nicht alles täuscht, könnte sich in dem Bericht vom Schatz im Steinernen Gang gleich dem berühmten Beispiel des sogenannten Königsgrabes von Seddin^' unter dem Steinhügel eine letzte Erinnerung an ein längst zerfallenes einstiges (Gang-?) Grab erhalten haben, -wie dies bekanntlich in manchen heiligen Stätten zum Ausgang und Mittelpunkt der Verehrung geworden ist. Unverkennbar an der Bedeutung des Ortes mitgewirkt hat auch der noch in seinem Namen ablesbare einstige Bestand an Eiben. Die geringe Anzahl der „Eiben"-Orte in Ober österreich allein schon macht ersichtlich, daß das Vorkommen dieser Nadelbäume auch in frühen Zeiten bereits verhältnismäßig selten war*®. Sie neigen nicht zur Waldbildung, sondern bevorzugen Bestände von kleineren Gruppen und ziehen dadurch um so mehr die Aufmerksamkeit der namengebenden Bevölkerung an sich. Dazu kommt, daß die Eiben sowohlim gegenwärtigen Volksglauben und in der Volksmedizin eine hervorragende Stellung einnehmen,als auch im Kultbrauch einzelner keltischer Völkerschaften in der Funktion von Toten- und Friedhofbäumen,als welche sie verschiedentlich bis ins Mittelalter hinein bezeugt sind, bekannt wurden. Bekannt ist auch, daß die Eibe seit jeher zur Herstellung besonders tüchtiger Bogen verwendet wurde*'. So mag bei einem heroisch veranlagten Volk das Vorkommen eines auffallenden Eibenbestandes nicht nur den Gedanken an eine naturgebundene Rüststätte entstehen lassen, sondern auch zugleich mit dem mit den Eiben verbundenen Ahnenkult zur Intensivierung der Heiligkeit eines solchen Ortes beigetragen haben. Welcher Art die kultischen Handlungen waren, die bei einem derartigen religiösen Mittelpunkt sich vollzogen haben können, wissen wir im konkreten Fall nicht anzugeben. Es darf aber vermutet werden, daß sich einem allgemeinen Brauch gemäß auch hier schon früh mit der Abhaltung religiöser Handlungen gerichtliche und politische Beratungen verbunden haben, wozu auch noch der späte Nachweis des in Eibenstein abgehaltenen Taidings einen nicht unwichtigen Hinweis bildet. Und im weiteren liegt es nahe, daß diese Handlungen mit bestimmten großen Kalenderfesten zusammenfielen. Wenn man die oft unerhörte Beharrsamkeit in den Kulttraditionen in Betracht zieht, wird man in der An nahme kaum irren, daß die Sommersonnenwende ein solcher Termin gewesen sei, an dem noch heute die Bevölkerung aus nah und fern am Heidenstein zusammenkommt, um hier, an der alten zentralen Stelle, ihr Sommerfest zu begehen. Die Gegenüberstellung der Sagen über die Kämpfe am Eibenstein, des Berichtes des Eugippius, der sprachlichen und brauchkundlichen Parallelen im deutschen Volksleben und der Hinweis aufdie von der Ethnologie (H. Schurtz) beschriebenen männerbündischen Einrichtungen und Institutionen der Altersklassen bei den Naturvölkern sowie auch auf die gleichartigen germanischen Institutionen in der altgermanischen und frühmittelalterdieses Phänomens an den „Wundervollen Stein im Wald von Broceliande" (s. E. Windisch, Das keltische Britannien. 1912, 184). *' W.Schultz, a. a. O.T. 7. Das Grab mit den drei übereinander angeordneten Särgen wurde 1899 auf Grund der Sage von dem goldenen Schatz im Hügel aufgefunden und befand sich in einem „aus einander über kragenden Steinen" bestehendem erdüberdeckten Gewölbe von 1,60 m Höhe und 2 m Breite. Daß diese Vor stellung von der Verbindung; Grab-Gold auch anderwärts belegt ist, zeigt eine Mitteilung von R. HeineGeldern in „Das Megalithproblem" (Beiträge Österreichs zur Erforschung der Vergangenheit und Kultur geschichte der Menschheit.Horn 1959, 168), nach der auf der Insel Nias ,,die Seelen von Adeligen, die Ver dienstfeste gegeben und (Grab)denkmäler (für sich) errichtet haben, nach dem Tod in ein ,Goldparadies' gelangen". *® Fr. Setka, Seltene Bäume (Eiben). Apollo, Nachr.-Blatt d. Naturkundl. Station der Stadt Linz. Sommer 1969, F. 16, 5 ff. *" A. Hovarka z. A. Kronfeld, Vergleichende Volksmedizin. Stuttgart 1908, II, 109, 165; II. 433. J. Hoops, Reallex.d. germ. Altertumskunde. Straßburg 1911 ff.I. 517 ff.; de Vries, a. a. O., 187 f. 88
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