OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

bleibt auch keine verkohlte Wunde zurück, sondern der bestrafte Lauscher ist wieder geheilt. Eine Andeutung, wie beliebt die Sagen von der Wilden Jagd in Oberösterreich einst waren,gibt Depiny aufS. 3-19, Nr. 1-117, wobei er z. B. die Aufzeichnungen W. Kriechbaums zu einer Geschichte zusammenzieht und wir annehmen dürfen, daß genauere Aufzeichnungen, insbesondere von Ernst Burgstaller, erst den ganzen ehemaligen Reichtum dieser Überlieferung zeigen werden. Hinter allen Änderungen läßt sich die alte Volksanschauung erkennen. Dem nordgermanischen Namen „Odins Jagd" stehen deutsche Bezeichnungen wie „Wuotes Heer" und „Muotes Heer"zur Seite; der bis zu den Lappen gedrungene Name „Julvolk"steht in Einklang mit den bei uns überlieferten Umzugszeiten der Zwölften zwischen Weihnachten und Dreikönig.Dasist aber auch die Zeit des Ahnengedenkens,der Einkehr der toten Vorfahren, und diese sind es nach mehrfach bezeugter Anschauung, die umziehen und unter deren Schutz sich die Menschen geborgen fühlen. 42. Die blauen Seelen. Anna und Rosa Zöbl-Zauner, Geboltskirchen. Als Schreckgestalt au einer bestimmten Wegstelle wird der Teufel angenommen, ohne daß davon eine Begebenheit bekannt ist. 43. Der unheimliche Nachbar. Bis in die Gegenwart wirkt sich der einst von behördlicher Seite hochge züchtete Hexenglaube aus. Männliche und weibliche Hexen üben Schadenzauber, vor allem der Schaden am Vieh und an der Milch hat sich, nachdem diese Vorstellung einmal Fuß gefaßt hatte, zähe gehalten. So werden an verschiedenen Orten Menschen mit ungewöhnlicher Lebensweise oder seltsamem Aussehen,ja manch mal nur wegen ihres wirtschaftlichen Erfolges für Hexen gehalten. 44.'s Wilde Gjoad. Schwestern Anna und Rosa Zöbl-Zauner. Siehe die Anm. zu Nr. 41. Besonders vieräugige Hunde, das sind solche, die über jedem Auge einen hellen Fleck haben und denen man auch sonst besondere Eigenschaften zuschreibt, müssen mit der Wilden Jagd ziehen (Depiny, S. 4, Nr. 15-17; ferner Nr. 21 u. 47). Ein schwarzer Hofhund läuft in der Mettennacht mit (Depiny, Nr. 18). In Sagen aus Ober österreich, Kärnten, Tirol, Schwaben und Mecklenburg zieht die Wilde Jagd durch das Haus oder durch den Bauernhof,dessen Tore geöffnetbleiben müssen.Dafür istdas Gehöft behütetund gegenjeden Diebstahl geschützt. Vgl. Haiding, Sagenschatz Nr. 60 und Anm. 48, 50. (z.B.über L. Kretzenbacher, Vieräugl.) 45. Die gestohlene Leinwand. Depiny, S. 217, Nr. 348. Ein derartiger Herbeiholungszauber bedarf gewöhnlich keines Zauberbuches. Manchmal genügt es einfach, ein Rad oder einen Haspel zu drehen, ohne dazu Sprüche zu sagen. Hie und da hielt man es für notwendig, drei Späne von der Türe, durch die der Dieb entwichen war, in die Radnabe zu legen. Fast stets heißt es,je schneller man drehe, um so rascher müsse der Dieb das gestohlene Gut wiederbringen. Derartige Sagen kennen wir aus der Schweiz,Tirol,dem Allgäu,Baden, Schwaben, Württemberg, Thüringen und Pommern. Manchmal bedient man sich einer Schüssel,um einen Dieb zu finden, auch eine Wünschelrute kann zur Entdeckung führen. Brennender Zunder in der frischen Spur des Diebes brennt und verrät ihn ebenfalls. 46. Das Bild der Gehängten in der Suppenschüssel. Elfriede Reifetshammer, Haag am Haus ruck. Schon aus der Antike wird uns von Schüsselzauber mit Weissagung berichtet, die hier in einen besonderen Zusammenhang gerückt ist. 47. Das Galgenholz. Elfriede Reifetshammer, Haag am Hausruck. Über die Awaren hat sich kaum eine mündliche Nachricht erhalten. 48. Die drei Gatter. Anton Bögl, Pilgersham, St. Marienkirchen am Hausruck. Die schützende Lage ist meist nicht mit einer bestimmten Wegstelle verbunden, sondern wird sinnvoller dann eingenommen, wenn dem Wanderer während des Gehens die Wilde Jagd begegnet. Diese zieht nach der Volksmeinung oft nur knie hoch über dem Boden dahin, weshalb es dann genügt, sich flach hinzulegen (Depiny,S. 7, Nr. 32 ff., Nr. 87, 89). Manchmal muß sich der Gefährdete in die rechte Wagenspur legen (Nr. 39) oder zwischen die Wagen geleise (Nr. 35). Kreuzen der Gliedmaßen hilft auch nach anderen oberösterreichischen Sagen gegen den Teufel, der sie mit „Scherhäufl" anredet (vergl. Depiny, S. 15 f., Nr. 87, 90,91,92,93).Wenn mehrere nachtsvon der Wilden Jagd überrascht werden, so müssen sie sich wie die Speichen eines Rades zusammenlegen, den Kopf zur Mitte (Haiding,Sagenschatz Nr. 59). Über die Speichenlage und andere „Wunderliche Wesen", die den Wilden Mann, das Moosweibl und andere uralte Gestalten ziun Altersvergleiche veranlassen, siehe Haiding, a. a. O., Anm. zu Nr. 7. 49. Der Mannaberg. St. Marienkirchen am Hausruck, Anton Bögl u.a. Derartige Geschichten wurden auch nachträglich verfaßt, um eine Ortsbezeichnung zu erklären. Hier wären Aufzeichmmgen von Varianten sehr erwünscht. 50. Die Wilde Jagd vom Atzberg. Schuldirektor Karl Pichler,Ottnang. Auch hier die nachträgliche Verteufelung der Sage von der Wilden Jagd. Reiter gehören durchaus zu dem nächtlichen Zuge, desgleichen schwarze Hunde. Siehe Anm. zu Nr. 44 u. 48. 51. Die Selbstmörder vom Atzberg. Schuldirektor Karl Pichler,Ottnang. Selbstmörder galten lange Zeit als verdammenswert, weil seit Augustinus die Lehre vertreten wurde, der Teufel sei Anstifter zu ihrer Tat. Dementsprechend entstanden auch Ausnahmebräuche, die erst mit der Abschwächung manchen Aberglaubens seit dem 18.Jahrhundertzu verschwinden begannen. Der Hase tritt auchsonstimZusammenhangmitdem Selbst mörder auf. Das Erscheinen des Teufels in Hasengestalt kündigt ein baldiges Erhängen als Todesstrafe oder als Selbstmord an (beide, der Verbrecher wie der Selbstmörder, werden ja vom Teufel geholt). Wenn während eines Begräbnisses ein Hase über den Friedhofläuft, kündigt dies an, daß sich bald jemand aus der Pfarre er hängen werde, desgleichen, wenn ein Hase durch die Tenne läuft. Bei vielen indogermanischen Völkern gilt es als üble Vorbedeutung, wenn einem ein Hase über den Weg läuft. Wie der Teufel,sonahmen auch dessen Dienerinnen, die Hexen, oftmals Hasengestalt an, womit sie Jäger in die Irre führten.Dieser Aberglaube kostete in den Zeiten der Hexenprozesse manches Menschenleben. 52. Der starke Friedl. Pfarrer Josef Sallaberger, Attnang. Starke Burschen imd Männer nehmen es nach verschiedenen Sagen mit dem Teufel auf.Vgl.Haiding,Sagenschatz Nr.301. Von ungewöhnlich kräftigen Leuten erzählen Sagen und Lügengeschichten (Haiding, a.a.O., Nr. 17 und Anmerkungen). 66

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