OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

Konrad von Waldhausen hatte sich als hervorragender Prediger einen guten Ruf er worben, der bereits weit über die Grenzen seiner Heimat hinausgedrungen war. Seine Tätigkeit brachte ihn auch in die Nähe des österreichischen Hofes,sowie in Beziehungen zum Bischof Gottfried von Weisseneck in Passau'. Seine Beredsamkeit erregte die Bewunderung des Kaisers Karl IV., der ihn bei seinem Aufenthalt in Wien im Jahre 1357 kennengelernt hatte. Der Kaiser verhandelte daraufhin mit dem Obersten des Augustinerchorherrn-Ordens und mit Ulrich von Rosenberg,derihn ebenfalls in Wien gehört hatte, über seine Entsendung nach Böhmen. Er kam damit einer Bitte des Prager Erzbischofs nach^. Nach Tomek soll Konrad bereits 1358, nach Loskot erst 1363, an die Pfarre bei St. Gallus in der Altstadt von Prag gekommen sein, wobei er zugleich Beichtvater des Kaisers wurde.Im Jahre 1361 wurde Konrad von Waldhausen Vorstand der Thomaskirche auf der Prager Kleinseite, zwei Jahre später erhielt er die Allerheiligenpfarre in Leitmeritz, durfte jedoch mit Einwilligung der Oberen in Prag bleiben. Einen Ruf des Herzogs Rudolf des Stifters nach Wien lehnte Konrad im Hinblick aufsein enges Verhältnis zum Kaiser, der ihn für wichtige Aufträge ver wendete, ab. Um das Wirken des Konrad von Waldhausen in Prag und in Böhmen besser verstehen zu können, ist es vorerst notwendig, auf die damaligen Verhältnisse näher einzugehen. Die schon erwähnte Klosterreform-devotio moderna genannt-suchte frühhumanistisches Denken mit einem innerlichen Christentum zu verbinden. Ihre Anfange nördlich der Alpen sind in den Niederlanden und in Böhmen deutlich erkennbar'.Die Prachtdesluxemburgischen Kaisertums unter Karl IV. veranlaßte große Persönlichkeiten, zu Verinnerlichung und Umkehr aufzurufen. Im ersten Erzbischof von Prag, Ernst von Pardubitz, der zugleich Kanzler der 1348 gegründeten Prager Universität war,fanden diese religiösen Bestrebungen einen ebenso eifrigen Förderer, wie in Johann von Neumarkt, dem Leiter der kaiserlichen Kanzlei, in der damals der Grund zur neuhochdeutschen Schriftsprache gelegt wurde. Die Ausgangspunkte der devotio moderna waren die Augustinerchorherrnklöster, vor allem Raudnitz,das seit Karl IV.als gemischtsprachiges Kloster geführt wurde®.Die Augusti ner,sowohl die Chorherrn wie auch die Eremiten, erfreuten sich damals großer Beliebtheit. Um 1350 gab es in den böhmischen Landen bereits zehn Augustinerklöster;in den folgenden 25Jahren kamen 14 weitere hinzu,in Südböhmen z. B. die 1367 erfolgte Stiftung der Rosen berger in Wittingau. Das Interesse an Augustinus wie an Paulus, Naturen vollerSpannung, trat in der Zeit neuer Geistesströmungen in der Kirche besonders stark hervor. Die Augustinischen Schriften waren im 14. Jahrhundert weit verbreitet; Johannes von Neumarkt über setzte die „Soliloquia" ins Deutsche als „Buch der Liebkosungen". Dieser Neuaugustinismus drang bis in die höchsten und weitesten Kreise vor. Die Raudnitzer Reformen fanden später in Österreich ihr Gegenstück in den Melker Reformen, die von Albrecht V. gefördert wurden. Hier war der Ausgangspunkt die Wiener Universität mit ihrem Rektor Seyringer, der mit seinen Getreuen in das Kloster Subiaco in Italien eintrat, das seit seiner Übergabe an die Deutschen im Jahre 1364 eine Hochburg des benediktinischen Geistes geworden war. Seyringer wurde später Abt des Klosters Melk, das damit Mittelpunkt einer mächtigen Reformbewegung wurde. ® Johann Loserth: Hus und Wiclif- Zur Genesis der hussitischen Lehre - Verlag R. Oldenbourg MünchenBerlin 1925 S. 30 * Simek: V-VIII. 'Winter:S.69. • Winter: S.66,71. 31

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