OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

Morgen warf der See sein Opfer ans Ufer. In ihrer Verzweiflung soll sich die Jungfrau vom Turm herabgestürzt haben. Der Uferstein in der Eisenau, von dem aus der Jüngling nach Traunkirchen spähte, heißt heute noch der Jungfernlueg. In der Klosterkirche Traunkirchen war lange Zeit hindurch ein Gedenkstein, der zur Sühne für eine Schuld gemeinsam Liebender errichtet wurde, zu sehen. Alljährlich wurde einmal das hl. Opfer für das Seelenheil der beiden liebenden Unglücklichen gefeiert. 58. Der Bau des Schlosses Wolfsegg Beim Bau des Schlosses Wolfsegg trugen drei Riesen das Baumaterial zusammen. Sie waren so groß, daß sie die Burg, als sie fertig war, noch überragten.Im Schloß soll sich noch an einer eisernen Kette eine Rippe eines der drei Riesen befinden. 59. Der wilde Burgherr Aufder Festung Burgstein nahe dem Bergrücken der Farnau hauste ein wilder Burgherr. Seine unmäßige Härte hatte sein Weib früh ins Grab gebracht. Seine einzige Tochter glich der Mutter und erwecktedadurch die Abneigungdes Vaters. Da kam eines Tages nach dem Fall seiner Burg der junge Ritter von Wolfsegg als Gefangener nach Burgstein. Der Tochter des Ritters gefiel der stattliche Mann. Als dem Vater jedoch ihre Liebe zum Wolfsegger Herren verraten wurde, ließ er beide in die Tiefe stürzen. Von nun an trieb er es immer toller. Bei Jagden mußten seine Bauern die Hunde vertreten. Als er schließlich starb, wurde er selbst in einen Hund verwandelt. Wenn der Viechtauer Wind recht tobte, sagten früher die alten Leute:„Der böse Ritter suchtjetzt das Wild". Auch die Tochter des Ritters und der Wolfsegger sollen sich in Mondnächten auf der Felsspitze sehen lassen, von der sie der Alte hatte herunterstürzen lassen. 60. Das Wettersegnen Ein Schulmeister von Wolfsegg konnte das Wetter „segnen". Er ging dabei vor die Haus tür und machte mit einem Kruzifix Kreuze in die Luft, während er einen bestimmten Spruch hersagte. Meist schickte er die Wetter nach Schwanenstadt. Begreiflich, daß sich die „Schwoana" oft darüber beklagten. 61. Der versetzte Grenzstein Vor rund 100 Jahren ließ sich bei Wolfsegg nachts ein Mann mit einem großen Feld stein auf der „laxen" (Achsel) sehen und fragte jeden, der vorbeiging: „Wo soll i'n hin toan?" Als ihm einer antwortete: „Tuast 'n halt hin, wos d'n hergnumma hast!", setzte er den Stein aufein Feld und verschwand. Der Angerufene aber erkannte in dem Mann einen erst vor kurzem verstorbenen Bauern, der die „Maristoan" (Marksteine) zu seinen Gunsten versetzt haben soll. Das große schwarze „Mari", das der Geist versetzt hat, soll heute noch auf dem Feld zu sehen sein. 62. Die Wetterhexen von Wolfsegg In Wolfsegg konnte ein Mann die Wetterhexen aus der Luft herunterschießen. Sie wurden dabei aber nicht verwundet, sondern verloren nur ihre Zauberkraft. 63. Beim Anbraucher Auf einem Bauerngut bei Geboltskirchen wollten die Hühner nicht mehr legen, so daß die Eier beim Nachbarn gekauft werden mußten. Offensichtlich waren die Tiere ver hext. Man holte den Anbraucher aus Wolfsegg, der ein paar Tage lang „Schoppwerk", wie man eszum Stopfen der Backöfenlöcher braucht, in den Hühnerstall streute und eben60

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