Ludwig Lauth Nur wenige Monate nach seiner Pensionierung wurde am 19. September 1969 Schulrat Ludwig Lauth in dem mitten in seiner geliebten Bergwelt gelegenen Friedhof in Micheldorf an der Krems,geleitet von der großen Trauergemeinde seiner ihn verehrenden Schüler und Freunde, zu Grabe getragen. Mit ihm ist nicht nur ein bedeutender Schulmann und Volks bildner, sondern auch ein ausgezeichneter Wissenschaftler dahingegangen. Ludwig Lauth wurde am 18. Oktober 1902 als Sohn des dortigen Oberlehrers in Treu bach, Bezirk Braunau, geboren. Dem Berufe seines Vaters folgend, bezog er nach Absol vierung der Staatsrealschule in Salzburg die öffentliche Lehrerbildungsanstalt in Linz, wo er am 30. Juni 1925 maturierte. Seine Berufslaufbahn führte ihn in den Bezirk Kirchdorf, wo er der Reihe nach in den Schulen Windischgarsten, Schlierbach, Magdalenaberg, Mölln und Spital am Pyhrn tätig war, ehe er mit der Leitung der Volksschule Heiligenkreuz und anschließend der Volks schule Micheldorfbetraut wurde. Ab 1951 bis zu seiner Pensionierung unterrichtete er an der Hauptschule in Kirchdorfan der Krems. Seine pädagogischen Fähigkeiten - man mußte ihn nur einmal im Kreis seiner Schüler, z. B. bei einer Lehrwanderung, in seiner Sicherheit in der Führung der jungen Menschen gesehen haben - wurden durch die Verleihung des Berufs titels „Schulrat" am 1. 12. 1967 öffentlich anerkannt und gewürdigt. Für die Prägung seiner Persönlichkeit und die \Veckung seiner Spezialinteressen ent scheidend waren bereits die Studienjahre in Salzburg. Hier fand er früh Anschluß an den Wandervogel, die damalige Jugendbewegung, deren Ortsgruppe Salzburg von dem in der Volksbildung bestens bekannten Professor Dr. HelmutAmannshauser geführt wurde. Zwei Erlebniskreise waren es, die sich ihm durch die Begegnung mit den jungen Menschen er schlossen: die tiefe Liebe zur Natur, die ihn einerseits zu seinem profunden Studium der Geologie und seinen weit ausgedehnten Bergfahrten anregte, und andererseits die Aufge schlossenheit für alle Fragen der Kulturgeschichte, die ihn zum Studium der Volkskunde, Geschichte, Vorgeschichte und der deutschen Literatur führte. Hier liegt der Anstoß zu seiner erlesenen Bibliothek, eine Fachbibliothek vonso vorzüglicher Art in Auswahl, Umfang und Pflege, wie sie nur selten im Privatbesitz anzutreffen ist, und für seine volksbildnerische Tätigkeit, wie sie sich u. a. in seinem Arbeitskreis für moderne Literatur im Rahmen des Oberösterreichischen Volksbildungswerkes in Micheldorf ausgewirkt hat. Noch mehr als diese aufnehmende und vermittelnde Tätigkeit erfüllte Ludwig Lauth das Streben nach eigener Forschung, die sich immer mehr in Richtung Vorgeschichte und in der mit mir gemeinsam durchgeführten Felsbilderforschung spezialisierte. Seit Mai 1958 begleitete er mich bei zahlreichen Begehungen im Fundgelände Warscheneck. Durch seine hervorragende Beobachtungsgabe und die Fähigkeit zur exakten zeichnerischen und photogra phischen Wiedergabe der angetroffenen Bilder wurde er bald zu meinem besten Mitarbeiter, dem auch, befähigt durch seine ausgeprägte Intuition und sein hohes bergsteigerisches Können,oft im Alleingang, eine Anzahl wichtiger Entdeckungen in meist recht unweg samen Gelände gelangen. Längst waren wir über die Erforschung dieser Fundstelle, die jedoch auch weiterhin sein Hauptinteressensgebiet geblieben war, zur Aufnahme weiterer Felsbildervorkommen in anderen Teilen der österreichischen Alpen vorgeschritten, als wir uns dazu entschlossen, unsere Entdeckungen, die inzwischen internationale Anerkennung gefunden hatten, nicht nur in Aufsätzen in wissenschaftlichen Zeitschriften bekannt zu machen, sondern auch in einer gemeinsamen Buchpublikation vorzulegen, für die Ludwig Lauth vor allem seine großartigen Lichtbilder beisteuern sollte. Die Drucklegung dieses Werkes zu erleben war ihm leider nicht mehr vergönnt, es wird somit zu einem posthumen Denkmal der Freundschaftund der gemeinsamen Forschung werden. Er vermochte aber noch während einer kurzen Besserung der schweren Grippe, die ihn zu Anfang 1969 erfaßt hatte, dem Symposion für Felsbilderforschung in Linz am 22. und 23. April d. J. beizuwohnen und dabei den ersten Kapazitäten auf diesem Wissenszweig, den Univ.-Professoren Dr. Herbert Kühn, Mainz,und Dr.Alexander Okladnikow, Leningrad-Nowosibirsk, eine große Mappe seiner Aufnahmen vorzulegen. Die uneingeschränkte Bewunderung, die die beiden großen Gelehrten seinen Photographien sowohl hinsichtlich der aufgenommenen Motive als auch der exakten und künstlerischen Ausführung der Bilder entgegengebracht haben, blieb seine letzte, ihn mit tiefer Freude erfüllende Bestätigung unserer Forschungen. Ernst Burgstaller
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