aufsteigende Hofberg, im Gegensatz zu dem des Bürgertums, dem rechteckigen Haupt platz, im Dreieck angelegt. Daß bei Schloß Lamberg diese Dreieckform durch den Felsen, aufdem der Bau sich erhebt, von vornherein gegeben war,ändert nichts an dem genialen Blick Prunners im allgemeinen. Er hat nie etwas Extravagantes gesucht oder gewagt. Er wußte,daß die Baukunstim Grunde kein Experimentierfeld um des Experimentierens wegen ist. Sieist eine Kunst miteinemjeweils unverrückbaren Verwendungszweck.Um so schwieriger ist sie zu meistern. In diesem gedrängten Lebens- und Werkabriß Prunners soll nur noch auf einige, be sonders hervorragende Bauten eingegangen werden; zu ihnen zählen - auf die Kirche der Karmelitinnen (jetzt Kirche der Barmherzigen Brüder) in Linz sei nur hingewiesen - vor allem die Dreifaltigkeitskirche in Paura bei Lambach, die Kalvarienbergkapelle in Kremsmünster, die Wollzeugfabrik in Linz und das Löschenkohlsche Stadthaus am Neu pfarrplatz in Regensburg. Sie seien zum Abschluß vor anderen, auch bedeutenden, aus gewählt, um das Werk Johann Michael Prunners vor den kritischen Erwägungen unserer Zeit wenigstens einigermaßen zu runden. Die Dreifaltigkeitskirche in Paura hat zum gedanklichen Urheber den schon genannten Lambacher Abt Maximilian Pagl,Sohn eines Zillenhüters im Salzhafen zu Stadl, derin Er füllung eines Pestgelübdes der heiligen Dreifaltigkeit eine Kirche errichten wollte,an der auch das kleinste Detail-etwa der Fußboden-in drei Farben dem Gläubigen noch die göttliche Einheit in der Dreiheit auf einleuchtende Weise verständlich machen könnte. Diese Idee ist vorhin bereits gestreift worden.Johann Michael Prunner fand schon nach außen in dem runden Zentralraum in enger Verbindung mit den drei Türmen und den drei Portalen die ideale Lösung. Das Kircheninnere strebt durch die Stellung der großen korinthischen Säulen und der drei Apsiden an den äußersten Punkten — es gibt in der Dreifaltigkeitskirche in Paura drei Altäre -eine adäquate Gestaltung an. Dazu kommt die Zuführung des natür lichen Lichtes von außen in das Rund des Innenraumes (hochovale Fenster im Kuppel tambour, die Kuppel selbst ist Lichtsammler), die gemeinsam mit den an den Rückwänden der Turmräume angebrachten Altarbildern in geradezu mystischer Dämmerung - Bruno Grimschitz spricht von einer schwebenden Helligkeit-die Dreiheit zur Einheit verschwimmen läßt,ohnedaß dabei eine unklareSphäreentstünde. Das alles konnte nicht ohne den Theater ingenieur Francesco Messenta geschehen. Im Barocktheater istja, gefordert durch eine neue dramatische Form,die Illusion aufder Bühne wahr geworden,nicht zuletzt ermöglicht durch die fortschreitende Technik. Das Konzept, über das Maximilian Pagl streng gewacht hat und das Messenta in seiner „Regie" von indirektem Licht durch die seitlichen Fenster der Turm räume und die in der Tiefe aufgestellten Altargemälde mit sonderlicher Gewandtheit zu totaler Wirkung brachte, dieses Konzept ging durch die Voraussetzungen, die Prunner mit seinem Bau geschaffen hatte, wie selten eines auf. Der „Bühnenbildner" Johann Michael Prunner arbeitete Hand in Hand mit dem „Regisseur" Messenta. Das Waisenhaus (Pfarrhof) in Paura ist ebenfalls eine StiftungPagls. Ein ovaler Mittel teil verbindet die zu beiden Seiten vorspringenden Flügel. Das Erdgeschoß ist rustiziert; alle drei Teile haben Dachaufbauten, die seitlichen mit Voluten, der mittlere Aufbau bloß als Träger für die Uhr. Die Fensterrahmungen und die vertikale Wandgliederung geben dem Gebäude eine sich kaum aufdrängende Besonderheit, die aber doch spürbar ist. Das Haus bildet durch die Wahl des Bauplatzes und seine Fassadenrichtung eine bewußte Einheit mit der Kirche, ohne in den Stilmitteln an sie angeglichen zu sein. Die Kalvarienbergkapelle in Kremsmünster, südwestlich vom Stift auf einem Hügel 27
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