OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Das Felsbildergebiet in der Holl am Warscheneck und seine nacheiszeitliche geologische Geschichte Vorläufige Mitteilung von Edith Ebers Wenn man es in quartärgeologischer Sicht betrachtet, scheint das prähistorische Felsbildergebiet in der Holl am Warscheneck, dem östlichen Ausläufer des Toten Gebirges, unerwartete Möglichkeiten für geochronologische Feststellungen zu bieten. Diese können vielleicht auch ein Licht auf das Alter der Felszeichnungen werfen, indem sie es auf der Zeitskala nach unten und nach oben begrenzen. Die „Höll" ist eine karähnliche Hohlform zwischen Stubwieswipfel im Norden und Schwarzeck im Süden, rund 200 m tiefer als das Teichlbecken gelegen. Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft konnte die Verfasserin in den Jahren 1967 und 1968 während der schneefreien Zeit des Jahres eine Anzahl von Versuchsgrabungen, je weilszu Füßen der durch Felsgravierungen ausgezeichneten Blöcke, hier durchführen lassen. Der spätglaziale Lokalgletscher, welcher aus den Hochlagen des Warschenecks herunter kam, hat deutlich erkennbare morphologische Züge hinterlassen. Er scheint in der Höll, dem untersten Glied seiner Kartreppe, geendet zu haben. Sein ganzer ehemaliger Weg vom Teichlbecken zur Höll hinunter, wird von Gletscherschliffen begleitet. Diese enden erst unterhalb des Bergsturzgebietes bei der „Schwarzlackn". Die Untersuchungen ergaben, daß der große Plassenkalk-Bergsturz vom Stubwieswipfel teilweise in einen kleinen Karsee hineingestürzt ist. In dessen Ablagerungen stecken heute eine Anzahl der zahllosen gewaltigen Felsblöcke, bes. die Blöcke 1-11 (nach der Numerierung von Burgstaller^).Diese letzteren sind mit Felsbildern geschmückt, die ohne Zweifel erst nach dem Absturz der Blöcke eingeritzt worden sind. Die Tone des Sees, in denen sie teil weise sogar noch in Schrägstellung stecken, erreichen an die 2 m Mächtigkeit. Sie sind völlig steril, ohne Anzeichen vonTier- und Pflanzenleben,bisaufPollen und Holzreste,welche letztere bei Block IV gefunden werden konnten. Schon das läßt annehmen, daß das tonige Material sedimentierte Gletschertrübe darstellt. Es ging aus einem Gletscherbach hervor, einerfeniglazialen®Teichl,dessenGewässerdemschonzurückgewichenenWarscheneckgletscher entströmt sein müssen. Sie wurden dannim Höll-Becken zu einem kleinen See,dessen Lebens zeit nur einige Jahrtausende umfaßte, aufgestaut. Dies war der Fall zur Zeit des Alleröd. Die in Bern durchgeführte Radiokarbon-Datierung ergab ein C"-Alter von 9020 J. v. Chr., also etwa 11.000 J. B. P. (Before Present, vor heute). Eine Doppelanalyse eines besonders ungestörten Grabungsbereichs von Block VII b lieferte Pollendiagramme, welche in der Borealzeit, um 6500 v. Chr. oder 8500 B. P., nahe dem sog. Haselgipfel, an der SeetonOberkante plötzlich abbrechen. Es darf daraus wohl geschlossen werden, daß zu diesem Zeitpunkt der Hauptbergsturz von der 400 m hohen Wand des Stubwieswipfels erfolgt ist. In: Emst Burgstaller, Felsbilder und -inschriften im Toten Gebirge in Oberösterreich. Mit einem Geleitwort von Werner Kiesenhofer, einem naturkundlichen Bericht von Wilhelm Freh und Maßauf nahmen von Ludwig Lauth. Linz 1961. Im folgenden werden einige Fadiausdrüdce erklärt, die im vorliegenden Bericht verwendet werden: Feniglazial:zu Ende der Eiszeit; Alleröd: der erste Zeitabschnitt nach dem Abschmelzen des Eises; Borealzeit: durch die Pollenanalyse koimte man die Nacheiszeit in einzelne Abschnitte gliedern. Während vor dem Boreal nur Nadelwälder bestanden, tauchen in diesem Absdmitt Laubbäume auf. Zeitweise dominiert ganz besonders die Haselnuß, deren Pollen sich in großen Mengen finden; Dolinen: in Karstgebieten zu Tausenden auftretende, durch Lösung des Kalkgesteins entstandene Hohlformen. 72

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