OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Die Versetzung der untersten Stufen ist wegen der 2,00 m hohen Wand unbedingt erforderlich. Solche oder ähnliche Fälle wurden früher mit einem eingemauerten Gurtbogen zusätzlich verstärkt. Der weitere Verlaufaufder Plattform HK.734.19 ist mit 2 kurzen und 1 langen,flachen Stufe gegeben, wobei die längere die Richtung ändert. Am Ende dieser Stufe sind aufeiner Felsnase noch Behauungen zu finden. Anschließend ist nur mehr eine, dem Felsen angepaßte, gebogene Stufe vorhanden.Der exakte Verlaufder Maueraußenkante läßt sich daher schlecht rekonstruieren. Auch eine Aufteilung der Innenräume ist nicht festzustellen, da das Bauvorhaben nicht zur Ausführung gelangte oder im Keime erstickt wurde. Ich bin davon überzeugt, daß es sich um den Wahrheitsbeweis der Sage vom unterbrochenen Kirchenbau oder von den Riesen, die hier eine Burg bauen wollten, handelt. Beide Gebäude wären theoretisch durchaus möglich. Die ebenen Flächen um den Eibenstein wären zur Anlage eines Zwingers wie ge schaffen. Da bei der Sage vom Kirchenbau von einer Holzkirche die Rede ist, neige ich mehr zur zweiten bzw. zur Burgenversion. Die Stärke der Mauern deutet auf ein hohes Gebäude hin, was zur Annahme verleitet, daß hier eine Turmburg mit Keiltürm (fünf eckiger Turm) entstehen sollte. Solche Burgen wurden von einer Ringmauer umgeben. Nimmt man zum Vergleich die Burgruine Lobenstein oder Lichtenhag (beides sind Turm burgen), kann man sich ein Bild machen, wie eine Burg am Eibenstein ausgesehen hätte. Vergleicht man die Mauerstärke dieser Turmburgen mit den gefundenen am Eibenstein, so kann man Rückschlüsse auf die Höhe des geplanten Gebäudes ziehen. Der Wohnturm der Ruine Lobenstein hat eine Mauerstärke von rund 3 m und ist 22 m hoch. Der Turm der Ruine Lichtenhag hat eine Stärke von 2,05 m an der schwächsten Stelle und eine Höhe von 15 m. Der Turm der Ruine Klingenberg (keine Turmburg) in St. Thomas am Blasenstein hat z. B. die gleiche Mauerstärke von 2,35 m,wie wir sie am Eibenstein vorfinden.Die Höhe beträgt 16,30 m,wobei das oberste Geschoß nicht mehr zur Gänze vorhanden ist.Die Mauer stärke beträgt dort noch 1,10 m.(Die Maße der Ruinen Lobenstein,Lichtenhag und Klingen berg wurden dem Buch „Burgen in Oberösterreich" von Götting-GrülP entnommen.) Man kann heute nicht mehr feststellen, was diese Mauern beherbergen sollten. Ob Wehrkirche oder Turmburg, eines steht aber fest, daß hier mächtige Füllmauern in der Aus führung eines Quader-, Schichten- oder Bruchsteinmauerwerkes entstehen sollten. Der so ummauerte Raum wäre 144 m^ groß gewesen. Es ist schade, daß nur wenige Anhaltspunkte zur Datierung dieses Bauvorhabens vorhanden sind. Mit Sicherheit kann man aber annehmen, daß diese Arbeiten höchstens 1000 Jahre zurückliegen. Weiters möchte ich noch kurz auf den sogenannten Opferstein und die Steinschalen eingehen. Die Schalen weisen keinerlei Spuren auf, die vermuten lassen, daß hier der Mensch HandimSpielgehabthabe.DieBetrachtungdesPlanesund dieFeststellunginderNaturzwingen mich zu sagen,daß die Schalen durch Erosion natürlich entstanden sind. Der Opferstein, dereinstjene berühmten Tropfen fallen ließ, diejeden Stein höhlen,ist auf seinejetzigeForm durch Abwitterung reduziertworden.Dortalso,woderSteinam beständigsten war,ist die ent standene(südlichste)Schale daherfastkreisrund.Die mittlereistzum Opferstein hin ovalerund die kleeblattähnliche nördlichstereichtheute unterden überhängenden Stein.Ich willdamitsa gen,daß dieSchalen diestummenZeugen von der ursprünglichen Größe des Opfersteines sind. 'W. Gotting u. G. Grüll, Burgen in Oberösterreich. Schriftenreihe d. oö. Landesbaudirektion, Bd. 21. Linz 1967, 72 f. (Lobenstein),65 ff. (Lichtenhag), 47f. (Klingenberg). 95

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