OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

Konrad von Waldhausen (Zu seinem 600. Todestag) Alfred Zerlik Die Zerstörung des Stiftes Waldhausen in Oberösterreich durch die Hussiten im Jahre 1432 ist von einer eigenartigen Tragik erfüllt,war doch aus diesem Stifte ein Mann hervor gegangen, der durch seine Reformtätigkeit ein Wegbereiter der großen hussitischen Reformbewegung war. Konrad von Waldhausen stand am Anfange dieser Bewegung, die mitJan Hus europäische Bedeutung erlangte. Die Bettelmönche, die späteren Gegner Konrads, behaupteten, er sei unehelicher Her kunft. Die Quellen berichten nur, daß er aus Oberösterreich stammt und um 1320 geboren wurde. Schon früh trat er in das Augustinerchorherrnstift seiner Heimat, Waldhausen, nördlich von Grein im Mühlviertel, ein und erhielt später den Beinamen „von Waldhausen"; gelegentlich wird er auch „Conradus de Austria" genannt^, was seine Bedeutung besonders hervorhebt. Das Stift Waldhausen ist eine Gründung Ottos von Machland (f 1148). Nach Auf hebung des Klosters im Jahre 1792 wurde das Gebäude abgetragen. Die Steine wurden zum Aufbau der Franzensburg in Laxenburg bei Wien verwendet. Erhalten blieb nur die barocke Klosterkirche, die erst jüngst restauriert worden ist. In der österreichischen Geschichtsschreibung ist Konrad von Waldhausen bisher fast gar nicht vertreten. F. X. Pritz beruft sich in seiner „Geschichte des aufgelassenen Chor herrnstifts Waldhausen" auf einige Bemerkungen aus Palackys „Geschichte von Böhmen". Aus dem Handschriftenkatalog von K. Schiffmann aus der Linzer Studienbibliothek er fahren wir, daß das Schicksal der Bibliothek des Stiftes Waldhausen kläglich verlief. Die ältesten Handschriften sind ein Totenbuch und ein Codex der Ordensregeln, die auch in einer Urkunde vom Jahre 1306 erwähnt werden, sowie ein Verzeichnis von Paramenten, Kirchengefaßen und Kleinodien, die von „Feindeshand" (Hussiten?) nach Melk gebracht wurden und auch im Urbar dieses Klosters vom Jahre 1451 eingetragen sind. Dieses Urbar befindet sich jetzt im Landesarchiv in Linz. Eine ähnliche Bemerkung im Handschriften katalog findet sich über das benachbarte Kloster Baumgartenberg, das ebenfalls große Verluste von Handschriften erlitten hat. Die Klosterzöglinge von Waldhausen wurden anfangs zur weiteren Ausbildung nach Krummau in Südböhmen geschickt. Daß auch Konrad unter ihnen war, ist anzunehmen, steht jedoch nicht genau fest. Im Jahre 1343 wurde Konrad zum Priester geweiht, 1349 weilte er in Bologna. Von dort ging damals die große Reform der Augustinerklöster im früh humanistischen Geiste aus, die dann im Kloster Raudnitz a. d. Elbe, nördlich von Prag, einen weiteren Schwerpunkt erhalten sollte®. Im Jahre 1350 reiste Konrad von Waldhausen zum Jubeljahr nach Rom,wie später Martin Luther, der 1511 im Auftrage seines Ordens, der Augustiner Eremiten, ebenfalls nach Rom gesandt wurde. Man weiß nicht, welchen Einfluß das Rom-Erlebnis auf Konrad ausübte. Aus Rom zurückgekehrt, predigte er zuerst im Dienste des Bischofs von Passau, wahrscheinlich auch in Oberösterreich,das zum Passauer Bistum gehörte,und später in Wien. ^ Frantiäek Simek: Starocesk6 zpracoväni postily studentü svat6 university prazskö Konrada Waldhausera. Sblrky pramenü cesk6ho hnuti näbozensk^ho ve stoleti 14. a 15. Svazek 20 — v Praze 1947. S. V. ® Eduard Winter:Tausend Jahre Geisteskampfim Sudetenraum -Das religiöse Ringen zweier Völker-Verlag Otto Müller Salzburg-Leipzig 1938-S.76 ff. 30

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