OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 3/4

und im Salzkammergut. Die größte Blütezeit erlebte die Fabrik unter der Direktion Conrad Sörgls von Sorgenthal, der diese in einer Phase des Niederganges (1764 Freigabe der Woll warenerzeugung, 1775 Aufhebung des Einfuhrverbotes für Wollwarenerzeugnisse) über nommen hatte. Im Jahre 1786 war die Zahl der verlegten Spinner wieder auf31.000 zurück gegangen, woran auch ein 1784 neuerdings erlassenes Zollpatent wenig änderte. Seit 1795 nahm die Fabrik die Teppicherzeugung nach niederländischem Vorbild auf,im folgenden Jahr auch Tuchwaren- und Kasimirerzeugung. Nach den Franzosenkriegen setzte ein starker Verfall ein. Die Beschäftigtenzahl sank bis 1829 auf 6100, die Produktion fiel von 42.306 Stück im Jahre 1803 auf 9075 Stück im Jahre 1819. Verbesserungen der technischen Ein richtungen erfolgten laufend: 1769 Appreturmaschinen, 1801 zwei Wollbrechmaschinen, 1805 englische Spinnmaschinen und 1808 englische Kamm- und Krempelmaschinen. Seit 1840 stand eine Dampfmaschine in Verwendung. Nach 1835 in diesem Jahr beschäftigte die Fabrik noch 6950 Menschen - trat ein rascher Niedergang ein. Infolgedessen entschloß man sich 1838 zur Auflassung der Zeug- und Tuchmanufaktur.DieFabrik wurde nur mehr als Teppich- und Schafwollwarenfabrik weitergeführt. 1841 betrug deren Beschäftigtenzahl 1211, die Erzeugung 1190 Stück Druckwaren von 8767 Ellen und 1360 Teppichwaren von 23.829 Ellen. Eine Bandteppichfabrik bestand in Linz bereits 1820, die von Lorenz Helm gegründet und von Ignaz Zetzenberger fortgeführt wurde, später aber einging. Um 1749 errichtete der Abt von Kremsmünster eine Wollenzeugfabrik, die die Bekleidung der Geistlichen herstellen sollte. Sie beschäftigte zirka 600 Spinner im Verlag. Unter den oberösterreichischen Strumpffabriken war die bedeutendste Poneggen^' bei Schwertberg. Sie wurde 1764 durch ein adeliges Konsortium unter Graf Christoph von Salburg gegründet. Eine Einfuhrbeschränkung ausländischer gestrickter und gewirkter Waren sollte der Firma aufhelfen. 1768 erhielt sie ein Privileg mit der Erlaubnis zur Haltung offener Gewölbe in Wien und anderen Orten. Ihre Produktion betrug im Jahre 1769 14.900 Dutzend Strümpfe im Wert von 180.000 Gulden. Die Fabrik wurde 1818 aufgelassen. Strümpfe nach Halleiner Art wurden seit 1768 in Lerchenthal bei Enns in einer Fabrik des Grafen Klamm erzeugt. Diese ging aber mangels nötiger Strickmaschinen bald ein und wurde nach Poneggen übersiedelt. In Steyr wird in den Jahren 1782/83 eine Strumpf fabrik genannt, die nur eine Strickmaschine besaß, aber 411 Beschäftigte zählte; auch diese ging bald wieder ein. Im Jahre 1786 erhielten Franz Maurer und Franz Rath eine Fabriks befugnis für Halleiner Strumpf- und Baumwollwaren. Ihre Fabrik in Linz ging 1802 an Michael Rechberger über. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel führte diese 1837 Franz Löbl. Einer der erfolgreichsten Schafwollfabrikanten war der in Linz geborene Josef Dierzer, der 1822 die Leitung des väterlichen Unternehmens übernahm, das um 1800 gegründet worden war. 1831 erwarb er die Landesfabriksbefugnis für Schafwollwaren und errichtete ein Jahr später eine Weberei, Färberei und Appretur. Nach seinem Tode (1838) gründeten Dierzers Erben 1840 in Kleinmünchen eine Teppichfabrik, wobei sie viele Arbeiter der aufgelassenen k. k. Wollzeugfabrik übernahmen. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigten die Teppichweberei, Färberei und Appretur 70 Arbeiter auf 33 Webstühlen. 1841 wird die Fabrik als Schafwollwaren- und Baumwollspinnerei erwähnt. Sie produzierte jährlich zirka 2000 Stück oder 30.000 Ellen und zählte über 200 Beschäftigte. Eine zweite Dierzersche "Grüll Georg, Die Strumpffabrik Poneggen, 1. c. 13

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