OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

technischen Betriebe in Österreich^. Die Linzer Handelsleute waren angesehene Männer, so wie später die Sensengewerken des Krems- und Steyrtales, weitgereist und daher si cherlich nicht kleinbürgerlich. Schon frühzeitig läßt sich bei Johann Michael Prunner eine gewisse Großzügigkeit, wie sie in seinem Elternhaus vorgeherrscht haben muß, erkennen, nicht zuletzt hinsichtlich seiner Ausbildung. Zwar schweigen die Quellen über seinen Aufenthalt bis 1705, aber dann,so heißt es in dem Bürgerbuch der Stadt Linz, habe er sein Meisterstück als Maurer meister vorgelegt, einen Gebäuderiß. Nunmehr konnte er in Linz als ein Behauster gelten. Wenn die Überlieferung wahr ist, hat Prunner seine Lehrjahre in Rom, Florenz und Wien verbracht. In Rom dürfte er an den Bauten Guarinis gelernt haben. Am Freihaus Zeppenfeld (Domherrenhof) in Linz und am Landhaus in Wels sind Stilelemente Guarinis unverkennbar. In Wien ist er mit Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723) und Lucas von Hildebrandt (1668-1745) in Verbindung gewesen. Auch das geht aus seinen späteren Werken hervor. Es ist ferner nicht von der Hand zu weisen, daß er bereits vor seinen italienischen Lehrjahren auch in Prag war. Er hat in seinem Testament die dortige, dem Orden der Karmeliter nahestehende Jesu-Maria-Joseph-Bruderschaft mit einem Legat von zwanzig Gulden bedacht. Ohne eine persönlich engere Bindung an die Prager Karmehter, wie sie sich vor allem aus einer Mitarbeit am Bau der Prager Karmeliter-Kirche St. Joseph ergeben konnte, hätte er dieses Legat kaum ausgeschrieben. Jedenfalls hat er sich, wo und wie immer er sich auf seine freie Architektenarbeit vor bereitete, gründlich umgesehen. Es ist auch anzunehmen, daß er etwas von dem Geschäfts geist seines Vaters vererbt bekommen hat,denn er ist nicht nurBaumeister - Maurermeister, wie man zu Ehren des Handwerks sagte - gewesen, sondern ebenso Lieferant von Bau materialien, also ein Bauunternehmer nach heutiger Art. Das weist wiederum auf seinen Blick in die Zukunft hin, gewiß aber auch auf ein bewußt angestrebtes Ziel: durch Fleiß und Umsicht wohlhabend, wenn nicht sogar reich zu werden. Aus seinem Testament ist ersichtlich, daß er seine Absichten hinsichtlich eines materiellen Erfolges verwirklichen konnte. Allein 25.000 Gulden hat er an Legaten vermacht. Trotz dieser Wohlhabenheit wurde er nicht hochmütig, hielt auch Ordnung in seiner Familie. So hat er seinen Sohn Friedrich aus erster Ehe auf Pflichtteil gesetzt. Der uns nur allzu gut bekannte Vater-SohnKonflikt scheint sich zu Prunners Zeiten in den Familien mehr oder minder heftig abge spielt zu haben. Immerhin hat der Sohn schon zu Lebzeiten seines Vaters den größeren Anteil seines Erbes ausbezahlt erhalten, die Stiefmutter Susanna Josepha, geborene Ernst, zweite Ehefrau Prunners, Universalerbin nach ihrem Gatten, mußte ihm nur noch den Rest übergeben. Die Lebensgeschichte Johann Michael Prunners schält sich nur aus seinem Werkleben heraus, sonst weiß man über ihn wenig. Das berührt insofern sympathisch, als daraus her vorgeht, wie gering noch vor wenigen Jahrhunderten schöpferische Menschen ihr persön liches, ihr äußeres Leben gegenüber ihrem Werk geachtet haben. Wir wissen ja auch von den Bildschnitzern der gotischen Stilepoche unserer Kulturentwicklung, daß sie ihre Arbeiten oft nicht einmal gezeichnet haben. Soweit der Charakter Johann Michael Prunners aus den Begegnungen mit seinen Bauherren bekanntgeworden ist,so blieb er bis zu Beginn des Bauens, also während der Absprachen, stets verbindlich. Die Arbeit hat ihn dann stärker hingerissen, als man es bei einem so klar denkenden Menschen - seine zu einer Einheit gestalteten Umbauten aus oft mehreren Objekten lassen dies besonders erkennen — ver21

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2