungen auch in seiner österreichi schen Heimat, am Hofe Rudolfs IV., des Stifters. Konrad aber versäumte es nicht, seine österreichischen Landsleute über die dunklen Machenschaften seiner Gegner in einem Ver teidigungsbrief aufzuklären^'. Konrad von Waldhausen sah in den damaligen Mißständen bei den Bettelmönchen ein Haupthindernis der Verinnerlichung des Christentums. Die zahlreich bevölkerten Klöster der Bettelmönche wollten leben und schritten dabei zu merkwürdigen Formen, Geld zu gewinnen: Ordenskandidaten mußten z. B. vor ihrem Eintritt ins Kloster Geld entrichten", Konrad aber predigte, man möge das Geld lieber den Armen geben. Eine Streitfrage war z. B., ob Begräbnisse nur von Weltgeistlichen oder auch von Mönchen vor genommen werden können. Konrad wandtesich mitseinen Beschwerden an den Erzbischof, dieser aber erklärte, daß die Klöster nicht ihm,sondern direkt dem Papst unterstellt seien.- "Simek:S. V-VIII. » Simek: S. V-VIII. "Loserth: S. 30. "Loserth: S. 31. "Winter: S. 78. ' 33

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