68. Das Pumperhölzl bei Zell am Pettenfirst Nur zwanzig Gehminuten von Zell entfernt liegt das Pumperhölzl. Noch heute ist es manchem Furchtsamen nicht ganz geheuer, wenn er durch diesen kleinen, verrufenen Wald gehen soll. Die Wilde Jagd zeigte sich hier in den langen Winternächten ärger als anderswo: Rinder mit glühenden Augen waren keine Seltenheit, krachende Bäume und donnerähnliches Grollen wollen manche hier gehört haben. Ein Gewährsmann erzählt, daß sein Großvater selbst gesehen habe, wie ein verwilderter,trotzig dreinschauender Bursch dort glühende Sauhaxen auf einer brennenden Kraxe getragen habe und wie er diese zum Kauf anbot. Niemand aber traute sich mit dem unheimlichen Händler etwas anzufangen. Jeder ging ihm aus dem Weg und rannte,was er konnte,ausdem Wald.Wenn sich an etlichen Tagen des Jahres aber kein Spuk zeigte, soll man wenigstens ein regelmäßiges Pumpern bis zu den benachbarten Grundstücken gehört haben. Davon soll der Wald auch den Namen „Pumperhölzl" bekommen haben. 69. Der Steigbügelhalter der Ritter vom „Poldlschopf" In der Nähe von Zell am Pettenfirst liegt der Poldlschopf oder, wie er früher genannt wurde, der Burgstall. Dort soll einst eine große Burg gestanden sein. Der Vikar von Zell soll den Rittern vom Poldlschopf unterstellt gewesen sein. Daher mußte er dem jeweiligen Burgherrn, wenn er zur Kirche geritten kam, aus dem Sattel helfen und ihm beim Auf sitzen den Steigbügel halten. Als ihm einmal dieser Dienst zu demütigend wurde, warf er einen Erdhügel auf, den der Herr zum Auf- und Absitzen benützen konnte. So wurde er die lästige Steigbügelhalterei los. Nachwort und Anmerkungen Von Karl Haiding Herr Alois Grausgruber, Geboltskirchen, hat in sehr verdienstvoller Weise eine Sammlung von Sagen aus seiner Heimat zusammengestellt. Er konnte sich dabei auf zahlreiche Gewährsleute und Archive stützen und hat zur Abrundung auch die auf seinen Sammlungsbereich bezüglichen Sagen aus dem Werk von Adalbert Depiny^)mitbenützt. Das erklärt einerseits die nicht zu übersehende Uneinheitlichkeit der Sammlung,läßtaber andererseits auch die Eigenart der verschiedenen Beiträge erkennen. Wenn Helmut Fielhauerin der Einleitung'zu den von ihm herausgegebenen Sagenaufzeichnungen Alois Wolframs^)sagt:„Einesystematische Erzählforschimg in Niederösterreich ist über alle Vorpublikationen hinaus in der glücklichen Lage, noch reichlich aus erster Hand, gewissermaßen in situ, schöpfen zu körmen", so gilt dies in gleicher Weise für Oberösterreich. Trotzdem ist der rasch fortschreitende Rückgang mündlich über lieferten Erzählgutes nicht zu verkennen. Nach dem Schwinden des Märchens verringert sich jetzt auch der Stand der einst so überaus zahlreichen Sagenerzähler, wozu neben dem Zurücktreten der natürlichen Gemein schaften die allgemeine Unrast imd - weit mehr als jemals das Buch-nunmehr Rundfunk und Fernsehen bei tragen. Um so dankenswerter sind alle Bemühungen, festzuhalten, was noch zu erfahren ist. Richard Bei11, der kenntnisreiche Volksforscher,kommt nach gründlicher Beschäftigung mitdem Erzählgut seiner Heimat zu dem Ergebnis: „Die einigermaßen überblickbare Entwicklung der letzten hundert Jahre zeigt einen auffallenden Schwund der Sagen von freundlichen tmd helfenden, auch menschlich hilfsbedürftigen Geisterwesen ...Die Darstellung des Bösen und Gefährlichen und dessen Bekämpfung beherrscht die Phantasie des Volkes mehr und mehr."')Eine ähnliche Entwicklung deutet die vorliegende Sammlung an, obwohles sich nur um einen kleinen, von Zufällen abhängigen Bestand handelt. Wenn in einer von Tag zu Tag nüchterneren Umwelt die Astrologie ihre Blüten treibt, so ist es durchaus folgerichtig, daß Teufels- und Gespensterglaube nicht nur in Vorarlberg die Auswahl der Sagenüberlieferung heute ungewöhnlich stark beeinflussen. Zum Unterschied von der wissenschaftlichen Feststellung der aufgezeichneten Sagenvarianten müßte daher der Pflege heimischer Volkssage eine entsprechende Wertung vorausgehen. Gegenüber der schon erwähnten Einleitung H. Fielhauers und den ausgezeichneten Sagenkommentaren von Elfriede Moser-R ath') und Oskar Moser')halteich michin den hierzweckmäßigen bescheidenen Grenzen tmd verweise im übrigen auf mein Werk„österreichs Sagenschatz"').Sagensind nur eine von vielen Wesensseiten der Volkskultur, aber dank ihrer Verbindung mit Volksglauben und -brauch und wegen ihrer einstigen Häu figkeitfür das Gesamtbild von Bedeutung. Abgesehen davon, daß Märchen und Schwank meist von einem ganz anderen Menschenschlage überliefert vmrden und werden, müssen wir uns auch schon wegen der Träger der Überlieferung über die Vielschichtigkeit dessen klar sein, was gewöhnlich unter dem Begriffe der Volkssage zusammengefaßt wird. 62
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