OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

b) Sensen-, Sichel- und Strohmesserhämmer In Privatbesitz befand sich der wichtige Industriezweig der Sensenschmiede, der im Berichtszeitraum trotz großer Krisen sich ständig aufwärts entwickelte. Im Jahre 1785 zählte Oberösterreich etwa 67 Sensenhämmer, 1807 bereits 98, 1823 waren infolge einer Krise jedoch nur 23 in Betrieb und 1841 werden 46 Hämmer mit 140 Feuern und 140 Schlägen genannt, die 1,142.460 Sensen, 175.000 Sicheln und 25.850 Strohmesser im Werte von 640.204 Gulden erzeugten. Dabei war die Hälfte der 2800 Beschäftigten dieses In dustriezweiges 1841 infolge einer Krise arbeitslos. Um 1800 existierten in Oberösterreich drei Sensenschmiedezünfte: in Kirchdorf-Micheldorf, Freistadt und in Mattighofen, die 55 Mitglieder zählten. Die Krisenanfalligkeit hing mit der starken Exportorientiertheit dieses Industriezweiges zusammen. Die berühmten „Blauen Sensen"»" gingen vor allem nach Polen und Rußland, aber auch nach Frankfurt, Westeuropa und Amerika. Die Beschäftigtenzahl pro Einzel hammer schwankt im ausgehenden 18. Jahrhundert zwischen neun bis zwölf, während sie 1841 bei etwa der Hälfte der ursprünglichen Hämmer auf über 30 stieg. Daraus wird die Konzentration der Betriebe sichtbar. Der größte Betrieb gehörte der Familie Zeitlinger"^, die in Blumau im Jahre 1833 200 Arbeiter an 33 Hämmern beschäftigte und 40.000 Sensen erzeugte. Bis 1845 stieg die Beschäftigtenzahl auf 451 und die Produktion auf 150.000 bis 200.000 Sensen pro Jahr. Weitere größere Betriebe waren die drei Sensenschmieden in Spital am Pyhrn, die 1834 65 Arbeiter beschäftigten und 90.000 Sensen herstellten. Im Mühlkreis zählte zu den größten Betrieben der Riedlhammer in Gutau, der 1833 22 Arbeiter hatte, die 20.000 Sensen und 10.000 Strohmesser herstellten. Die Gewerkenfamilien der Sensenschmiede bildeten eine geschlossene Gemeinschaft weniger Familien, von denen im folgenden die wichtigsten genannt werden: Kaltenbrunner, Moser, Schirhagl, Schröckenfuchs, Steininger, Weinmeister und Zeitlinger. Die wichtigsten Zentren der Sensenhämmer in Oberösterreich waren: Kirchdorf-Micheldorf, Leonstein, Klaus-Molln-Steyerling, Windischgarsten-Spital am Pyhrn, das Almtal, das östliche Mühl viertel um Freistadt und bei Mattighofen. c) Pfannenhämmer An Pfannenhämmern bestanden 1785 sieben mit 36 Beschäftigten; 1807 stieg die Zahl der Arbeiter auf41.In den Tafeln von 1841 werden einschließlich Salzburg elfHämmer aufgezählt, die 1165 q Eisen verarbeiteten. Der Wert ihrer Erzeugnisse betrug 35.190 Gulden. Im Jahre 1820 gab es Pfannenhämmer in Fahrendorf, Mattighofen, Neuzeug, Steyr und Wimsbach. 1841 kamen Kolming, Mondsee, Riedelsbach, Schibern und Weins bach hinzu. d) Hammer- und Hackenschmiede Im Jahre 1785 erwähnen die Manufakturtabellen 152 Hammer- und Hackenschmieden mit 417 Beschäftigten"", was einem Durchschnitt von drei Arbeitern pro Betrieb entspricht. Ein solcher Kleinbetrieb war zum Beispiel die Hackenschmiede in Spital am Pyhrn, die 1834 2000 Hacken jährlich erzeugte. Die amtliche Statistik unterscheidet erst ab 1806 Ham mer- und Hackenschmiede. Danach gab es neben 204 Hammerschmieden 47 Hackenschmie den, letztere mit 94 Beschäftigten. Im Jahre 1841 wurden nur mehr 14 Hackenschmieden "" Fischer Franz, Die blauen Sensen, I. c. Brudel Hans, Geschichtliche Notizen über das Sensenwerk „Blumau",1. c. "" Hoffmann Alfred, Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich 1, 1. c., S. 365 f. 16

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