sakraler Charakter wird den Türen beigelegt, und dem Eisen, als dem jüngsten der alten Metalle, schrieb man eine besonders bannende Kraft zu. Zum Beschlag gehört auch das Schlüsselfeld, das in der Romanik noch ganz bescheiden gehalten ist, wogegen den Tür klopfern, die zugleich noch Zugringe sind, größere Bedeutung zukommt. Spätgotik Die Verzierung von Tor und Tür ist auch das Hauptanliegen der Gotik. Dies gilt sowohl für den Beschlag als auch für das neu hinzukommende Gitterwerk. Für das älteste gotische Stück hielt man die frühe Sakristeitüre im ehemaligen Augustiner Chorherrenstift Ranshofen. Ihr geschwungenes Schloßfeld entwickelte den Schlüsselfanger zu einem zarten Rosengeranke, wie es etwa von der Manessischen Handschrift her bekannt ist. Dem entspricht der Ziehgriff, der noch keinen Fischblasendekor aufweist. Alles ist Ausdruck der lyrisch-zarten, höfischen Periode der Hochgotik. Heute bezweifelt man diese Zuweisung und datiert die Tür eher in die Zeit der Jahrhundertwende (um 1500). In Oberösterreich finden sich (innerhalb Österreichs) die meisten Beispiele aus der spätgotischen Periode. Die Möglichkeit der formalen Auszier ist stark gewachsen. Mannig faltig sind die breiten Kirchentore, die meist besonders stark ausgeschmückten Sakristeitüren unserer gotischen Landkirchen, reichlich die Beispiele der Schlösser an Toren in Adels-, Bürger- und Bauernhäusern. AlleTüren haben eine gemeinsame Wurzel und lassen sich in drei Grundtypen einordnen. Am häufigsten ist jener vertreten, der die reich beschlagenen, ursprünglich mit farbiggehöhtem Leder oder auch mit Pergament überzogenen romanischen Holztüren in Form von gotischen Beschlägen im weitesten Sinne ablöst. Ein zweiter Typ überzieht die Holztüren völlig mit Eisenblech undführtzudem dritten,dem ausschließlich aus schweren Eisenplatten gebildeten Massivtüren. Dabei wurde stets in den mannigfaltigsten Formen, oft bloß durch die Nietnägel eine ornamentale Gestaltung erreicht. Besonders zu erwähnen sind Beispiele wie die „geharnischte Tür" aus geglätteten, niedergenagelten Brustpanzern aus einem Freistädter Bürgerhaus oder die mächtigen, durch breite gekröpfte und geflochtene Bandeisen charakterisierten Kirchentüren von Mondsee, Abtsdorf und St. Wolfgang, deren Sakristeien gleichzeitig Schatzkammern waren. Die Massivtüren finden sich in den Burgen wie Wels oder Pragstein; weitere Beispiele sind die Engelszeller Sakristei türen, eine Tür in der St. Florianer Krypta, Türen in Neydharting-Schloß und Wilhering, die Türe des Heimathauses Schärding und zwei Türen in der Steyrer Stadtpfarrkirche. Sowohl diesen Massiv- als auch den beschlagenen Holztüren können die Wappentüren angehören, die durch ihre erhöhte Schmuckmöglichkeit einen besonderen Ruf erlangt haben. Das oberösterreichische Glanzstück ist die Sakristeitüre der Steyrer Stadtpfarrkircheein Hinweis auf die Handelsbeziehungen der Eisenstadt mit Nürnberg — zeigen doch die in Eisenblech getriebenen Wappenfelder neben dem Steyrer Panther den Nürnberger Adler. Gotische Türbeschläge finden sich in mehr als 70 Orten Oberösterreichs. Sie liegen in ihrer überwiegenden Mehrheit im südlichen Braunauer Bezirk, jener Acker-, Wald- und Moorlandschaft, die auch noch schöne Beispiele bäuerlicher Holzkultur bewahrt hat. Da in vielen dieser Kirchen bis zu vier Türen (in Braunau acht!) mit reichem gotischen Beschlag versehen sind,lassen sich einige hundertspätgotische Beispiele vom Ende des 15.Jahrhunderts bis zum beginnenden 16. Jahrhundert aufzählen. Aus ihnen ist unschwer zu ersehen, daß der Dichte wie dem Werte nach ein deutliches West-Ost-Gefalle vorliegt. Im Osten läßt sich ein Versiegen der Spalttechnik (wie wir sie in der Taufkirchner Sakristeitüre und Hai germoos sehen) und eine künstlerische Verarmung verfolgen, so daß man Beschläge wie 4
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