OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

A.P. Okladnikow beim Symposion für Felsbilderforschung in Linz Carl Hans Watzinger Am 22. und 23. April 1969 fand in Linz ein Symposion der ersten Kapazitäten der Felsbilderforschung Ost- und Westeuropas statt. Über Einladung von Univ.-Dozent Dok tor Ernst Burgstaller trafen sich Univ.-Prof. Dr. Alexander P. Okladnikow (an den Univer sitäten Nowosibirsk und Leningrad), Univ.-Prof. Dr. Herbert Kühn (Mainz), die bekannte Quartärgeologin Frau Prof. Dr. Edith Ebers (München) und Dozent Dr. Ernst Burgstaller (Linz) zu einem Erfahrungsaustausch über die von ihnen durchgeführten Forschungen und zur Begutachtung der in Österreich in den letzten zehn Jahren entdeckten Felsbildervorkommen. Das Ergebnis der eingehenden Beratungen war hinsichtlich der österreichischen Felsbilder nach sorgfaltiger Prüfung der photographischen Aufnahmen von Dr. Burgstaller und L. Lauth sowie der Abgüsse von W.Skala die Bestätigung der „Echtheit" der Felsbil der im Toten Gebirge und der anderen Fundstellen als urgeschichtliche Dokumente. Es ließ sich weiter feststellen, worauf übrigens Doz. Dr. Burgstaller bereits in mehreren Ver öffentlichungen und Vorträgen hingewiesen hat,daß sich deutlich die Stile mehrerer Kunst übungen ausprägen, die ihre Merkmale im ausgehenden Paläolithikum,in der Megalithkul tur, in der Hallstatt- und La-Töne-Zeit haben und daher eine sehr lange Kontinuität der Felsbilderkunst in Österreich erkennen lassen. Nicht unerwähnt blieb bei den Besprechungen, daß bereits der Begründer der Felsbil derforschung und erste Autorität auf diesem Gebiet, Univ.-Prof. Dr. Henri Breuil (Paris), noch vor seinem Tode die Bedeutung der Funde als beachtlich erklärt hat. Anläßlich seines Aufenthaltes in Linz hielt Prof. Okladnikow einen vielbeachteten Vor trag in der Volkshochschule über seine Entdeckungen von Felsbildern in Zentralasien und Sibirien, bei dem er wiederholt auf Parallelen zu den von E. Burgstaller und seinem Mit arbeiter L. Lauth entdeckten österreichischen Felsbildern hinwies. Alexander P. Okladnikow wurde 1908 in dem kleinen Dorf Typt am Flusse Ilga (an der oberen Lena) in Sibirien als Sohn eines Lehrers geboren und fand früh seinen Weg zur Urgeschichtsforschung. 1925 bezog er das Pädagogische Technikum in Irkutsk. Es ist be zeichnend, was sein Biograph W. E. Laritschew darüber berichtet, daß er zu diesem Stu dium als völlig mittelloser Student nur mit drei Laiben schwarzen Brotes, aber mit einem Sack voll jungsteinzeidicher Funde von der Mittelschule in Anga und von seinen Eltern wegging. In Irkutsk fand er auch bald Zugang zur Universität und kam noch im selben Jahr an die Staatliche Akademie für Geschichte der Materiellen Kultur in Leningrad. Hier wurde der Begründer der Altsteinzeitforschung in Rußland, Prof. P. P. Efimenko, aufseine Fähigkeiten aufmerksam und eröffnete ihm die Möglichkeit zu umfangreichen Exkursionen, die ihn durch alle Teile des asiatischen Rußland und der angrenzenden Gebiete führten. Das staunenswerte Arbeitstempo Okladnikows gestattete es ihm,seine zahlreichen, auf diesen unerhört strapaziösen Exkursionen gemachten Entdeckungen in nicht weniger als 334 wissenschaftlichen Arbeiten (darunter zahlreichen Büchern) auszuwerten, wobei erim stande war, auf Grund seiner umfassenden Material- und Literaturkenntnis bedeutende Zusammenhänge zwischen seinen Funden und den Grabungsergebnissen aus dem euro päischen Norden und aus Nordamerika nachzuweisen. 75

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