OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

von einer Schichtenlinie zur anderen das Gelände in der Natur um 1 m steigt oder fallt. Die Schichtenlinien sind auf Normal-Null (Adria) bezogen. Die in den Geländekanten eingetragenen Keilschraffen zeigen an, daß das Gelände zur Schraffenspitze hin abfallt. Hypothese auf Grund der Vermessung Als ich im Frühjahr 1968 das erste Mal den Eibenstein betrat, war ich überwältigt von der Schönheit dieser Felsgruppe,dessen markante Stufen dem„Hohen Stein"dasGepräge geben. Diese Stufen sind es auch, die dem Wissenschaftler und Heimatkundler keine Ruhe gönnen, nach Sinn und Zweck dieser Anlage zu forschen. Der erste Eindruck ist verwirrend; überall, wohin man schaut,sind Stufen, größere, kleinere, da und dort.- Betrachtet man diese Felsgruppe und seine Stufen genauer, kommt Klarheit und Ordnung in das Gebilde von Menschenhand. Die Steinmetze, die hier Hand an den Eibenstein legten, haben nicht ungefähr, sondern unter Anleitung eines Baumeisters den wohldurchdachten Plan in die Wirklichkeit umgesetzt. Sie schufen die Fundamente für ein mächtiges Gebäude, das aufden Felsen des Eibensteines thronen sollte. Es ist erstaunlich, wenn man bedenkt, daß es damals nur primitive Meß- und Arbeitswerkzeuge gab, daß das Maximum des Felsen zur Verbauung ausgenützt, die Formgebung geradlinig und dabei der wehrhaft trotzige Charakter des zu entstehenden Gebäudes berücksichtigt wurde. Diese meine Behauptungen möchte ich durch folgende Erläuterungen untermauern: Bei meinen BurgenVermessungen habe ich desöfteren solche oder ähnliche Felsstufenge sehen, die als Auflagerfläche längst abgerutschter Befestigungsmauern gedient haben. Sogar im Burginneren der Burgruine Reichenstein findet man diese. Dort wurden sie als Fundament einer Zwischenmauer und zur Auflage eines Tonnengewölbes benötigt. Würde man eine solche Höhenburg von allen Mauerresten befreien, käme ein ähnliches Stufengebilde wie am Eibenstein zutage. Schon bei der Vermessung erkannte ich die geradlinige Anordnung der Stufen und den Grundriß des Bauvorhabens. Der Plan 3, den ich im Original im Maßstab 1:50 anfertigte, um möglichst exakte Resultate zu erzielen, brachte als Ergebnis der Arbeit den aufder Oleate gezeichneten Grundriß. Nur in der Nordwestecke sind zweiVarianten möglich; einmal das geschlossene Fünfeck und als zweite Möglichkeit der turmartige Abschluß. Hier vermute ich auch den vorgesehenen Einstieg, da an dieser Stelle der idealste Zugang wäre. Eine Grabung würde hier die endgültige Lösung bringen. Der Komplex Eibenstein ist auf meinem Plan in drei Teile geteilt: In den nördlichsten bis zum „Durchgang" mit dem sogenannten Opferstein, der mit der Höhe 739.55 die höchste Erhebung des Eibensteines ist, dem mittleren Teil mit den wuchtigen Stufen im Osten, der vom dritten, südlichsten Teil durch die „Enge Gasse" getrennt ist. (s. Plan 4) Bei genauer Betrachtung des nördlichsten Teiles mit der Höhenkote 738,00 auf der höchsten Plattform, sind m. E. die wichtigsten Hinweise für die weiteren Untersuchungen dieser Anlage zu finden. Die Begrenzung der Stufen nach Norden hin und die Länge der zweiten Stufe im Osten der Höhenkote 738.00 (s. Abb. 7). Die mit Absicht stehen gelassene Felsnase am Nordrand der Stufen ist nichts anderes als ein Widerlager, das einer Mauer sicheren Halt geboten hätte. Dieses Widerlager, das zugleich die nördlichste Maueraußenseite bildet, beginnt bei der zweiten Stufe im Osten, folgt dem natürlichen Verlauf des Felsens bis hinauf zur Plattform, wo sie noch eine Höhe von 10 cm hat. Im Westen hat der Erbauer einen natürlichen Felsspalt für denselben Zweck ausgenützt. Da hier der Fels sehr steil abfallt, sind die Stufen dementsprechend schmal und 93

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