OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

„Johann Michael Prunner, des Raths unnd bürgerlicher Paumeister ..." (Zum 300. Geburtstag des großen oberösterreichischen Barockbaumeisters) Carl Hans Watzinger .des Raths unnd bürgerlicher Paumaister in der Kays, unnd lanndts-fürstlichen Haupt-Statt Linz", so bezeichnet sich Johann Michael Prunner - die heutige Schreibweise seines Namens — in seinem Testament vom 5. März 1739, das im Oberösterreichischen Landesarchiv, Linz, aufbewahrt wird. Prunner war zu diesem Zeitpunkt 69)4 Jahre alt und als Baumeister hoch geschätzt. Er kann als der dritte der großen Architekten neben Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lucas von Hildebrandt angesehen werden. Also gehörte er zur Spitze der österreichischen Barockbaumeister. Dabei stand er Lucas von Hildebrandt in seinen Bauten stilmäßig besonders nahe, ohne ihn etwa zu kopieren. Lucas von Hildebrandt selbst hat von Prunner viel gehalten, wie dies aus dem Brief des Linzer Fouriersdes Salzburger Erzbischofs Graf Franz Anton von Harrach, Johann Adam Wenzel, vom 19. November 1719 hervorgeht. Es heißt darin; „H. Ingenieur Jean Luca (Hildebrandt), nachdeme er in seinder des Maurermeisters Gegenwarth das völlige Gebäu visitiert, hat gesaget, es gefalle Ihme sowohl das Gebäu der neuen Schnekkhen-Stiegen, der Wagen-Schupfen unnd besonderist der neue Stahl gahr wohl"^. Prunner hat aber auch von Jakob Prandtauer gelernt, was im Hinblick auf die langjährige Tätigkeit dieses großen österreichischen Barockbaumeisters in Oberösterreich, zum Beispiel in St. Florian, Christkindl bei Steyr und Linz, naheliegt. Prunner war immer bestrebt, sich weiterzubilden, das ist bis in sein Alterswerk zu beobachten. Wahrscheinlich ist dieser Eifer eine oberöster reichische Eigenschaft. Auch Anton Bruckner hat bis an sein Ende immer wieder „gelernt". Das Leben Prunners Johann Michael Prunner wurde vermutlich am 3. September 1669 zu Linz als Sohn des Handelsmannes Johann Adam Prunner und seiner Gattin Eva Regina geboren, denn am 4. September ist seine Taufe in die Matrikel der Linzer Stadtpfarre eingetragen. Wie sah es damals in Linz aus? Seit Ende des 15. Jahrhunderts trat Linz immer stärker als Handelsstadt hervor, ins besondere wurde dem alljährlich stattfindenden Frühjahrsmarkt nach Ostern und dem ebenfalls jedes Jahr im August abgehaltenen Bartholomäusmarkt zunehmende Aufmerk samkeit geschenkt. Die Oberdeutschen, vor allem die Nürnberger Tuchhändler, fanden sich ständig in Linz ein. Die im Jahre 1672 gegründete Wollzeugfabrik steht damit im engen Zusammenhang, sie entwickelte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts zu einem der größten ^ Bruno Grimschitz,Johann Michael Prunner (Wien 1960),zweite erweiterte Auflage, S.52. ® Eduard Straßmayr, Das Linzer Stadtbild in seiner geschichtlichen Entwicklung, in „Heimatgaue", Linz, S.Jahrgang (19221, 8.85. 20

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