OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

hoch. Die seitliche Abgrenzung ist daher aufder zweiten Stufe 45 cm breit und 1,15 m hoch, was bedeutet, daß hier enorme Drücke und Schubkräfte abgefangen hätten werden können (s.SchnittWest-Ost,Plan5,Abb8).Dasich an dieser Stelle die Abgrenzungslinie deutlich nach Nordwesten bricht, entsteht der Eindruck, daß hier der Einstieg in Form eines Turmes geplant war. Eine genaue Untersuchung in der Natur verhinderte eine große Birke am Fuße des Felsens und die anschließende Terrasse. Es ist mit Sicherheit anzunehmen,daß an dieser Stelle noch Behauungen vorhanden sind, die genauen Aufschluß über die noch ungeklärte Form des Grundrisses geben könnten. Bedeutend für die Datierung dieses Bauvorhabens ist der Umstand, daß der Steinmetz die zweite Stufe im Osten neben der Höhenkote 738,00 in ihrer wahren Länge aus dem Fels gemeißelt hat (im Schnitt Süd-Nord, Plan4, Abb. 7, deutlich zu sehen). Die Begren zung im Norden wie auch im Süden dieser Stufe verrät uns die geplante Mauerstärke von 2,35 m, was im damaligen Längenmaß 3 österr. Ellen entspricht. Sucht man weiter nach ähnlichen Sicherheitsvorkehrungen, so findet man sie wieder aufdemsüdlichsten Felsgebilde.(HK. 733.96 und HK.735.38).Gerade die Höhe735.38istge spicktmit solchen Sicherungen zur Stabilisierung deszukünftigen Mauerwerks. Im Osten wie im Westen kann man diese Widerlager deutlich erkennen,wobeidie westlichen Stufen versetzt und im Bogen den natürlichen Felsverlauf folgend ausgemeißelt wurden, um eine Keil wirkung gegen den Felsen im Westen HK. 733.96 zu erzielen (Abb. 12).Auch die Abstufungen'aufderKuppedienen demselbenZweck(Abb.13).DerFelsmitderHK.731.39 ist plan abgeschrämmt, wurde aber wegen Zeitmangels nicht zur Gänze freigelegt (s. Schnitt West-Ost, Plan 6). Ganz allgemein kann daher gesagt werden, daß alle Rückversetzungen von Stufen, die seitlichen Begrenzungen dieser gegen den Steilabfall hin und die Plattformen nur den Zweck haben, ein Mauerwerk nach allen Seiten hin abzusichern. Die äußeren Widerlager im Norden und die im Süden geben uns heute Aufschluß über die Länge des geplanten Bauwerkes (s. Abb. 7, 8, 11, 14). Im Osten und Westen sucht man vergebens solche Widerlager. Das Gelände im Osten ist relativ flach, die Stufen beiHK.733.86 daherbreitund mächtig(Abb.4,5),aufdenen man eine MauermitoderohneAnzugsehrstabilhätteaufmauern können. Die Mauerstärke beträgt dort nach meinen Messungen 2,60 m, was einem Maß von rd. 8 Fuß entspricht. Da die Mauerstärke im nächsten Stockwerk um die Tramauflage verringert wird (empirische Werte 25-35 cm pro Stockwerk), kommt man bei einer angenommenen Deckenhöhe von 4,50 m aufeine Mauerstärke von 2,35 m,was bedeutet, daß der erste eingezogene Fußboden auf einer Höhe von 738.40 m zu suchen wäre. Da sich diese Stufen nach Norden hin nicht verfolgen ließen, führte ich kleine Grabungen durch, die eine Menge kleinerer Stufen, den Anschluß der ersten an den Hauptfelsen sowie die Verlängerung der zweiten zum Durchgang hin hervorbrachten. Im Westen hatte es der Baumeister wesentlich schwerer. Hier kam ihm aber die im Plan mit „Enge Gasse" bezeichnete Schlucht zu Hilfe. Das Zumauern solcher Engstellen macht keinerlei Schwierigkeiten. Sie bringen zusätzHch Festigkeit und verkeilen die Mauer im gewachsenen Felsen.Sogar unterder vorspringenden Felsnase beiHK.729.70(Abb.9, 10) habeich Flachstellen entdeckt,diezurAufnahmederMauersteinedienensollten.DerÜbergang bzw. weitere Verlauf im Westen des Durchganges bereitete ein wenig Kopfzerbrechen. Einige Fluchtstangen und der Winkelspiegel gaben die Richtung, und nachdem Krampen und Schaufel das übrige taten, traten 6 prächtige Stufen wieder ans Tageslicht(HK.732.65). 94

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