OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

den Gebrüdern Asam zugeschrieben. Schließlich ist für Oberösterreich auch die glanzvolle Fassade des Rathauses von Wels zu nennen, die aus einem drei- und einem zweigeschossigen Haus mit drei Dachgiebeln genial zu einem Frontbild mit unregelmäßigen Achsenbeständen der Fenster zusammengezogen wurde. Prunner hat auch die Bibliothek des Klosters Schlier bach im oberösterreichischen Kremstal nach dem Tode von Carlo Antonio Carlone aus gebaut; leider ist seine Raumgestaltung inzwischen verändert worden, aber vielleicht kann die ursprüngliche Form bei der für 1971 vorgesehenen Sanierung der Risse und Sprünge in Mauern und Fundamenten wieder hergestellt werden.Dazu kommt noch seine Zusammen arbeit mit Lucas von Hildebrandt beim Bau der Deutschordenskirche und -komturei in Linz (Seminarkirche und -gebäude)®. Alle diese Umbauten sind bedeutsam, sie haben die Vorzüge des Prunnerschen Bau stils, vor allem die lebendige Gliederung der Wände, die ja auch seine Häuserfassaden, jene der Freihäuser der Landstraße in Linz, das Freihaus Mannstorff (Landstraße 32), das Starhembergsche Haus (Promenade 7), das Freihaus Weißenwolff(Landstraße 12) und auch andere Prunnersche Bauten nachweisen können, etwa das Bergschlössel in Linz, das Berührungspunkte mit dem ursprünglichen, heute veränderten Vischerschen Haus (Linz, Bethlehemstraße 20) hat. Am meisten zu beachten ist unter seinen Umbauten das Schloß Lamberg in Steyr. Flier handelt es sich um einen Wiederaufbau, der einem Neubau gleich kommt. Er vereinigt nicht nur alle StilelementePrunners,wie die Herübernahme gotischer Formen bei Verdachungen und Fensterrahmen, die Bewegtheit, ja die unarchitektonische Gestaltung der Wände, die dadurch rein dekorativ wirken,ihre reizvolle Gliederung durch Risalite. Ganz allgemein sind noch die kurvierten Treppenarme im Innern in Erinnerung an die italienischen Jahre (zum Beispiel beim Freihaus Zeppenfeld) und die ovalen Räume mit ihren eigenartigen Kuppeln hervorzuheben. Bruno Grimschitz hat das Schloß Lamberg „die bedeutendste profane Bauschöpfung um dasJahr 1730 in Oberösterreich" genannt®. Diese Ansicht bestätigt sich beijedem Besuch dieses mächtigen, an der Stelle der mittelalterlichen Styrapurch erbauten Schlosses, dessen Erneuerung der große Brand der alten Eisenstadt Steyr im Jahre 1727 notwendig gemacht hat. Der St. Florianer Chorherr Franz Xaver Pritz, gebürtiger Steyrer und einer der hervor ragendsten Geschichtsforscher Oberösterreichs, schildert in seiner Beschreibung und Ge schichte der Stadt Steyr den Verlauf dieser Katastrophe.' Die Schadenssumme am Schloß wurde auf 92.580 Gulden geschätzt. Franz Anton Fürst Lamberg war außerstande, die Erneuerung des Schlosses durchzuführen und wandte sich an seinen nachgeborenen Bruder, den FürstbischofJoseph Dominik von Passau, vorerst Fürstbischof zu Seckau,1737Kardinal (gestorben 1761). Der hohe geisüiche Würdenträger, sicherlich bestimmt durch Erinnerungen an schöne Kinder- und Jugendtage aufdem Stamm schloß seines Hauses, erteilte seinem Architekten Domenico d' Angeli den Auftrag, einen Plan zur Erneuerung des Schlosses auszuarbeiten, d' Angeli besorgte ihn auf die Weise, daß das stark beschädigte Schloß zunächst nur notdürftig ausgebessert werden sollte. Die Kosten hiefür waren mit rund 1550 Gulden veranschlagt. Der Fürstbischofscheint sich dann anders besonnen zu haben. Johann Michael Prunner wurde mit den Erneuerungsbauten beauf tragt,immerhin ein Beweis,wie bekannt und geachtet er unter den Vertretern der „ehrsamen Maurergerechtigkeit" war. Es ist anzunehmen, daß er sich bald nach dem Beginn der Ar- ® Ebd.,S.52 (wie Anmerkung 1). 8 Ebd., S. 124. 'Franz Xaver Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr (Linz 1837), S,327—329, 25

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