OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Jäger auf, der in Hinterschlagen tot aufgefunden wurde. Ob diese Eintragung mit den Vor gängen in der Mettennacht etwas zu tun hat, weiß man natürlich nicht®. Das Wilde Weib Als er einmal vom Feld heimging, sah ein AmpflwangerBauereine wunderschöne Frau durch die Wiesen gehen. Es war aber ein „Wildes Weib". Er ging ihr nach und trafsie dann unmer wieder. Oft fragte sie ihn, ob er verheiratet sei. Aber er leugnete stets. Sein Weib aber schöpfte Verdacht, schlich ihm nach und fand ihn in den Armen der Bergfrau. Gut mütig, wie sie war,sagte sie aber nur: „Ei, du mein Gott, der hat sich halt in ihre schönen Haare verschaut". Nun mußte der Bauer gestehen, daß er längst verheiratet war. Das Wilde Weib aber war zornig und sagte: „Wenn deine Frau auch zornig geworden wäre, hätte ich dich zerreißen müssen!" So aber schenkte sie ihm noch einen Beutel voll Gold und ermahnte ihn,gut zu wirtschaften und fortan seinem Weib treu zu sein®. Der Lehnerbauer in Lehntal Der Lehnerbauer in Lehntal in der Waldpoint bei Zell am Pettenfirst - heute ist das seit Jahrhunderten bezeugte Gehöft längst abgekommen - hat seinen Hof durch Fleiß und Glück emporgewirtschaftet, blieb aber trotz seines Reichtums selbst stets gastfreundlich und demütig. Auch der Kirche von Ungenach, wohin man vor Errichtung der Pfarrkirche in Zell zum Gottesdienst gehen mußte, erwies er sich als Wohltäter und ließ sie auf seine Kosten ausschmücken. Er soll solches Ansehen genossen haben, daß man in Ungenach an Sonn- und Feiertagen nie früher zum Gottesdienst geläutet hat, bis der Lehnerbauer ge ritten kam und in die Kirche hineinging'. Das Kreuz in Vorderschlagen Im Jahre 1805 waren die Franzosen in Ampflwang. Eine Reiterabteilung hatte den Befehl, in den Bauerndörfern Nachschau zu halten, ob sich nicht einzelne österreichische Soldaten dort versteckt hätten. Wo heute am Weg von der Friedlmühle nach Vorderschlagen ein Kreuz steht, machten die Reiter halt. Der Kommandant schickte nur einen einzelnen Reiter nach Vorderschlagen auf Kundschaft. Aber der fand keine feindlichen Soldaten. Bei einem Bauern ritt er in den Hof hinein und verteilte aus seinem Lederranzen sogar Leckerbissen an die Kinder. Aus Dankbarkeit darüber, daß die Franzosen das Dorf nicht weiter belästigt haben, setzten die Bewohner dann das Kreuz, das noch immer fallweise erneuert wird®. Das Kreuz beim Bruckmüllerhaus in Innerleithen Vor ca. hundert Jahren stockte der Besitzer dieses Pointls einen hohen Birnbaum aus. Er hatte den Wurzelstock bereits freigelegt und befestigte nun in halber Höhe des Stammes ein Seil, um den Baum umzuziehen, wie dies seitjeher üblich ist. Es stellte sich aber bald heraus, daß die Kräfte des starken Mannes allein nicht ausreichten, lun den Baum zu fallen. Daher ging er in das Dorf,um einen Nachbar um Hilfe zu bitten. Während dieser Zeit aber kamen 'Die Geschichte wurde dem Verf. erzählt vom alten Joh. Pachingcr, Auszugsbauer am Mörtlgut in Vorder schlagen,geb. 1887,gest. 1967,imd von Rupert Hötzinger,Auszugsbauer am Mehlkastengutin Hinterschlagen. Dieses Gut ist unter dem Besitzernamen Hötzeneder bereits 1680 urkundlich erwähnt. ® Nach A. Depiny, Oberösterreichisches Sagenbuch. Linz 1932. s. o. auch Sagensammlung A. Grausgruber, Nr. 7 in diesem Heft. 'Nach A. Depiny, Oberösterreichisches Sagenbuch. Linz 1932. s. o. auch Sagensammlung A. Grausgruber, Nr.65 in diesem Heft. 'Mitteilung von Bauer Franz Eberl am Burgstallerhaus in Vorderschlagen. 70

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