OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Der Eibenstein und seine Probleme von Ernst Burgstaller, Wladimir Obergottsberger und Karl A. Wagner Vorwort Wie erfolgreich sich auch die landeskundliche Forschung in Oberösterreich in den vergangenen Dezennien entfaltet hat, so ist doch nicht zu verkennen, daß sie sich einigen kulturhistorisch bedeutenden Phänomenen gegenüber doch erst im Stadium des allmäh lichen Erfassens der Probleme und der gelegentlichen Materialsammlung befindet. Dies trifft u. a. auch zu für den Komplex der verschieden gestalteten Steindenkmäler, die sowohl wegen ihrer Lage, Form und Bearbeitung als auch wegen der mit ihnen häufig verbundenen Sagen, Bräuche und Hantierungen des Volkes unsere Aufmerksamkeit ver dienen. Wie reizvoll die Beschäftigung mit derartigen Objekten sein kann, ließ erst kürzHch die monographische Erfassung der sogenannten „Pechölsteine" durch Dipl.-Ing. Ernst Fietz"- erkennen, der in seiner Darstellung die Vielfalt der Formen und ihre funktionsbe dingte Ornamentierung ebenso veranschaulichte wie deren hochaltertümliche Verwendung im bäuerlichen Hauswerk. Wie viel es aus dem Bereich der traditionserfüllten Steinmale in Oberösterreich noch aufzusammeln und wissenschaftlich zu bearbeiten gibt, wird ersichtlich, wenn man die be dauerlicherweise noch immer nicht gedruckt vorliegende Sammlung von Belegen zum Thema „Heilige Quellen, Bäume und Steine" durchblättert,in der Hofrat Dipl.-Ing.Josef Messenböck sein bewundernswertes Lebenswerk im Bereich der Erforschung dieses überaus auf schlußreichen Gebietes der religiösen Überlieferungen unseres Volkstums niedergelegt hat®. Die Fülle des hier ausgebreiteten Materials läßt Messenböcks Werk ohne Einschränkung mitdem in der Literatur viel zitierten Buch des seinerzeitigen Bischofs von Ghur,Dr.Christian Caminada, vergleichen, das dieselben Themen für dessen Heimat Graubünden behandelt®. Bei der Vielzahl der von J. Messenböck erfaßten Belege kann nicht erwartet werden, daß jedes einzelne Vorkommen nach allen Seiten hin erschöpfend untersucht und bearbeitet werden konnte, doch ist es das unvergängliche Verdienst dieses unermüdlichen Forschers, auf die Notwendigkeit der Bestandaufnahme dieses großen Überlieferungskomplexes nach drücklich hingewiesen zu haben.Daß diese Tätigkeit mühsam ist und dem Feldforscher nicht nur manche Strapazen bis zur Auffindung der betreffenden Objekte und viel Geduld in der Ermittlung der mit ihnen verbundenen Volksüberlieferungen abverlangt, ist bei der Lagerung des Materials nicht vermeidbar. Dazu kommt, daß meist keine einschlägige Lite ratur zur Verfügung steht. Jeder Bearbeiter muß mit dem Problem selbst fertig werden und jene Methode entwickeln, die sich nach seinem Dafürhalten im gegebenen Fall am ehesten als zielführend erweist. Dadurch gelingt es aber vorderhand nur, Einzelobjekte einigermaßen erschöpfend zu behandeln, wobei alle Motive,soweit man sie nach dem der zeitigen Forschungsstand kennt, der Reihe nach aufgegriffen und in ihrer Erörterung zur Diskussion gestellt werden. Denn der Rätsel sind, zumal meist historische Quellen fehlen, noch viele, und man wird kaum annehmen dürfen, daß durch die Beobachtungen eines einzelnen allein auch schon wirklich alle einschlägigen Fragen gelöst sind. ® Emst Pietz, Die Pechölsteine im östlichen Mühlviertel. OÖ.Heimatblätter XX (1968), H.3/4, 14 ff. ® Die Leitung des Institutesfür Landeskunde dankt Herrn Hofrat Dipl.-Ing.J. Messenböck für die freundliche Gewährung der Einsichtnahme in sein Manuskript. ® Christian Caminada, Die verzauberten Täler. Die urgeschichtlichen Kulte und Bräuche im alten Rätien. Ölten 1962. 77

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