hundertwende auf die siedlungs- und volkskundlich gleichhohe Bedeutung des Felsens in Eibenstein aufmerksam gemacht und bei gleichzeitiger sorgfaltiger Beschreibung des Ge ländes zu seiner gründlichen Erforschung aufgefordert hatten®. Doch hatte die neuerliche Diskussion über den Heidenstein den großen Erfolg, daß nunmehr eine gründliche Ver messung des Objektes auf amtlichem Wege vorgenommen wurde®. Ihre Ergebnisse bildeten die Grundlage für den Behörden-Antrag aufAbsicherung des Heidensteines vor willkürlicher Veränderung;gleichzeitig erschlossen sie neue Perspektiven hinsichtlich der wissenschaftlichen Beurteilung des Objektes. Daß sich dabei auch herausstellte, daß nahezu sämtliche alten Gehöfte des Ortes Eibenstein Besitzanteile an dem Felsgelände des Heidensteines haben, erschwert zwar die nötigen Grundverhandlungen zur Unterschutzstellung, zeigt aber den außerordentlichen historischen Rang, den diese Granitkuppe im Rahmen der altherge brachten Besitzverhältnisse des Dorfes einnimmt. Der Ort Eibenstein, bereits 1262 als Ybenstain bezeugt^, liegt rund dreißig Gehminuten von der Grenzstation Summerau entfernt, in flachwelligem, von kleinen Hochmooren und bewaldeten Kuppen durchzogenem Gelände am Nordrand des Mühlviertels. Wie Summerau gehört er politisch zur Gemeinde Rain bach® und zum Bezirk Freistadt. Bis 1945 war das Land diesseits und jenseits der Staatsgrenze über Oberhaid bis tief in den südböhmischen Raum hinein deutsch. Dieselbe Sprache, dieselben Haus- und Wirt schaftsformen, dieselben Bräuche und zahlreiche verwandtschaftliche Bindungen bezeugten die Einheitlichkeit der Bevölkerung hüben und drüben. Von Oberhaid kamen noch bis zum ersten Weltkrieg die „Schwerttänzer", die „Faschingburschen" und die „Winterdre scher", die während der langen Wintermonate in vielen Bauernhäusern zu willkommener Unterhaltung und als gelegentliche Saisonarbeiter gern aufgenommen wurden. Den einstigen kulturellen Gemeinsamkeiten zwischen dem Land an der Nordgrenze Oberösterreichs und den anschließenden südböhmischen Gebieten entspricht auch eine geographische: Die Gewässer, die sich hier sammeln,fließen nicht mehr südwärts zur Donau und damit zum Schwarzen Meer, sondern gehören bereits zum Einzugsgebiet der Moldau, die sie der Elbe und damit der Nordsee zuführt. Einst mußte man, um von Süden her in diese Hochflächen zu gelangen, den breiten Gürtel des sogenannten „Nordwaldes" durch queren, der erst im Mittelalter während einer jahrhundertelangen Kolonisationstätigkeit allmählich erschlossen wurde. Doch ist sicher, daß schon früh einzelne Handelswege oder -steige durch den Wald führten. Zwei von ihnen liefen so, daß sie von der Donau nordwärts unmittelbar in den Raum um das heutige Eibenstein vorstießen: jener, der entlang der ® Zur älteren Literatur über den Heiden- oder Eibenstein s. u. a.J.J. Amann,Der Eibenstein, ein heidnischer Opferstein an der Grenze von Böhmen und Oberösterreich. Mitt. d. Anthropolog. Ges. Wien XVI,1886,56ff., der sich seinerseits auf eine dem Verf. nicht zugänglich gewordene Nachricht von L. Brunner im Budweiser Kreisblatt beruft; K.Jaeckl(Jkl), Bilder aus der Geschichte Oberösterreichs. Vom Eibenstein. Der Volksbote, Linz 1897, H. 1 ff.; ders. in Woerles Illustr. Führer durch Freistadt, 1905; Fr. Kießling,Überheidnische Opfersteine. Wien 1927,68 ff.; L.Kühnelt,Der Heidenstein bei Eibenstein.Bilderwoche der Linzer Tagespost, 3. 7. 1932. Über weitere Lit. s. auch K. Wagner in seiner Abhandlung über den Eibenstein in diesem Heft. Daß es nicht bei theoretischen Feststellungen geblieben ist, sondern die zuständigen Stellen expressis verbis zu entsprechenden Forschungsmaßnahmen aufgefordert wurden, stellt J. J. Amann ausdrücklich fest. Nach seinen Mitteilungen hat Prof. K.Jaeckl, Freistadt,„das Museum in Linz aufmerksam gemacht. Aber es wurde mangels an Geld oder Vertrauen in diese Sache weiter nichts geschrieben und unternommen". 's. den Bericht darüber von Amtsrat Ing. W. Obergottsberger in diesem Heft. * K.Schiffmann,Historisches Ortsnamenlexikon des Landesob der Enns.München 1935,1,248: 1262Ybenstain, 1318 Eybenstain; 1669 Eibenstein. ® wie Anm.4, II, 243: 1270 Reinpach, 1365 Rainpach. Nach Dehio, Handbuch, Oberösterreich, Wien 1958, 246: urkundl. Kirchenbau 1270, Unterkapelle, ehem. Gruftkapelle. Beinhaus. E. Pillwein, Geographie und Statistik des Erzherzogtums Österreich ob der Enns usw., Linz 1843, 331, vermerkt zu Rainbach „die sehr alte Pfarrkirche". 79
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