Sagen aus der Umgebung von Ampflwang Gesammelt von Hermann Stockinger (In Ergänzung der Sammlung von K. Grausgruber veröffentlichen wir hier eine Sammlung von Lokalsagen, die der Ortschronist von Ampfelwang zusammengestellt hat. Obwohl sich einige Sagen fast wörtlich, andere dem Thema nach wiederholen, erscheint uns ihre Wiedergabe wichtig, einerseits um die Häufigkeit ihrer Auf zeichnung, andererseits um Varianten in der Überlieferung sichtbar zu machen. Die Red.) Die Pest Wo sich die Wege von Ampflwang nach der Ortschaft Orth und von der Scharrmühle nach Schmitzberg kreuzen, stand vor Zeiten ein gemauerter Bildstock, den man nach dem Bild aufder Blechtafel in seiner Nische „Die vierzehn Nothelfer" nannte. Heute ist er ebenso verschwunden wie ein ähnlicher Bildstock beim Urteln in Rödleithen. Für den ersteren hat man nach Errichtung eines Hauses an seiner Stelle wenigstens ein neues Holzkreuz auf gestellt, das wieder das Bild der Vierzehn Nothelfer trägt. Der Sage nach hängen beide Bildstöcke mit dem Wüten der „Seuche" - der Pest - zusammen, die in einer Ortschaft südlich von Ampflwang so arg gewesen sein soll, daß nur mehr vierzehn Personen am Leben geblieben sind. Diese errichteten dann aus Dankbarkeit den Bildstock. Auch die Toferlkapelle gilt als Erinnerung an die Pest. Im Jahre 1649 wütete dieKrank heit wieder einmal ganz arg in unserer Gegend. Insbesondere waren davon die höher ge legenen Ortschaften Hinter- und Vorderschlagen betroffen. Die südlichen Teile des Ge meindegebietes blieben mehr verschont davon. Um zu erfahren, ob in Hinterschlagen noch jemand am Leben geblieben sei, zündeten die Bewohner der Ortschaft Schirling ein großes Feuer an. Bald darauferwiderten die Hinterschlager das Signalfeuer. Aus Dankbarkeit für ihre Versehonung von der Pest sollen die Schirlinger dann an der Stelle, wo sie das Feuer abbrannten, eine Kapelle errichtet haben. Vor 120 oder 130 Jahren wurde diese hölzerne Andachtsstätte allmählich zu klein, so daß sie durch eine gemauerte Kapelle ersetzt wurde. Auch beim Mair in Oberndorf stand eine Pestsäule, an die sich ältere Leute noch er innern. In Buchleithen ist ein „Pestland" als Flurname bekannt^. Der Zigeunerberg In den Ortschaften Hausruckedt und Michelau soll einmal ein wilder Bursch oder Zigeuner sein Unwesen getrieben haben. Die ganze Gegend machte er mit Raub und Plün derung unsicher. Eines Tages aber fand man sein Versteck. Die Bauern trafen den Schlafenden unter einem Baum. Da soll ihn der Helml von Mühlau mit einer Hacke erschlagen haben. Noch vor 40Jahren (also um etwa 1920)stand ein Kreuz mit einer Erinnerungstafel an dieser Stelle. Ein großer Stein bedeckte das mitten im Wald gelegene Grab. Eine andere Geschichte erzählt, daß es sich bei dem „Zigeuner" um einen verworfenen Abkömmling eines Rittergeschlechtes gehandelt habe. Er soll öffentlich hingerichtet worden sein. Der Helml von Mühlau soll der Scharfrichter gewesen sein. Wieder andere erzählen, daß Militär aufgeboten wurde, um den Räuber zu fangen. Man hat ihn an Ort und Stelle hingerichtet. 1 Die mündliche Überlieferung verdankt der Autor Herrn R. Plötzeneder, Bauer am Aigen, geb. 1897, gest. 1967, und dem „alten Hehenfelder Toferl" in der Schirling, der ihm in seiner Jugend diese Geschichte oft erzählt hat. Schriftliche Mitteilungen enthalten für 1649 das Herrschaftsprotokoll von Wolfsegg, für 1655 das von Frankenburg (frdl. Mitt. von Herrn Schuldirektor O. Koller, Frankenburg). 68
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