OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

meinen wollte, und da kam es ab und zu auch zu Konflikten. Schließlieh geht es bei einem Künstler von Format immer darauf hinaus; er weiß, was er kann, und läßt sich von einem Laien, so gescheit er sein mag, im letzten nichts dreinreden. Überliefert ist seine Ausein andersetzung mit Johann Georg Freiherrn von Harruekern, der, als Sohn des Schenkenfeldener Leinenwebers Georg Harrucker geboren, bis zum Generalquartiermeister des Prinzen Eugen von Savoyen aufstieg, geadelt und zuletzt in den ungarischen Freiherrn stand erhoben wurde. In seinem Mühlviertier Geburtsort ließ er durch Prunner eine Kalvarienbergkirche mit vier kapellenartigen Kreuzwegstationen auf dem nördlich von Schenkenfelden gelegenen Thierberg erbauen. Freiherr von Harruekern selbst hatte eine Zeichnung, einen „Riß", angefertigt, an den sich Prunner jedoch nicht hielt. Sicherlich fand er die Zeichnung zu dilettantisch. Als der Stifter nach Fertigstellung des Baues von Wien nach Schenkenfelden kam, um die Kirche zu besichtigen, sah er, daß sieh Prunnernichtimgeringstenan seine Vorlage gehalten hatte. Harruekern war im Geiste eine runde, große Kirche vorgeschwebt, aber Prunner hatte sie im Oktogon und kleiner, dafür mit einer schier überdimensionalen Zwiebelals Dach gebaut. Erbost fuhr der Freiherr nach Wien zurück. Er bezahlte Prunner, aber der Bau meister existierte für ihn nicht mehr. Hingegen wissen wir, daß Abt Maximilian Pagl von Lambach,für den Johann Michael Prunner die Dreifaltigkeitskirche in Paura gebaut hat, keine Mißhelligkeiten mit dem Baumeister auf sich nehmen mußte. Prunner hielt sich genau an den am 4. März 1715 abgeschlossenen Kontrakt, der ihm auch die Bauführung überantwortete. Wären die Ar beiten nicht klaglos abgelaufen, so hätte der Abt es seinen Tagebuchblättern anvertraut. Aber der Name Prunner scheint dort nicht auf. Das beweist auch, daß Prunner einen guten Leumund nicht nur als Baumeister, sondern ebenso als Mensch von ansprechenden Um gangsformen und Charakter hatte. Bei Pagl mochte es auch dessen tiefere Einsicht in die Dinge, hier in die Möglichkeit einer Durchführung der Idee des Abtes für eine Kirche zu Ehren der Dreifaltigkeit, gewesen sein, die ihm Anerkennung abnötigte. Wenn das Selbst bewußtsein Prunners mit der Zeit auch angestiegen sein mag, so ist es ein gesundes Selbst bewußtsein geblieben, wie es jeder Schaffende braucht. Mit Pagl vereinte ihn gewiß das Erkennen der kommenden industriellen Entwicklung. Die Bautätigkeit Prunners ist hinsichtlich den Erfordernissen seiner Zeit außerordent lich vielfaltig gewesen. Er hat nicht nur im Auftrag der Stifte Kirchen, Kapellen und Kloster bibliotheken um- und neu gebaut und Stadtpaläste (Freihäuser) für den Adel errichtet, sondern auch Häuser für die Bürgerlichen, für den Stand, aus dem er gekommen war. Und wie sehr er voraussah, bezeugt sein Bau der Linzer Wollzeugfabrik. Sie ist der erste Industrie bau in Österreich, der bereits die neuen Erfindungen der Technik miteinbezogen hat. Richtig sagte Bruno Grimschitz in seiner Monographie über Prunner: „Das gewaltige Geviert am Donauufer stellt einen der ersten monumentalen Versuche dar, der neuen industriellen Massenfabrikation einen architektonischen Rahmen zu schaffen"." Als Johann Michael Prunner am 26. April 1739, kaum zwei Monate,nachdem er sein Testament unterzeichnet und sein Lacksiegel mit dem Brunnen auf das Papier gedrückt hatte, in seinem Haus „Zur goldenen Krone" am Hofberg zu Linz, 1726 um 3000 Gulden gekauft^, im 70. Lebensjahr starb, war er einer der angesehensten Bürger seiner Vaterstadt. Sein Leichnam wurde in der von ihm ausgebauten Johann-Nepomuk-Kapelle in der Linzer 'Bruno Grimschitz,ebd., S. 12. « Ebd., S. 72. 22

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2