OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Aistsenke in Richtung Freistadt zielte, und einer, der durch den Haselgraben Richtung Hellmonsödt-Zwetd gegen Norden führte. Zwischen beiden Talfurchen breitet sich das hügelige Gelände aus, in dem auch die Granitkuppe von Eibenstein liegt®. Welche Vorbevölkerung, offensichtlich von Norden dorthin gelangt, in diesem Teil des Mühlviertels gelebt hat, ist im einzelnen noch nicht erforscht, doch ist mit einiger Sicher heit anzunehmen, daß sich im Anschluß an den südböhmischen Raum auch hier Teile der keltischen Völkerfamilie ausgebreitet haben, derselben ethnischen Gruppe also, die damals auch die Landschaften im Süden des Nordwaldes, die Donauebenen, das Alpenvorland und die Alpentäler besetzt hatte. Während die Vertreibung ganzer Völker aus ihren angestamm ten Wohnsitzen in diesem Ausmaß und unter den damals praktizierten grauenhaften Metho den erst eine Errungenschaft der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg geworden zu sein scheint, ist aus früheren Perioden kaum bekannt, daß bei Ankunft neuer Völkerschaften die einhei mischen Siedler völlig ausgerottet worden wären oder ihre Wohnstätten restlos verlassen hätten und mit Kind und Kegel weitergezogen wären. Es ist daher mit beträchtlichen keltischen (und vielleicht auch vorkeltischen) Substraten zu rechnen, die sich, mit diesen gemeinsam, auch erhielten, als um die Zeitenwende germanische Bevölkerungselemente nach Böhmen kamen, denen im Laufe der großen Völkerverschiebungen im frühen Mittel alter weitere folgten, ehe schließlich auch die Baiern erschienen und hier wahrscheinlich auch bereits Angehörige des slawischen Volkstums antrafen'. Die mittelalterliche Kolonisierung dürfte sich unter der Führung bedeutender Adels geschlechter rasch vollzogen haben, denn schon 1262 konnte Wok von Rosenberg, also ein Mitglied jenes berühmten Geschlechtes, das jahrhundertelang große Teile Südböhmens beherrscht hat, den Ort Eibenstein als sicher nicht unbedeutende Siedlung dem Kloster Hohenfurt überantworten®. In einer weiteren Seelgerätstiftung der Rosenberger (1318) werden auch die Orte Stifting (heute zur pol. Gemeinde Reichenthal gehörig), Freudenthal (jetzt Gemeinde Waldburg)und die Siedlung „qui vulgariter datz den Höffen nuncupantur"®, das heutige Vierhöfen (Gemeinde Reichenthal), erwähnt, die alle später mit Eibenstein zum „Amt Eibenstein" zusammengefaßt wurden. Dieses „Amt" liegt also im Schnittpunkt von drei heutigen Gemeinden und läßt eine gewisse zentrale Situation in administrativer Hinsicht erkennen. Bereits 1326 wurde Eibenstein wieder aus dem Verband der Besitzungen von Hohenfurt gelöst und zunächst verpfändet, dann an weltliche Hände verkauft. 1526 gelangte es über manche Zwischenstationen an die Herrschaft Waldenfels, die bis 1848 die Grundherrschaft über das Dorf ausübte'®. Aus dem Schloß- und Herrschaftsarchiv Waidenfels stammt die 1538 datierte Hand schrift eines „Ehafttaidings" für Eibenstein, der zufolge in diesem Jahr die längere Zeit hindurch unterbrochenen Versammlungen alten Rechts unter dem Vorsitz eines (ortsan sässigen) Richters wieder aufgenommen wurden". Noch bis in unsere Tage trägt ein Gehöft in Eibenstein den Hausnamen „Beim Richter". ® J.Haritz, Vor- und frühgeschichtliche Handelswege im Mühlviertel und Goldener Steig. Linz,o.J.B.Pillwein, a. a. O. bringt in einer Kartenbeigabe mit markanter Einzeichnung den Verlauf der Mühlviertler Alt straßen durch Haselgraben Richtung Hohenfurt und von Mauthausen Richtung Freistadt, wobei die Aistfurche nur z.T.berührt wird.Aufdie vorgeschichtlichen Verkehrswegeim Hinblick aufdie günstige Verkehrs lage von Eibenstein verweist auch L. Kühnelt, a. a. O. und K. Wagner, a. a. O. 'Zur Altbesiedlung des Gebietes um Eibenstein s. auch die Ausführungen von K. Wagner in diesem Heft. * Nach: Österreichische Weistümer Bd. XIV; Oberösterreichische Weistümer, Teil IV, Graz-Köln 1960. 200. ° cit. nach Weistümer, a. a. O., 200. wie Anm.9. "Der Verf. ist für die Angaben über dieses Taiding dem derzeitigen Besitzer des Schlosses Waidenfels, Herrn 80

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