OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

I. Amann und K.Jaeckl, noch ausführlicher F.Kießling^®, haben die wichtigsten dieser Sagen unmittelbar aus dem Volksmund aufgezeichnet. Injüngster Zeit brachten Abfragungen durch die Herren Hofrat Dipl.-Ing. J, Messenböck und Oberamtmann K. Wagner und schließlich auch durch den Verfasser die Bestätigung, daß diese Erzählungen seit der Jahr hundertwende noch heute im Volk lebendig geblieben sind. In Einzelfallen konnten noch zusätzlich aufschlußreiche Details aufgenommen werden. Im folgenden werden die Motive und Motivgruppen der Sagen um den Heidenstein in knapper Textierung wiedergegeben. 1. Auf dem „Eibenstein" und in dessen Umgebung wurden wiederholt „Fuchtlmandl" in Form von blauen Flämmchen beobachtet®'. 2. Der „Heidenstein" wurde von Riesen erbaut®®. 3. Am Heidenstein fand einmal eine Schlacht zwischen den Christen und Heiden statt, bei der die letzteren unterlagen®'. 4. Nach der Schlacht beim Heidenstein wollte der Priester der Christen unbedingt auf dieser Steingruppe eine Kirche errichten und fand hiezu auch die notwendigen Helfer. Aber was sie tagsüber an Baumaterialien herbeibrachten und bearbeiteten, verschwand während den Nächten und wurde auf geheimnisvolle Weise auf den eine Gehstunde ent fernten „Heiligen Berg" (den heutigen „Kira-" oder „Friedhofberg") von Rainbach ent rückt. Die Wachen wurden am Morgen an Bäume gebunden aufgefunden und berichteten, daß sie unter großem Lärm von Wesen überfallen worden wären, die menschliche Hände und Beine, aber Tierköpfe gehabt hätten. Da sich die Bauarbeiter allmählich weigerten, unter diesen Umständen weiterzuarbeiten, entschloß sich der Priester endlich, die Kirche in Rainbach zu bauen, wo sie noch heute steht, und den Heidenstein „den bösen Geistern" zu überlassen". 5. Dort, wo jetzt südlich des Heidensteines ein wildes Trümmerfeld von Granitblöcken liegt, soll einmal ein gedeckter kleiner Gang bestanden haben, der zu einer anderen Fels gruppe führte. In diesem Gang war ein goldener Schatz verborgen (ein „goldenes Kalb"). Als einige Burschen von Eibenstein diesen Schatz zu heben suchten, stürzte der Gang ein und ist so sehr verfallen, daß man seine genaue Lage nicht mehr finden kann". Sagen 1 und 2 gehören in die Gruppe der Natursagen. "s. die Anm. 2 angeführte Lit.; merkwürdigerweise verzeichnet das große Sagenbuch von A. Depiny keine dieser Sagen. ®' Aufn. Hofrat Dipl.-Ing. Messenböck. "Kühnelt, Eibenstein; Kießling, a. a. O. 69: „Die Sage berichtet, daß der Eibenstein die Reste einer einst von Riesen erbauten Burg sei". Kühnelt, a. a. O.; Kießling bringt die Sage zugleich mit einem um die historischen Tatsachen recht unbe kümmerten Datierungsversuch; „Beim Eibenstein, erzählt eine Sage weiter, sei es einmal auch zwischen Heiden uitd Christen (zur Zeit als Lorch bereits eine Kirche hatte, also zwischen Deutschen und Römern!) zum Kampfe gekommen, der für die Christen siegreich endete." "Recht ausführlich wird die Sage bei Kießling wiedergegeben: „Über dem Eibenstein sollte eine damals noch aus Holzwerk bestehende Kirche errichtet werden. Aber sobald ein Teil fertig war,fand man ihn des nächsten Tages wieder zerstört, das Bauholz zerhackt oder verschleppt. Man stellte Wachen auf, aber die entflohen oder man fand sie an die Bäume des umgebenden Waldes gebunden. Befragt, wie dies geschehen sei, erzählten die Erschreckten, daß in der Nacht die Wilde Jagd (!) dahergekommen sei, menschliche Gestalten, aber mit Gesichtern und Köpfen von Tieren mit Hörnern u. dgl., die furchtbar tobten und brüllten. Was dann oben am Stein geschehen sei, haben sie nicht mehr beobachten können. Diese Überfälle geschahen wiederholt. Da wurde einmal bekannt, daß das ganze verschleppte Bauholz zur Kirche auf einem Hügel bei Rainbach liege. Trotzdem der Geistliche die Kirche am Eibenstein haben wollte, weigerten sich die Bauleute, auf dem Platze,wo der Teufel(!)so arg sein Unwesen treibe,weiterzu arbeiten.So überließ man die Stätte am Schwarz bach (das ist der Bach bei der Siedlung Eibenstein) dem Bösen und erbaute die erste Kirche am Rainbach. Beim Eibenstein ist es aber heute noch unheimlich." Auch nach Kühnelt,a. a.O.,überließ man den Eibenstein „den bösen Geistern". K.Jäckl, Vom Eibenstein, nimmt die Sage zum Anlaß einer Art historischer Novelle. "Frdl. Mitt. Frau Starlinger M., Eibenstein 22, die den Verf. auch zu der Stelle führte, wo dieser Gang der Volksmeinung nach gewesen sein könnte. 84

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