OÖ. Heimatblätter 1969, 23. Jahrgang, Heft 1/2

die Feldhasen. Die arme Frau glaubte, daß all das ein Zeichen dafür wäre, daß ihr Mann auf ewig verdammt und durch nichts mehr zu retten sei. Schweißgebadet und schreck erfüllt soll die alte Kranawitterin den Ort des Grauens verlassen haben und nie mehr in seine Nähe gegangen sein. 52. Der starke Friedl Ein Vorfahre von den Friedinin Ottnang warein unheimlich starker, rauflustiger Mann. Niemand konnte es mit ihm aufnehmen. Er nahm seinen Pferden die „Stärke", das heißt, er übertrug durch Zauberei aufsich ihre Kraft. Während er oft bis zum Morgen im Wirts haus saß, wurden die Tiere nicht gefüttert. Bei seiner Heimkehr lagen sie zitternd auf der Streu. War er wieder daheim, gab er ihnen ihre Stärke wieder zurück. In der „Landstadt Wels" soll er einmal bei einem Zirkusbesuch einem Löwen das Maul zerrissen haben, so daß das Tier jämmerlich verendete. Die „Ramingzu Bergern" war eine Zeitlang bei ihm Dirn. Sie hielt aber nicht lange dort aus, weil es im Haus des Friedl immer spukte. Der starke Mann hatte nämlich die merkwürdige Gewohnheit, um Mitternacht mit dem Teufel zu raufen, einmal auf Ernst, einmal auf Spaß, wie es ihm halt paßte. Aber der Friedl blieb immer Sieger. Wegen dieser nächtlichen Unterhaltungen konnten die anderen Hausleute nicht schlafen, da sie das Geschrei und Gepolter immer wieder im Schlummer störte. Deshalb hatte der Friedl auch sein Kreuz mit den Dienstboten. Auch auf dem Weg vom Wirtshaus erwartete den Friedl manchmal sein bocksbeiniger Kamerad, um mit ihm zu ringen. Die Kampfplätze waren gewöhnlich die Wegkreuzungen. Oft kam der Friedl mit Kratzern im Gesicht heim und erklärte dann: „Heint han i eahms wieder zoagt". Als mit zunehmendem Alter aber seine Kräfte abnahmen und ihn auch die Rauflust verlassen hatte, überwältigte ihn doch eines Tages der Teufel und trug ihn davon. 53. Der Spuk im Kreimlhof Da weit und breit die Bauern nur Ochsen hatten und nur der Besitzer vom Kreim- oder Kreimlhof Pferde hielt, wurde der Kreimlhofbauer bald zum Leichenfuhrmann bestellt. Meist wußte er schon lange, bevor ein Bote ihn holte, daß es zum Einspannen wurde. Denn jedesmal, wenn in der Gemeinde jemand starb, fiel im Vorratsschuppen des Kreiml ein Pferdekummet oder wenigstens ein Teil eines Pferdegeschirres herunter und der Bauer wußte dann gleich, daß wieder einmal jemand gestorben war und man sein Fuhrwerk brauchte. 54. Der Teufel in der Palmmühle Die Palmmühle liegt beim Zusammenfluß von Aubach und Redl. Der Besitzer, der alte Palmmüller, war gern im Wirtshaus. Als er einmal nachts heimkehrte, erschrak er nicht wenig, als er beim Näherkommen ein ihm völlig fremdes Geräusch vernahm. Wie er in die Stube tritt, sieht er, daß sich alle Hausleute verkrochen haben, aber der Oberteufel aufdem Tisch sitzt und die kleinen Teufel quer durch die Stube tanzen. Schon will der Oberteufel nach dem Müller greifen, als er wegen des ungebetenen Besuches Aufklärung verlangt. „Das liegt doch auf der Hand",sagt der Oberteufel, „daß wir da sind, um dich zu holen!" und streckt wieder die Hand nach dem Müller aus. Der aber schreit und bittet, bis der Teufel mit sich reden läßt und beide eine Wette eingehen. Das Mitgenommenwerden soll vom Lösen von zwei Aufgaben abhängig gemacht werden. Wenn der Müller mit der seinen zuerst fertig wird, kann er weiterhin dableiben. Seiner Sache ganz sicher, geht der Teufel auf den Vorschlag ein. Der Müller bringt je einen Sack Erbsen, Linsen und Hanf in die Stube, schüttet die Früchte aufdem Boden aufund vermengt das Gemisch mit den Händen kräftig. 58

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2